Ian Ayre zu den Löwen? - Hamann: "Das würde passen"
München - Die Löwen wollen hoch hinaus. „Wir sind auf dem richtigen Weg, aus 1860 einen der besten Vereine Europas zu machen“, sagte Investor Hasan Ismaik kürzlich und kündigte an, zum Jahreswechsel einen Geschäftsführer „von einem Weltverein“ zu holen. Dabei soll es sich um Liverpool-Vorstandsboss Ian Ayre handeln, der dort seinen bis Mai 2017 laufenden Vertrag auslaufen lässt. Präsident Peter Cassalette wollte auf AZ-Nachfrage weder bestätigen, noch dementieren – eine Aussage, die auf eine Verpflichtung schließen lässt.
Didi Hamann, Ex-Spieler des FC Liverpool und England-Experte, hat den seit 2007 beim Premier-League-Klub beschäftigten Ayre (52) knapp verpasst, den gebürtigen Liverpooler aber kennengelernt. „Ich habe Ian gleich angerufen, um zu hören, ob das mit 1860 stimmt“, so Hamann – erreicht habe er ihn nicht: „Wenn er kommt, kann man den Blauen nur auf die Schulter klopfen. Er ist ein sehr angesehener Fachmann.“ In der AZ erklärt der Ex-Bayern-Profi, ob der Engländer auch zu den Löwen passt.
Vereinsfarben von Liverpool und 1860 München: Aus rot mach blau
Von den Reds, einem „Weltverein“, wie es Ismaik formulierte, zu den Blauen, seit zwölf Jahren in der Zweitklassigkeit versumpft – wie soll das passen? Gar nicht schlecht, meint Hamann: „Obwohl Liverpool als internationales Schwergewicht viel größer ist, sind sich beide Vereine ähnlich. Beides sind Traditionsvereine, leben von ihrer Fannähe. Ayre würde auch gut zu 1860 passen, weil er sich immer volksnah gegeben hat. Er ist ein umgänglicher Typ ohne Berührungsängste, der nicht nur im Büro hockt. Er hätte auch kein Problem, mal ein Bier mit den Fans zu trinken.“
Die Vereinsfarben müsse er freilich wechseln, so Hamann: „Er wird schon nicht eine Straße weiter zu den Roten fahren.“ Sechzigs Vereinsfarben kennt Ayre: Von 1996 bis 1999 war er Vorsitzender bei Huddersfield Town, dem Klub von Ex-Löwe Christopher Schindler. Vereinsfarbe: Weiß-Blau.
Ian Ayre: Erfahrung als Krisenmanager
Ayre steht nicht nur für Erfolg, er weiß auch, was harte Arbeit in schweren Zeiten bedeutet. „Er hatte einige Jahre der Konsolidierung, nachdem Liverpool vor dem Ruin stand“, sagt Hamann. Der Engländer kenne sich nach Auseinandersetzungen mit der Liverpooler Stadtverwaltung über den Ausbau des Stadions an der Anfield Road auch mit lästigen Stadionfragen aus: „Das kommt ihm auch bei 1860 zugute.“ Bei den Reds habe er „gesäten Boden“ hinterlassen: „Er hat mit Jürgen Klopp einen hervorragenden Trainer geholt und eine sehr gute Mannschaft aufgebaut. Wenn man so ein Kaliber bekommen kann, muss man als 1860 zugreifen.“
Investorenerfahrung
Erst beim US-Unternehmen Fenway Sports Group, dem der FC Liverpool gehört, und bald bei Ismaik? „Ayre ist es gewohnt, mit einem Geldgeber zu arbeiten“, so Hamann, „das wird ihm auch bei Sechzig helfen.“ Weil der Jordanier schon bewiesen hat, dass er investieren will, könnte Ayre „ein letztes Mosaiksteinchen“ sein, damit sich der Erfolg einstellt. Hamann weiß auch, dass letzten Endes das Ergebnis stimmen muss: „Über kurz oder lang muss Sechzig aufsteigen.“
Sprachbarriere? - Kein Problem
Ein Hindernis, das gerade zu Beginn auftreten könnte: Ayre spricht kein Deutsch. Hamann: „Das sehe ich nicht als Problem. „Raed Gerges (1860-Geschäftsführer, d. Red.) spricht auch nur Englisch, Thomas Eichin wird auch dazu in der Lage sein, sich mit ihm zu verständigen.“ Gerges (Marketing) und Eichin (Sport) würden Ayre untergeordnet sein. Ein Erfolgs-Trio? Hamanns Einschätzung nach steckt dafür genug Know-How in Ayre – und auch genug Löwe.