Gerhard Poschner: Der Machtlos-Löwe
München - Es ist der nächste Nackenschlag für Gerhard Poschner: Wie der Verein bekanntgab, wird der Sportchef teilentmachtet – und ist nur noch Sportdirektor, nicht mehr aber Geschäftsführer.
„Die Gesellschafter sind übereingekommen, dass Gerhard Poschner als Geschäftsführer der KGaA abberufen wird. Gerhard Poschner führt seine Aufgaben als Sportdirektor fort“, heißt es in der Pressemitteilung. Ihr geht ein Treffen von Vereinsvertreter Karl-Christian Bay mit Investor Hasan Ismaik in Abu Dhabi voraus, das eine neue Einigkeit demonstriert. In „offenen, ehrlichen und produktiven Gesprächen“ hätten Ismaik und Vizepräsident Karl-Christian Bay „eine solide Grundlage“ für die Zukunft geschaffen, hieß es in einer Erklärung.
Mit dieser Entscheidung wurde Poschner, der Architekt der katastrophalen Vorsaison, die fast mit dem Abstieg endete, degradiert – auf Entschluss von Präsidium und Investor gemeinsam. Ismaik hatte Poschner, der sich gegenüber der AZ zu diesem Thema nicht äußern wollte, zuletzt noch protegiert. Dafür wird Investorenvertreter Noor Basha zweiter Geschäftsführer neben Markus Rejek und der neue, starke Mann bei 1860. Doch was bedeutet diese Veränderung?
Lesen Sie hier: Knalleffekt bei Löwen: Poschner entmachtet!
Ist die Ära von Gerhard Poschner beim TSV 1860 bereits zu Ende?
Nein, Poschner bleibt, doch die Einigung zwischen Verein und Sponsor wurde auf seinem Rücken ausgetragen. Nachdem ihm bereits ein Kompetenzteam um Karsten Wettberg, Thomas Miller und Peter Grosser vorangestellt wurde, sind ihm nun auch budgettechnisch die Hände gebunden. „Das Präsidium hat mir mitgeteilt, dass die Transfererlöse nicht reinvestiert werden können“, bestätigte Poschner gegenüber der AZ. Durch den Verkauf von Julian Weigl an Borussia Dortmund (zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro) und Bobby Wood (Union Berlin, etwa eine Million Euro) wäre Geld verfügbar, das bislang zurückgehalten wurde. Die Folge: Auch zwei Wochen vor dem Saisonstart konnte noch kein namhafter Zugang präsentiert werden. Immerhin könnte die Einigung zwischen Investor und Verein neue finanzielle Spielräume freigeben. Doch Investitionen sind nur noch mit der Zustimmung von Basha und Rejek möglich, die in der Hierarchie jetzt beide über dem Sportdirektor stehen. Die nächste Maßregelung also für Poschner, der schon mehrmals vom Präsidium zum Rücktritt aufgefordert wurde. Bis Sonntag ist Poschner noch beim Trainingslager in Bad Häring.
Lesen Sie hier: TSV 1860 München: Zwischen Chaos und Neubeginn
Investor Ismaik bleibt bei 1860
Entgegen aller Gerüchte über einen Anteilsverkauf behält Ismaik seine Anteile. „Hasan Ismaik hat nochmals sein anhaltendes Engagement für die KGaA unterstrichen“, heißt es. Die Zusammenarbeit zwischen Präsidium und Investor soll bei dieser Gelegenheit abgesprochen worden sein. „Ismaik hat bestätigt, dass das Übergangspräsidium, seine volle Unterstützung und seinen vollen Respekt genießt.“
Der Investor bekommt mehr Macht
Der besseren Zusammenarbeit dienlich war die Beförderung von Noor Basha. Damit bekommt Ismaik mehr Macht zugesichert und sein Cousin einen der mächtigsten Posten im Verein. Im Gegenzug versprach Ismaik weitere finanzielle Unterstützung. So sollen ein zum Jahresende fälliges Darlehen verlängert und weitere finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt worden sein.