In der Corona-Falle: TSV 1860 kritisiert den Karlsruher SC
München - Was hatten sich manche Löwen-Fans darüber amüsiert, was Sport-Boss Günther Gorenzel im Türkei-Trainingslager erklärt hatte: Gorenzel setzte sich in den letzten fünf Tagen vor der Abreise nach Belek sogar zuhause eine Maske auf (Zitat: "Meine Frau nervt es schon völlig!"). Rückblickend betrachtet würde sich gewiss so mancher Löwe wünschen: Wären nur alle so vorsichtig gewesen. Auch der letzte Gegner?
Samstag, 12.36 Uhr, nur knapp anderthalb Stunden vor dem Stadtderby des TSV 1860 bei Türkgücü im Olympiastadion, verschickte Sechzig eine explosive Pressemitteilung mit folgendem Inhalt in die Welt: "Nach dem Corona-Ausbruch beim DFB-Pokal Gegner Karlsruher SC wurde das gesamte Team des TSV 1860 München täglichen Testungen unterzogen. Diese Testserien brachten bis Donnerstag ausschließlich negative Ergebnisse. In der Testserie am gestrigen Tag traten jedoch mehrere positive Fälle auf, die das Gesundheitsamt München zu einer Mannschaftsquarantäne veranlasste".
Der TSV 1860 ist in die Corona-Falle getappt
Das Derby? Abgesagt, noch ohne Nachholtermin. Die Löwen? Trotz aller Vorsicht nun auch in die Corona-Falle getappt. Die AZ zeigt den Hergang des ganzen Chaos' und die Folgen.
Vermeintliche "Corona-Schleuder" KSC: Alles begann bekanntlich mit dem Pokal-Achtelfinalkracher: Sechzig verlor nicht nur mit 0:1, man musste nach dem Duell und der Nachricht eines Ausbruchs in den Reihen der Karlsruher bangen: "Wir hoffen, dass dieser Kelch an uns vorübergeht", sagte Trainer Michael Köllner am Freitag auf AZ-Nachfrage noch zuversichtlich, als beim KSC satte 20 Fälle bekannt wurden.
Diese Zuversicht war tags darauf erloschen. "Die positiven Fälle traten bei Teammitgliedern der Löwen auf, die sich im Rahmen der Dopingkontrolle und weiteren gemeinsamen Pflichtterminen zusammen mit Spielern und Funktionären des KSC in geschlossenen Räumen aufgehalten haben", schrieb 1860 vielsagend. So gesehen könnte es neben bisher unbekannten Spielern auch Köllner erwischt haben, der als Coach neben KSC-Kollege Christian Eichner in der PK saß.
Oliver Kreuzer beteuert: "Hatten vorher keinerlei Symptome"
Das Kreuzer-Dementi: KSC-Sportchef Oliver Kreuzer setzte sich gegenüber der AZ am Sonntag umgehend zur Wehr: "Wir fahren doch nicht verseucht nach München. Wir hatten vorher keinerlei Symptome."
Das Test-Chaos: Wie Köllner durchblicken ließ, hatten die Sechzger zuerst nur Schnelltest-Reihen absolviert und in Absprache mit dem Gesundheitsamt eine PCR-Testreihe vor der Brust, da diese gerade bei geimpften und geboosterten Personen als zuverlässiger gelten. Diese hat nun ergeben: Mehrere Löwen positiv! Dazu schrieb der TSV: "Dies ist aus Sicht der Löwen umso ärgerlicher, da sich das gesamte Team in den letzten zwei Jahren an ein intern festgelegtes, akribisches Hygienekonzept gehalten hat, das zur Folge hatte, dass niemals gleichzeitig mehrere Spieler oder Mitglieder des Trainer- und Funktionsteams von Corona-Infektionen betroffen waren."
Selbst das Köln-Spiel am Samstag ist auf der Kippe
Die Folgen: Die Türkgücü-Absage war unvermeidlich und wie die Löwen am Sonntag bestätigten, fällt auch das Dienstags-Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern aus. Selbst das Samstags-Spiel bei Viktoria Köln steht auf der Kippe und hängt davon ab, wie viele Sechzger infiziert sind, sich untereinander angesteckt haben und wer sich zu welchem Zeitpunkt wieder freitesten kann. Das Gesundheitsamt München schreibt hierbei bei Symptomfreiheit nach fünf Tagen eine mögliche Freitestung nach sieben Tagen vor.
"Wir haben zwei Meisterschaften", meinte Maskenmann Gorenzel, der sich gestern nicht äußern wollte, kürzlich über Sport und Pandemie. 1860 ist bei beiden mittendrin.