Im Streit um die Allianz Arena wehrt sich Stefan Ziffzer, Ex-Geschäftsführer des TSV 1860 München

Nach den Vorwürfen packt der Ex-Geschäftsführer der Löwen aus. „Der Laden war schon lange tot“, sagt er über den Einstieg bei 1860. Er warnt Ismaik vor einem neuen Stadion: "Wäre nur der nächste Klotz".
von  Matthias Eicher
Von 2006 bis 2008 1860-Geschäftsführer: Stefan Ziffzer.
Von 2006 bis 2008 1860-Geschäftsführer: Stefan Ziffzer. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Hasan Ismaik will die Wahrheit ans Licht bringen. „Warum haben wir 50 Prozent an der Allianz Arena für die lächerliche Summe von rund elf Millionen Euro an den FC Bayern abgegeben?“, fragte der 1860-Investor bei Facebook. Mit „den besten Anwälten“ werde er jenen Fall wieder aufrollen, der die Sechzger ins Elend stürzte und bis 2025 zu teuren Konditionen an die Bayern und die ungeliebte Arena bindet. Jetzt spricht der Mann, der den damaligen Deal verhandelte: Stefan Ziffzer.

Sechzigs Ex-Geschäftsführer (2006 bis 2008) wurde von Christian Waggershauser beschuldigt, beim Anteilsverkauf von den Roten gelenkt worden zu sein. In der „SZ“ ließ der Ex-Verwaltungsrat die Missstände bei 1860 Revue passieren und bezichtigte den einstigen Boss, „nicht primär“ die Interessen der Blauen verfolgt zu haben.

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„Ich gebe zu“, sagt Ziffzer nun, „dass ich die Aussagen mit einer gewissen Überraschung zur Kenntnis genommen habe. Wegen des Inhalts, auch wegen des Zeitpunktes: zehn Jahre nach Dingen, an denen er selbst beteiligt war und nach 165 Gelegenheiten, darauf zu reagieren.“

Ziffzer, der zu einer Presserunde geladen hat, wehrt sich nicht nur gegen die Vorwürfe. Er erklärt, warum die laut Ismaik „lächerliche Summe“ mehr war, „als Sechzig erwarten konnte“. Die AZ zeigt, wie er die Aussagen kontert – und warum selbst der Bau einer neuen Heimat nicht alle Probleme der Sechzger lösen würde.

Anteilsverkauf der Arena:

Waggershauser kritisierte die „Ziffzer-Nummer“: Der Verkauf für 11,3 Millionen Euro sei „weit unter Wert“ gewesen. Der Beschuldigte kontert: „Als ich anfing, habe ich festgestellt, dass der Laden schon lange tot war“, sagt er, meint damit die Löwen und spricht von einer „Insolvenzverschleppung“.

Mit anderen Worten: 1860 hat sich mit der 50-prozentigen Beteiligung an der Arena (bei beträchtlichen Einbußen wegen des Abstiegs 2004, d. Red.) übernommen. Der Verkauf war somit alternativlos und aus wirtschaftlicher Hinsicht sogar „ein Riesen-Geschäft“, weil man laut Ziffzer für eine von 1860 damals investierte Million elf bekam: „Das war mehr, als wir erwarten konnten.“ Entscheidend: Man habe nicht vom Substanzwert der 350 Millionen teuren Arena, sondern vom Ertragswert ausgehen müssen – die Schulden hätten 1860 „das Genick gebrochen“.

Ähnliches gelte für die Rückkaufsrechte: Man habe quasi „für nichts“ eine Million bekommen, zumal sich Sechzig „nicht ein einziges Mal“ um den (illusorischen) Rückkauf bemüht habe. Der Einstieg Ismaiks hätte früher geschehen müssen, um die Misere zu verhindern.

Eine Klage Ismaiks:

Sollte der Fall tatsächlich aufgerollt werden, hat Sechzig dann Erfolgsaussichten? Ziffzer dazu lapidar: „Keine Chance.“ Der Verkauf sei „in Abstimmung der Gremien“ beschlossen worden. Dass er irgendwelche Zahlen verdreht habe, schließt Ziffzer ebenso aus: „Ich kann rechnen.“ Und den Vorwurf, von den Bayern gelenkt und den Löwen von derem damaligen Aufsichtsratsmitglied Edmund Stoiber empfohlen worden zu sein, sei „Unsinn“.

Ein neues Stadion:

Was nun, wenn die Giesinger tatsächlich von ihrem jordanischen Geschäftsmann am Messegelände in Riem eine neue Spielstätte gebaut bekommen? „Das wäre doch nur der nächste Klotz“, so Ziffzer, „ein Stadion ist noch keine Goldgrube“. 1860 brauche Business-Seats-Kunden, „das Problem ist die mangelnde Attraktivität für Investoren und Gönner“.

Die Zukunft von 1860:

Bei seinem Einstieg 2011 sei Ismaik „naiv“ und „in vielfacher Hinsicht verrückt“ gewesen, so Ziffzer. Weder die 50+1-Regel, noch den deutschen Fußball, die Stadt München oder das 1860-Umfeld habe er gekannt: „Er hat 25 Fehler auf einmal gemacht.“

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In einem gibt er dem Jordanier allerdings Recht: „Ich kann ihn verstehen: Wer zahlt, schafft an.“ Einzig die Umsetzung und seine Personalpolitik wie die Installierung von Geschäftsführer Anthony Power sei „peinlich“. Wie also die Zukunft bestreiten?

„Ismaik ist jetzt gefangen. Entweder, er schreibt seine Investitionen ab oder der Ballon wird immer größer. Ich weiß nicht, wo das noch hinführen soll.“ Fazit: 1860 braucht den Erfolg, sonst gibt‘s irgendwann den großen Knall. Diese Wahrheit dürfte keinem gefallen: weder Ismaik, und noch viel weniger allen, die ihr Herz den Sechzgern verschrieben haben.

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