Hasan Ismaik: Sein Ultimatum an die Löwen

Der Löwen-Investor versagt weitere Finanzspritzen: „Entweder spürbare Veränderungen oder keine Investitionen!“ Er glaubt sogar: „1860 kann so erfolgreich sein wie Chelsea.“ Der Klub schweigt.
Matthias Eicher |
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40 Millionen Euro hat Hasan Ismaik bereits investiert. Soll weiter Geld an die Löwen fließen, muss sich laut dem Jordanier einiges verändern!
dpa 40 Millionen Euro hat Hasan Ismaik bereits investiert. Soll weiter Geld an die Löwen fließen, muss sich laut dem Jordanier einiges verändern!

München - Traditionsklub, Giesinger Arbeiterverein, schlafender Riese: Die Marke TSV 1860 ist eine ganz eigene Hausnummer. Und gewiss nicht einfach zu verstehen.
Geschäftsführer Markus Rejek bemüht sich neuerdings darum: Anfang Dezember veranstaltete er den ersten Grantlerabend im Löwen-Stüberl, er wollte die blauen Wutanfälle der Fans zu ergründen. Um die Löwen-Identität weiter zu dechiffrieren, gab die Löwen-Führung kürzlich eine Powerpoint-Präsentation in Auftrag – für 50 000 Euro. Eine Summe, die Investor Hasan Ismaik toben ließ.

„Ich habe davon bei meinem jüngsten Besuch in München erfahren und war sehr verärgert. Der Geschäftsführer hat eine Präsentation in Auftrag gegeben. Sie ging um Marketing und hatte den Titel: Entschlüsseln der Identität von 1860. 50 000 Euro wurden dafür ausgegeben! Dabei hätte diese Präsentation jeder von uns erstellen können“, schimpfte der jordanische Investor der Löwen.

Prompt reiste er vorzeitig ab und erfüllte weder den Wunsch der sportlichen Leitung nach neuen Spielern, noch ließ er seine Darlehen in Genuss-Scheine umwandeln.

Ismaik-Ultimatum: Professionalität oder kein Geld mehr

 

Keine Professionalität - keine Finanzspritzen!

 

Mittlerweile hat er, wie er der AZ und zwei weiteren Münchner Tageszeitungen während einer Audienz am Sonntag in London mitteilte, zwar Ersteres getan, weitere Finanzspritzen für die zu stopfenden Löcher aber versagt. Der Grund dafür und die teure Powerpoint-Präsentation sind für Ismaik nur ein weiterer Beleg: Den Löwen-Bossen fehlt nach Meinung des Investors die Professionalität. Ungleich schwerer als der Präsentations-Fauxpas wog freilich die Posse um Aufsichtsrat und Beirat Ulrich Bez, den Ismaik laut eigener Aussage als Mittelsmann jener Käufer-Familie enttarnt hat, die mehrfach seine Anteile abwerben wollte.

Wie Ismaik erklärte, werde sein Bruder Yahya Abdullah in die Ämter folgen. Ismaik kündigte jedoch noch weitreichendere Konsequenzen an.

TSV 1860 zu verkaufen! - Investor Ismaik angefressen

 

Ismaik: "Beschämende Niederlagen in Richtung Amateurliga!"

 

Jetzt legt der 1860-Geldgeber schriftlich nach: „Ich bin es satt! Und sicherlich und noch vor mir haben es die Fans satt, die beschämenden Niederlagen des Vereins hinzunehmen, die uns übrigens nicht nur in die Dritte Liga führen würden, sondern in die Amateurliga. Ich glaube, dass mir alle zustimmen würden, dass wir momentan kein Fußballverein sind, sondern ein Verein der Absurditäten“, schimpfte Ismaik. Amateurliga? Ismaik droht unverhohlen mit der Insolvenz.

Für ihn ist klar: Die Verantwortlichen sind schuld am Niedergang der Löwen. „In den letzten vier Jahren habe ich allen und jedem die Chance und die Freiheit gegeben, den Verein erfolgreich zu verwalten, allerdings sind die Ergebnisse sichtbar und spürbar für uns alle“, schreibt Ismaik. Und meint: Trotz seiner knapp 40 Millionen Euro, die er seit seiner Übernahme 2011 in den Verein steckte, habe sich kein Erfolg eingestellt. Seine Investition floppte.

„Ich bin weder bereit, neue Kredite zu geben noch alte Kredite in Genussscheine umzuwandeln, solange sich die Art und Weise, wie der Verein verwaltet wird, nicht ändert“, so Ismaik. „Was ich bislang gemacht habe, ist einfach nur, meiner Unternehmens-Gruppe, für die ich sehr hart gearbeitet habe, wirtschaftlich Schaden zuzufügen.“

Die Löwen kaufen ein: Diese Spieler könnten helfen!

 

1860 so erfolgreich wie Chelsea oder Manchester City?

 

Ismaik formuliert ein klares Ultimatum an die Löwen: „Entweder spürbare Veränderungen oder keine Investitionen!“ Wie genau diese Veränderungen aussehen sollen, konkretisierte er nicht. Ismaik ließ aber bereits am Sonntag durchblicken, internationale Geschäftsmänner bei Sechzig installieren zu wollen. Sein Ziel sei auch nicht der ganz große Profit, „Leidenschaft für den Fußball und der Durst nach einer Erfolgsgeschichte für einen so traditionsreichen Verein.“ Sollte die DFL die 50+1-Regel, die Ismaiks Einfluss beschränkt, aufheben oder aufweichen, „könnte ich alles dafür tun, dass 1860 so erfolgreich wird wie Chelsea oder Manchester City.“

Eine Reaktion auf Ismaiks Abrechnung ließ allerdings auf sich warten: Die Löwen ließen nur verlauten, dass man nicht vorhabe, das Ping-Pong fortzusetzen – und somit keine offizielle Stellungnahme abgebe. Eine solche gab es allerdings von Ex-Präsident Gerhard Mayrhofer, dem Ismaik vorgeworfen hatte, während seiner Amtszeit ein Gehalt für sein Ehrenamt gefordert zu haben. Ismaik deutete zudem an, dass ein Darlehen von neun Millionen Euro spurlos verschwunden sei. Namen nannte der Jordanier zwar nicht, aber durch den Hinweis, dass der besagte Oberlöwe 2013 im Amt war und eine Beraterfirma habe, ließ er keine Zweifel offen.

Mayrhofer dazu zur AZ: „Die Vorwürfe sind völlig absurd! Es gab keinerlei Gehaltsforderungen von unserer Seite. Ismaik hat sich anfangs überrascht geäußert, dass wir ein unbezahltes Präsidium haben. Dann haben wir ihn darüber aufgeklärt, was es heißt, für einen Verein ehrenamtlich tätig zu sein. Das heißt auch, dass es nur eine limitierte Anzahl an Stunden ist. Nicht mehr und nicht weniger. Mehr will ich dazu auch nicht sagen. Ich habe mit Ismaik nichts mehr zu tun, und ich habe mit 1860 nichts mehr zu tun.“

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