Hattrick im Hinspiel: Mach’s nochmal, Rubin!
München - Es war der 28. November 2015, 16. Spieltag, Benteler Arena. Der TSV 1860 gastiert beim SC Paderborn, liegt mit 1:3 zurück. Und das auch noch in Unterzahl. Klassische Fahrt auf der Verliererstraße. Eigentlich. Denn dann kommt Rubin Okotie. 62. Spielminute: Flanke Daniel Adlung, Kopfball des Löwen-Torjägers – 2:3. 73. Minute: Winter-Abgang Fejsal Mulic überlässt für Okotie, der locker einschiebt – 3:3. 88. Minute: Okotie-Alleingang fast von der Mittellinie – 4:3! Selbst der Ausgleich zum irren 4:4 in der Nachspielzeit konnte kaum schmälern, was der Sechzig-Stürmer hingelegt hatte: eine fantastische Leistung und einen Hattrick in nur 26 Minuten.
Mittlerweile kommt der 28-jährige Mittelstürmer kaum noch zum Einsatz. Zwar ist er mit acht Saisontreffern bester Torschütze, schmort aber unter Interimstrainer Daniel Bierofka genauso auf der Bank wie zuvor unter Benno Möhlmann, weil eine Doppelspitze nicht funktionierte und Winter-Neuzugang Sascha Mölders (vier Treffer) dem vormaligen Stammstürmer die Show gestohlen hat. Auch im letzten Saison-Heimspiel gegen Schlusslicht SC Paderborn am Sonntag (15.30 Uhr), für das schon über 45 000 Karten weg sind, muss sich Okotie wohl wieder hinter Mölders anstellen.
Okotie bester Akteur
Dabei, so erklärt Meisterlöwe Peter Grosser der AZ, sei Okotie der beste 1860-Akteur überhaupt im Kader. „Er ist vor dem Tor eiskalt, ein richtiger Goalgetter“, so Grosser, „und nicht umsonst der beste Torjäger – hat man es ja im Hinspiel gesehen. In der Vorrunde im letzten Jahr hat er sogar zwölf Buden gemacht.“
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Trotzdem reicht’s für den in Pakistan geborenen Österreicher nicht für die Startelf. Warum? Wegen seiner Einstellung, so Grosser. „Er ist nicht gerade der laufstärkste Spieler“, sagt der Meisterlöwe, „vielleicht hatte er auch schon mit den Löwen abgeschlossen.“ Der Vertrag des Knipsers läuft im Sommer aus, sein (ablösefreier) Abschied gilt als sehr wahrscheinlich. „In den letzten Spielen war es besser. Er weiß, dass er jetzt Gas geben muss“, so Grosser über den Stürmer vom Team Austria – mit der Alpenrepublik will er im Sommer bei der EM in Frankreich für Furore und Tore sorgen.
"Zeigt er, was er kann, wird er uns zum Klassenerhalt schießen"
Und tatsächlich: Joker Okotie geht unter Bierofka nicht nur professionell mit der Situation um („Wenn der Trainer denkt, dass es mit einem Spieler besser ist, dann ist es eben so“), sondern wirkte auch dank seines Siegtreffers gegen Eintracht Braunschweig und dem Assist für Levent Aycicek beim 2:0 bei St. Pauli wieder präsenter, seine Körpersprache besagte: Ich will. Bierofka war es, der aus dem wohl bald scheidenden Torjäger ein paar Prozente herausgekitzelt hat. „Ich erwarte, dass man den Ärger, wenn man nicht in der Startelf steht, in positive Energie umwandelt. Das hat Rubin überragend gemacht“, hatte Bierofka nach dem Braunschweig-Sieg erklärt, „es geht nicht um Einzelschicksale, sondern um den Verein.“
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Dieser Verein kann schon am Sonntag mit einem Dreier den Nichtabstieg feiern (siehe unten). Könnte auch nicht schaden, sollte sich Okotie an Grossers Worte und seinen überragenden Auftritt beim letzten Duell mit den Ostwestfalen erinnern.
Der Meisterlöwen-Appell an den Hinspiel-Dreierpacker: „Er kann es ja. Rubin soll jetzt beweisen, dass er ein österreichischer Nationalspieler ist. Zeigt er das, was er kann, wird er uns zum Klassenerhalt schießen.“ Möglich, dass Bierofka wegen seiner Linksverteidiger-Not auf ein 3-5-2-System mit Okotie neben Mölders umstellt. Ansonsten müssen ihm eben wenige Minuten genügen. Wäre nicht das erste Mal. Matthias Eicher