"Herr Hoeneß, wenn Sie mein Angebot annehmen“: Ismaik überrascht TSV 1860 mit TV-Auftritt

Hasan Ismaik will sich von seinen Anteilen am TSV 1860 trennen. Am Sonntag taucht er zudem in einer Live-Schalte im BR auf und verkündet Bedingungen, die ein potenzieller Käufer erfüllen müsste.
von  Bernhard Lackner, Matthias Eicher, Florian Weiß
Mehrheitseigner des TSV 1860: Hasan Ismaik.
Mehrheitseigner des TSV 1860: Hasan Ismaik. © IMAGO/Ulrich Wagner

München – Diese Nachricht schlägt beim TSV 1860 ein wie eine Bombe – und dürfte nicht weniger als der Beginn einer Zeitenwende sein: Investor Hasan Ismaik möchte seine Anteile am Klub verkaufen. Dies erklärte der Jordanier im Interview mit dem "BR”.

"Ich denke, 1860 braucht jemand Neues – sie brauchen Hasan nicht. Wenn ich bleibe, wird dieser Klub so bleiben, wie er ist”, sagt Ismaik im Rahmen des ARD-Doku-Formats "Rise & Fall”, das sich mit der Entwicklung von Traditionsvereinen in Deutschland beschäftigt.

Im Gespräch mit der AZ hatte sich Ismaik bereits mehrfach über einen möglichen Anteilsverkauf geäußert, in der Öffentlichkeit aber stets davon gesprochen, die Anteile "niemals verkaufen" zu werden. Allerdings hatte der 46-Jährige im Februar 2024 gegenüber der AZ erstmals erklärt, Verhandlungen zu führen, wenn sich die 1860-Bosse bei ihm entschuldigen würden.

Wenn er nicht 200 bis 300 Millionen hat, wird es für ihn nicht funktionieren

Hasan Ismaik

Hat Ismaik, der sich von den Verantwortlichen seit Jahren bekämpft und betrogen wähnt, endgültig genug von Sechzig? Laut dem Jordanier würde der Verkauf seiner Anteile dem Klub gut tun. Er wendet sich daher bereits an potenzielle Interessenten. "Jeder, der glaubt, die Fähigkeit zu haben, 1860 zu kaufen – meine Tür steht offen. Aber wenn er nicht 200 bis 300 Millionen hat, wird es für ihn nicht funktionieren”, so der Jordanier.

Ob Ismaik damit lediglich den Verkaufspreis oder die insgesamt zu investierende Summe meint, die laut dem Investor nötig werden, um eine nachhaltige Entwicklung der Löwen zu ermöglichen, blieb zunächst unklar.

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Im Jahr 2017 war ein Anteilsverkauf an den Milliardär und 1860-Fan Gerhard Mey an Ismaiks laut Mey "astronomischen" Forderungen von 65 bis 70 Millionen gescheitert. Eigenen Angaben zufolge hat Ismaik inzwischen über 100 Millionen in den TSV gesteckt.

Ismaik plötzlich live im BR – und nennt klare Vorgaben für potenzielle 1860-Käufer

Am Sonntagabend tauchte Ismaik dann überraschend in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport", in der parallel auch Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß zu Gast war, per Live-Schalte auf. "Es gibt keinen Preis, den ich mir vorstelle", vermied er es einen konkreten Kaufpreis zu nennen, aber es gebe "viele Angebote, die hereinkommen, aber ich habe noch keine Entscheidung getroffen.“

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Was aber sind nun die Rahmenbedingungen für einen Verkauf seiner Anteile an den Löwen? „1860 ist ein großartiger Klub, ein starker Verein, traditionsreich, in der besten Stadt der Welt, im besten Land der Welt", schwärmte er zunächst, um anschließend zu präzisieren: "Wenn irgendjemand diesen Verein kaufen will, müssen sie mir ein faires Angebot unterbreiten. Und ich möchte einen Plan sehen, was ist das Ziel des Investors. Wenn er keinen Plan hat, wenn er nur die Anteile halten will, dann werde ich nicht verkaufen. Dann bleibe ich gerne. Wenn ich aber jemanden finde, der eine Lösung anbieten kann, für die Ultras, ein Budget für einen Stadion-Bau und dass wir in die 2. und 1. Liga kommen, werde ich das unterstützen. Alles kommt darauf an, wer kaufen will – Firmen, Investoren, Fonds.“

Ismaik zu Hoeneß: "Wenn Sie zu 1860 kommen, heiße ich sie willkommen"

Seinen Auftritt in der Jubiläumssendung beendet er mit einem Angebot an den anwesenden Bayern-Patron: "Herr Hoeneß, wenn Sie mein Angebot annehmen, den FC Bayern verlassen und zu 1860 kommen, heiße ich Sie willkommen. Wir empfangen sie gerne.“ Hoeneß antwortete mit einem Grinsen: "Da kann ich Ihnen leider keine Zusage machen, das ist undenkbar." Dann endet das Gespräch.

Ismaik schimpft über e.V.: "Seit 14 Jahren leide ich unter diesen Leuten"

Der Jordanier ist seit seinem Einstieg bei den damals von der Insolvenz bedrohten Löwen im Jahr 2011 Mehrheitseigner und hält 60 Prozent der Anteile an 1860, von denen aufgrund der in Deutschland gültigen 50+1-Regel allerdings nur 49 Prozent stimmberechtigte Anteile sind. Das Sagen im Verein hat also der e.V. – und mit dem liegt er seit Jahren im Clinch. "Seit 14 Jahren leide ich unter diesen Leuten. […] Es gibt keine Wertschätzung, keinen Respekt. Nichts", sagt Ismaik im ausgestrahlten Interview über das Verhältnis zum e.V.

Dass er bei einem Einstieg keine alleinige Entscheidungsgewalt hat, war ihm seinerzeit laut eigener Aussage nicht bewusst. "Ich gebe mir die Schuld, dass ich, bevor ich gekauft habe, 1860 nicht richtig verstanden habe – die Kultur, die Geschichte des Klubs, die 50+1-Regel", gibt Ismaik zu: "Dass die Menschen hier etwas anderes wollen – das hätte ich vorher erkennen müssen", sagt der Jordanier rückblickend.

Ob die Löwen künftig einen anderen Investor bekommen?

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