Funkel schlägt Alarm: Löwen suchen Drecksäcke
Löwen-Trainer Friedhelm Funkel schlägt Alarm: „Unsere Spieler sind zu anständig, sie lassen sich auf dem Platz zu viel gefallen!” Wie er das ändern will, wer das Vorbild sein soll für die Spieler.
München - Er bleibt dabei, Friedhelm Funkel will seiner Mannschaft auch am Dienstag keine Vorwürfe machen nach dem 1:2 in Karlsruhe, durch das die Löwen in den Abstiegskampf geraten sind. „Die Jungs haben gut gespielt, sie wollen. Wir sind mehr als 120 Kilometer gelaufen, haben uns gegen einen total defensiven Gegner viele Torchancen erarbeitet”, sagt er der AZ. Die Mannschaft hat von Funkel wie üblich im Profi-Fußball frei bekommen am Dienstag, der Trainer selbst ist aber im Büro, um ein paar Dinge aufzuarbeiten und den sportlichen Absturz noch mal zu analysieren.
Drei Punkte sind die Löwen nur noch entfernt von der Abstiegsregion, doch den Stab über die Mannschaft brechen will – und kann – Funkel nicht. Stattdessen wiederholt er nochmal das, was er im Grunde schon vor sieben Wochen gesagt hat nach seiner Vorstellung: „Der Charakter der Mannschaft ist in Ordnung, das sind alles gute Jungs. Sie müssen sich nur endlich mal belohnen.”
Doch der Trainer hat auch gemerkt, dass in seiner an sich positiven Bewertung seiner Mannschaft auch ein großes Problem versteckt ist. Mit „gute Jungs” meint Funkel nämlich auch: „Die Spieler lassen sich auf dem Platz zu viel gefallen.” Die Löwen sind dem Trainer zu brav. „Du musst auch mal dazwischengehen, eine Gelbe Karte riskieren. Auch den Schiedsrichter mal kritisieren, auch auf die Gefahr hin, verwarnt zu werden”, sagt Funkel. Der Coach hat registriert, dass seine Spieler kaum protestierten, als Stürmer Rob Friend in Karlsruhe ein Kopfballtor wegen eines angeblichen Foulspiels verweigert worden war. Es war eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung des Schiedsrichters. „Bei anderen Mannschaften wären da sofort acht Spieler zum Schiedsrichter gerannt. Unsere Spieler akzeptieren mir solche Entscheidungen aber zu sehr. Auch wenn sie gefoult werden, versuchen sie weiterzuspielen, anstatt sich fallen zu lassen und den Freistoß mitzunehmen”, sagt Funkel. Für Funkels These spricht, dass die Löwen aktuell die fairste Mannschaft der Zweiten Liga sind, in zwölf Spielen erst 16 Gelbe Karten kassierten. Zum Vergleich: Fortuna Düsseldorf kassierte bereits 35 Gelbe Karten.
Damit schließt sich der Coach der Analyse von Kult-Trainer Karsten Wettberg an. „Ich muss auch mal ein Drecksack sein, wenn es angebracht ist”, sagte Wettberg der AZ. Das sieht auch Funkel so. „Unsere Spieler sind zu anständig”, sagt er. „Ein Spieler wie Maik Franz ist für mich da ein Musterbeispiel. Den kann kein Gegenspieler ausstehen, aber im richtigen Leben ist er total umgänglich, ein prima Kerl”, so Funkel, der Franz einst zu Frankfurt lotste. Und natürlich darf, wenn es um Drecksäcke im Fußball geht, auch der Prototyp des positiven Drecksacks bei 1860 nicht fehlen: Thomas Miller, der Kult-Verteidiger und Aufstiegsheld, der einst Rudi Völler regelmäßig zur Verzweiflung trieb. „Solche Spieler, die schmutzig spielen, vor denen die Gegenspieler Angst haben, die sich für die Mannschaft aufopfern, die brauchst du im Kader einfach”, so Funkel. Miller selbst sagte kürzlich der AZ: „Die Mannschaft hat viel zu wenig Selbstbewusstsein, und ohne das verlierst du dreißig Prozent deines Leistungsvermögens.”
Für Funkel ist darum klar: Sollten die Löwen das Geld auftreiben, um im Winter einkaufen zu können, würde er mindestens einen richtigen Drecksack holen. „Das ist eine Frage des Charakters, aber auch der fußballerischen Erziehung. Nur weil du hart spielst, bist du ja kein schlechter Mensch”, sagt Funkel. Natürlich habe nicht jeder Spieler das Zeug zum Drecksack, aber ein paar Dinge könne man den Spielern schon einbläuen, glaubt Funkel. Zumindest zwei Spieler hat er ausgemacht, die zumindest vertretungsweise die Drecksäcke geben könnten bei den Löwen: „Yannick Stark und Dominik Stahl hätten das Potenzial dazu, wenn sie sich etwas mehr trauen würden”, sagt Funkel. Eine klare Aufforderung.