Höhenberger Helden und ein 1860-Debütant: "Andere Mannschaften wären verzweifelt"
Köln, Sportpark Höhenberg, 39. Minute: Keanu Staude, der Kreativkicker, schnappte sich die Kugel nach Pass von Marcel Bär und schickte den durchstartenden Torjäger vom Dienst - und der schob den Traumpass eiskalt in die lange Ecke. Sechzig eins, Viktoria null!
Ohne Kapitän Stefan Lex, Abwehrchef Stephan Salger und Neulöwe Yannick Deichmann (Corona-Quarantäne) sowie den gesperrten Spielmacher Richard Neudecker und den verletzten Youngster Fabian Greilinger musste Trainer Michael Köllner mit dem geschwächten Tross des TSV 1860 nach Köln reisen.
1860 unterwegs mit einer Mannschaft, die "hier gewinnen kann"
"Es war eine schwierige Woche, weil sie zerrissen war", meinte der Oberpfälzer auch vor dem Spiel bei "Magenta Sport" und hatte seine Elf zum Außenseiter erklärt: "Wir bringen aber schon noch eine Mannschaft auf den Rasen, die Ansprüche und Erwartungen an sich selbst hat und hier gewinnen kann."
"Da kann ich nur schmunzeln", meinte Viktoria-Trainer Olaf Jansen und konterte aufgrund seiner eigenen, schier chronischen Personal-Knappheit: "Solche Herausforderungen plagen uns jede Woche. Sechzig hat immer noch eine topbesetzte Mannschaft, die uns das Leben extrem schwermachen wird."
Nach diesem Sieg gibt es nur Helden bei Sechzig
Am Ende sollten sie beide irgendwie Recht behalten - und die Blauen dank Staude und Bär die Oberhand. "Andere Mannschaften wären schon vor dem Spiel verzweifelt, dass sie so antreten müssen. Bei uns war das nie ein Thema. Heute ist jeder ein Held, der diese drei Punkte geholt hat", sagte Hiller, bärenstarker Rückhalt. Von wegen Notelf! Es war eine Helden-Elf im Höhenberger Sportpark.
Von Beginn an entwickelte sich ein flottes, teils wildes Spiel, bei dem beide Rumpftruppen ihr Heil in der Offensive suchten. Nach zwei frühen Linsbichler-Chancen fackelte auf der gegenüberligenden Seite Niklas May nicht lange, nahm die Kugel volley und verzog nur knapp (12.).
Die Fans machten ordentlich Stimmung
Ein Staude-Schuss aus der zweiten Reihe ging ein gutes Stück drüber (17.). Zehn Minute später musste Torhüter Marco Hiller gegen Patrick Sontheimer erstmals eine Parade auspacken.
Gerade in einer Phase des Duells, in der Viktoria etwas besser ins Spiel kam, schlug das Duo Staude/Bär eiskalt zu. So kann man den Ausfall von Lex und Neudecker auch vergessen machen. Die mitgereisten Fans skandierten frohen Mutes: "Aus-, Aus-, Auswärtssieg!"
1860-Torhüter Hiller rettet mehrfach
Doch ganz wichtig: Noch vor der Pause packte Hiller gegen Seok-ju Hong ein zweites Mal zu, als seine Vorderleute die Kugel nicht aus der Gefahrenzone brachten (43.). Und ein drittes Mal gegen Simon Handle, nachdem Youssef Amyn zuvor die halbe 1860-Abwehr genarrt hatte (45.).
Nach dem Seitenwechsel hatte der TSV nur einige Halbchancen, die Kölner erhöhten die Schlagzahl. Sechzig hielt zunächst mit vereinten Kräften der verbliebenen Kicker den Gegner fern. Als der Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit schien, konnten sich die Giesinger wieder etwas mehr befreien. Nach einem Schuss von Belkahia hätte der TSV gut und gerne einen Handelfmeter bekommen können, wenn nicht müssen.
Zum Schluss gab's hart verdiente Punkte
Um Sechzigs vierten Dreier in Serie (Drittliga-Rekord für 1860) zu verhindern, warf die Viktoria nochmal alles nach vorne. Nach einer Gelb-Roten Karte für May (87.) und einer aufopferungsvollen Löwen-Schlussphase mit Debütant Leandro Morgalla standen unter dem Strich drei, etwas glückliche, aber hart verdiente Punkte für Köllners Kicker.
Zufriedenes Wortwitz-Fazit des Coaches: "Endlich hat Köllner bei den Kölnern gewonnen. Wir haben gefightet wie die Löwen."