Gerhard Mayrhofer: Endlich (wieder) Präsident!

Taufkirchen - Er hat es geschafft – und hat doch einen herben Denkzettel verpasst bekommen: Gerhard Mayrhofer ist wieder Präsident des TSV 1860. Allerdings wählten gerade einmal 65,3 Prozent der Löwen-Delegierten den 52-Jährigen am Dienstagabend in Taufkirchen zu ihrem Vereinsboss. Mayrhofer hat damit einen Etappensieg errungen. Doch Sechzig stehen weitere turbulente Wochen bevor. 176 Delegierte waren nach Taufkirchen gekommen. Die Medien hatte der Verein vorsorglich ausgeschlossen – es sollte Klartext gesprochen werden, der nicht für die Ohren der Reporter bestimmt war. Diese mussten vor dem Saal ausharren, als sich um 19.07 Uhr die Türen schlossen und Mayrhofer die Delegierten begrüßte.
„Dieser Abend muss der erste Schritt zurück in die Normalität sein“ 48 Minuten später war klar: Mayrhofer würde den Saal als Präsident verlassen. Doch die Zahlen lasen sich nicht gerade wie ein überwältigendes Votum: Mayrhofer bekam nur 111 Ja-Stimmen. 18 Delegierte stimmten gegen ihn, 41 enthielten sich. Es war die erwartete Watschn für den Präsidenten. Dass er gewählt werden würde, war eigentlich schon vorher klar. Doch die Delegierten gaben ihrem Boss mit auf dem Weg, dass ihnen das Chaos der letzten Monate ganz und gar nicht gefallen hatte. Mayrhofer selbst ließ sich von dem Ergebnis aber nicht beirren. „Ich bin erleichtert. Ich habe die Hoffnung, dass das ganze Theater nun endlich beendet ist und dass Helmut Kirmaier das Votum des Vereins respektiert. Er sollte erkennen, dass er keine Mehrheit im Verein hat. Dieser Abend muss der erste Schritt zurück in die Normalität sein.“
Von Normalität kann bei Sechzig aber keine Rede sein. Einerseits, weil der ehemalige Löwen-Vize Erich Meidert erklärte, er sei im Namen Mayrhofers bedroht worden. Andererseits, weil eben jener Kirmaier nicht klein bei geben wird. Das mittlerweile ausgeschlossene Sechzig-Mitglied kündigte an, gegen die Beschlüsse der Versammlung gerichtlich vorgehen zu wollen. Die von Mayrhofer gewünschte Ruhe im Verein wird es also erst einmal nicht geben.
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Auch, wenn Vereinsanwalt Guido Kambli der AZ erklärte: „Dieses Präsidium ist jetzt nach alter und nach neuer Satzung bestätigt worden. Wir haben getan, was menschenmöglich war.“ Insgeheim setzt Kambli darauf, dass ein Gericht den Vereinsausschluss Kirmaiers bestätigt. Denn damit würden alle anderen noch hängigen Verfahren hinfällig, weil Kirmaier das Privileg verloren hätte, als Mitglied gegen den Verein juristisch vorgehen zu können.
Auch deswegen wollte Mayrhofer am Dienstagabend wohl nicht mehr so recht auf Kirmaier und dessen Vorwürfe eingehen. Er betonte, dass jetzt die „Rechtssicherheit“ herrsche, die der Klub benötige, um Sechzig wieder „in eine gesunde Spur“ zu bringen. „Diese kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Monate waren tödlich für den Verein.“ Jetzt habe die Versammlung dafür gesorgt, dass auch alle Entscheidungen der letzten Monate legitimiert worden seien.
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Zusammen mit seinen ebenfalls gewählten Stellvertretern Erik Altmann und Heinz Schmidt will Mayrhofer jetzt dafür sorgen, dass alle Mitglieder das Wort bekommen. Denn mit der Bestätigung der neuen Satzung schafften sich die Delegierten quasi selbst ab. Künftig ist die Mitgliederversammlung das höchste Organ des Vereins. „Wir wollen sie zügig einberufen“, kündigte Mayrhofer an. Dann will er auch wieder bei Kräften sein. „Ich bin körperlich und mental am Ende“, erklärte der Ober-Löwe. Wenigstens ist er jetzt gewählter Präsident – zumindest bis zur nächsten Klage.
Marc Merten