Gorenzel-Klartext: Das Fazit aus dem Trainingslager des TSV 1860
Windischgarsten - Windischgarsten, auf Wiedersehen: Mit einem 2:1 (0:0) im Test gegen Löwen-Legende Peter Pacult und Austria Klagenfurt hat sich der TSV 1860 gestern aus dem Oberösterreich verabschiedet. Marcel Bär schoss den TSV zum späten Sieg (84., 88.)
"Es waren zum Abschluss sehr schwere Bedingungen, wie in der Sauna", meinte Köllner über den Test bei 34 Grad: "Aber ich bin zufrieden, dass wir das Spiel nach den letzten Tagen Vollgas im Training noch gedreht haben", sagte Trainer Michael Köllner. Schon am Vorabend gab's Klartext von Sport-Boss Günther Gorenzel. Die AZ-Zusammenfassung:
Das Dressel-Veto von Günther Gorenzel
Der abwanderungswillige Löwe und sein Sport-Chef haben Tacheles geredet. "Es ist alles gesagt, von einer Schmerzgrenze sind wir weit entfernt", meinte Gorenzel und erklärte, dass die halbe Million Ablöse "so angesetzt ist, dass sie nicht realistisch" ist für Interessent und Pokal-Gegner Darmstadt 98. Also: Ausgeredet, der Schlüsselspieler bleibt noch ein Jahr ein Löwe und soll sich seinen Zweitliga-Traum beim TSV erfüllen.
Die Aufstiegs-Frage der Löwen
Bei den Sechzgern will ein jeder hoch, so viel ist klar. Was noch lange nicht heißt, dass man es offensiv formuliert. "Unsere Ambitionen sind unbestritten, aber meine Aufgabe ist es, den Druck von der Mannschaft weg zu halten, um sie nicht zu erdrücken", stellt der Österreicher klar. Er rechnete einmal mehr vor, dass 1860 in der Etat-Tabelle wohl auf Rang fünf oder sechs liegt und in den letzten Jahren immer der Krösus hochgegangen sei: "Also wäre es vermessen und respektlos zu sagen, wir marschieren einfach durch die Liga." Entscheidend sei, ob 1860 wieder "über den Teamgeist" kommen könne.
Die Neulöwen Deichmann, Bär und Goden
Spielmacher Yannick Deichmann sei "ein super Spieler" für den TSV, denn: Der Neuzugang vom VfB Lübeck könne nahezu überall spielen. Gegen die Austria lief er als Rechtsverteidiger auf 9 und überzeugte. Marcel Bär und Kevin Goden seien ebenfalls deshalb auserkoren, weil sie "sehr variable Spieler" seien und "tolle Charakter". Da Goden (muskuläre Probleme) geschont wurde, darf sich Deichmann auch beim Saisonstart gegen Würzburg (24. Juli, 14 Uhr) gute Chancen ausrechnen.

Die Verletzten Marius Willsch und Daniel Wein
Bei Marius Willsch (Schambein) rechnet Gorenzel "nicht vor Herbst" mit einem Comeback. Zu allem Überfluss ist die Lage bei Daniel Wein schlimmer als gedacht: "Er hat eine Achillessehnenentzündung." 1860 habe viel probiert, selbst Alternativmedizin, doch das Problem nicht in den Griff bekommen. "Es tut mir unheimlich leid für den Vino, denn er hat bei uns auf mehreren Positionen immer geliefert", so Gorenzel. Rückkehr ungewiss.
Das Scheichlied im Spiel gegen die SV Ried

Im ersten Trainingslager-Test gegen den SV Ried (0:1) sangen einige wenige Unverbesserliche das "Scheichlied" gegen Investor Hasan Ismaik. Der 49-Jährige dazu: "Es wird immer Leute geben, die polarisieren wollen. Wir tun gut daran, wenn wir diesen Leuten und den paar Sekunden keine Bühne geben." Die Annäherung der Gesellschafter könne dadurch nicht ins Wanken geraten, denn: "Wir kämpfen seit Monaten, seit Jahren um Einigkeit im Verein und sind momentan auf einem sehr guten Weg. Es ist viel Gutes passiert." Gut, um den besagten Weg weiterzugehen: Gegen Klagenfurt war (vor etwa 300 Anhängern) kein Scheichlied zu hören.
Die Zukunft des TSV 1860
"Es bewegt sich irrsinnig viel bei 1860", meinte Gorenzel zur Weiterentwicklung in Richtung Zweite Liga. Nach Jahren des Bettelns ist damit auch die Vorbereitung gemeint: Wie der Sport-Boss erklärte, sei auch ein Winter-Trainingslager möglich. Das Thema Rasenheizung sei ebenfalls eingeplant, damit Ismaik beides nicht aus spontaner Geldnot blechen muss. Und: "Horst Dilly ist uns wieder sensationell entgegengekommen", erzählt er über die Verhandlungen mit dem Hotelchef. Die nächsten drei Jahre Trainingslager sind gesichert - es heißt auch in Zukunft wieder im Sommer: Servus, Windischgarsten.