Gorenzel verteidigt Erdmann: "Dürfen keinen Übeltäter aus ihm machen"
München - Der Name Dennis Erdmann ist bei den Löwen in den letzten Tagen ungewöhnlich oft gefallen – wohl zu oft, wenn man sich die Reaktionen vor allem in den sozialen Medien ansieht. Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel zog am Dienstag einen Schlussstrich unter die Debatte um den 29-jährigen Defensivmann, der mit - falsch verstandenen - Jubelposen die Gemüter erhitzt hatte.
Gorenzel: "Erdmann ist ein Spieler mit Ecken und Kanten"
"Wir fordern im Fußball immer alle Spieler mit Ecken und Kanten, wir fordern Emotionen und kritisieren glattgebügelte Spieler", betonte Gorenzel. Dennis Erdmann sei ein ebensolcher Spieler mit Ecken und Kanten, und der Klub brauche solche Charaktere auch: "Von daher wäre es zu einfach, ihn in die Tonne zu kippen." Trainer Michael Köllner ergänzte: "Dennis ist ein wichtiger Spieler für uns, der niemandem was Böses getan hat." Und: "Wir brauchen solche Spieler, die Feuer haben und auf dem Platz Gas geben."
Einen Tag, nachdem der Verein in einer Mitteilung bereits offiziell Stellung bezogen hatte, ordnete Gorenzel den Vorfall noch einmal ein und bat darum, den Ball flach zu halten.

Gorenzel: "Müssen noch mehr Konstanz reinbekommen"
Hintergrund des Ganzen: Vor vielen Monaten sei eine Sequenz aufgenommen worden, "eine Filmszene, die im Zusammenhang mit den sehr unglücklichen Ereignissen in Frankreich eine ganz andere Bedeutung bekommen hat", so Gorenzel. "Damit müssen wir kritisch umgehen und haben das auch schon getan. Wir müssen uns aber auch vor den Spieler stellen und dürfen keinen Übeltäter aus ihm machen." Erdmann hatte in dem kurzen Clip eine Kopf-ab-Geste imitiert.
Für den 49-Jährigen steht fest, dass der politische Mord zu verurteilen ist. Aber: "Man tut dem Fußball und dem Sport nichts Gutes, wenn man das in einen Zusammenhang bringt. Es wird nicht daran scheitern, dass ein anderer Jubel aufgenommen wird, wenn Dennis weitere Tore schießt."
Auch was die sportliche Situation angeht, plädiert Gorenzel mit Blick auf das Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken (Magenta Sport und im AZ-Liveticker) für Gelassenheit. Die Verantwortlichen könnten die Tabellenführung gut einordnen: "Wir wissen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Wir müssen in unser Spiel noch mehr Konstanz reinbekommen, aber ich sehe ein Trainerteam, das sehr akribisch arbeitet."
Gorenzel: Eindringlicher Corona-Appell
Der Sport-Geschäftsführer der Löwen nutzte die Gelegenheit, um noch einmal auf die Ausmaße der Corona-Pandemie hinzuweisen. "Der allergrößte Gegner" für uns alle sei COVID-19. "Wir stehen in der Verantwortung, das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten und - am wichtigsten - die ältere Bevölkerung zu schützen. Ich habe das Gefühl, dass das bei manchen noch nicht angekommen ist." Er wolle dafür sensibilisieren, dass man wieder unter den Inzidenzwert von 35 komme: "Es geht auch darum, dass die Fans wieder ins Stadion dürfen."