Hoffnung & Angst: Die Dualität des Löwen-Seins

München - Es war so ein ungewohntes, ja schier unbekanntes Gefühl: Die Löwen, die ja zur Zeit nur in den Niederungen der Tabelle, der sportlichen Hölle der 3. Liga viel zu nah, ausgehen, im Himmel. Beim traditionellen Wiesn-Besuch am Dienstagabend war der weiter sieglose Vorletzte der Zweiten Liga auf der Empore des Hacker-Festzeltes, dem „Himmel der Bayern“ zu Gast. Der angezählte Trainer Torsten Fröhling hatte seine Mannen vorsorglich vom Alkoholverbot ausgenommen. „Eine Maß darf jeder schon trinken.“
Gesagt, gehört, gemacht. Tags drauf war dann wieder die Alltagstristesse angesagt, Fröhling bat zum Training, bei dem Kapitän Christopher Schindler krankheisbedingt fehlte. Sein Einsatz am Freitag (18.30 Uhr, Sky) in Bielefeld bei der Arminia ist gefährdet. Eine Partie mit Endspielcharakter für den Coach, dessen Truppe ja selbst sein Minimalziel von „fünf, sechs Punkten“ aus den Partien gegen Kaiserslautern, in Sandhausen und gegen Leipzig nicht erfüllen konnte. Drei Remis, drei Punkte wurden es für die Löwen, die nach neun Spielen nur sechs Tore und fünf Punkte auf der Habenseite verbuchen. Es ist ein Schicksalsspiel für die Löwen auf der Alm in Bielefeld. Was 1860 hoffen, was sie zittern lässt. Die Dualität des Löwen-Seins.
Mutmacher
Rubin Okotie: Er trifft wieder! Gegen Leipzig hat der Stürmer nach monatelanger Torflaute wieder zugeschlagen. Jetzt hoffen die Löwen, dass der Knoten geplatzt ist – und er sie aus dem Tabellenkeller schießt. In der Vorsaison hat er 1860 ja mit seinen Treffern vor dem Absturz in die Drittklassigkeit bewahrt. Die Nominierung für die österreichische Nationalmannschaft dürfte ihm zusätzlich Aufschwung geben.
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Holstein Kiel: In der Relegation haben die Löwen gezeigt: In den wirklich wichtigen Spielen sind sie da! Auch wenn’s gegen Bielefeld noch nicht um alles geht, steht am Freitag enorm viel auf dem Spiel – vor allem für den Trainer. 1860 muss seine Nervenstärke also einmal mehr beweisen.
Die Defensive: Vorne läuft es in dieser Saison nicht, hinten stehen die Löwen aber ganz sicher. Gegen Leipzig fiel Kai Bülow aus, Rodnei ersetzte ihn tadellos. Außerdem bewies man große Moral, erzielte gegen den Aufstiegskandidaten noch den 2:2-Ausgleich. Fröhling scheint die Mannschaft mit seinen Anweisungen noch zu erreichen. Immerhin!
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Angstmacher
Die Negativserie: Nach neun Spieltagen ist der TSV 1860 noch immer sieglos. Es ist der schlechteste Saisonstart der jüngeren (und älteren) 1860-Geschichte. Für Fröhling zählen nur noch Ergebnisse. Es kann nur besser werden. Eigentlich.
Das berüchtigte 1860-Chaos: Nachdem Geschäftsführer Noor Basha Fröhling sein Vertrauen ausgesprochen und ihm das Maximum an Zeit versprochen hatte, traf er sich heimlich, still und leise mit dem möglichen Fröhling-Nachfolger Peter Neururer. Privat, versteht sich. Das sorgt im eh chaotischen Klub für noch mehr Unruhe und zeigt, wie sehr es auch im menschlichen Bereich bei 1860 mangelt.
Die Neuzugänge: Nachdem man auf dem Transfermarkt erst spät tätig wurde, kamen mit Stefan Mugosa und Michael Liendl zwei Neue – die weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Die beiden Offensivspieler waren noch an keinem einzigen Tor beteiligt. Mugosa fand sich deshalb zuletzt auf der Bank, Liendl im defensiven Mittelfeld wieder.