Frust statt Fest: Warum Jacobaccis Debüt schiefgegangen ist

Ein Ruck sollte durch den TSV 1860 gehen mit der Ankunft von Neu-Trainer Maurizio Jacobacci. Die Premiere des Italo-Schweizers geht aber gründlich daneben – und die Ernüchterung ist nur noch größer.
Ruben Stark
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Der Blick entspricht der Stimmungslage: Maurizio Jacobacci steht nach seinem verpatzten Debüt desillusioniert an der Seite.
sampics / Stefan Matzke Der Blick entspricht der Stimmungslage: Maurizio Jacobacci steht nach seinem verpatzten Debüt desillusioniert an der Seite.

Maurizio Jacobacci gestikulierte wild, er schrie Anweisungen ins Spiel, er war so leidenschaftlich und emotional, wie er zuvor seine Art an der Seitenlinie selbst beschrieben hatte.

Allein, seine Botschaften – ob als Zeichen oder verbal – verfehlten die entscheidende Wirkung. Der TSV 1860 verbuchte die nächste bittere Enttäuschung – ein 0:1 gegen Viktoria Köln. "Die Mannschaft hat sehr viel Willen an den Tag gelegt und versucht umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben", resümierte der neue Löwen-Coach tapfer.

1860-Coach Jacobacci: Die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben

Dabei war ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Jacobaccis Mundwinkel hingen nach seiner verpatzten Premiere herab, sein Blick verströmte eine gewisse Melancholie. Es war ja tatsächlich auch ernüchternd, was sich vor den Augen des 60 Jahre alten Neu-Trainers und der 15.000 Zuschauer im ausverkauften Grünwalder Stadion abspielte.

Bemühte, aber hilflose Löwen rannten gegen ein solides Bollwerk der Mannschaft von Trainer Olaf Janßen an, ohne es zu durchdringen. "Es wurde etwas besser gespielt als die letzten Spiele", fand Jacobacci, worüber man freilich trefflich diskutieren könnte. "Wenn wir als Team Druck gemacht haben auf den Gegner", führte der Trainer aus, "haben wir auch gute Ansätze gehabt."

Jacobacci: "Müssen Abläufe verbessern"

Ansätze – nur waren diese Momente auch noch wahrlich rar gesät. Viel häufiger musste sich Jacobacci Notizen zu Szenen machen, die weniger gut klappten und nun auf der Aufgabenliste für die nächsten Tage stehen.

"Wir müssen gewisse Abläufe verbessern, Laufwege verbessern, die letzten Pässe präziser spielen, uns mehr zutrauen. Man muss sich mehr zeigen, den Ball mehr fordern. Das geht alles nur über die Trainings."

Wofür der Italiener nichts kann, ist, dass solche oder ähnliche Sätze seit Wochen zu hören sind, es sich aber nichts ändert. "Wenn du keine Punkte hast, dann hast du auch keine Argumente", stellte Kapitän Stefan Lex stocknüchtern fest.

So läuft die Zählung also weiter, ein Sieg aus den letzten zwölf Spielen ist die aktuelle Zwischenbilanz des Schreckens. Zum Relegationsplatz lohnt nun nicht einmal mehr ein verschämter Blick, der Abstand zu Borussia Dortmund II auf dem ersten Abstiegsrang ist immerhin mit elf Punkten komfortabel. Wie lange noch, möchte man angesichts der nicht enden wollenden Misere beinahe fragen?

Angst und Bange beim Blick auf die Tabelle

Beim Blick auf die Rückrundentabelle dürfte dem Löwen-Fan nämlich Angst und Bange werden. Sechzig steht dort auf Platz 19 mit zwei Punkten aus sechs Spielen gegen wohlgemerkt die Kontrahenten, gegen die die Blauen einen Rekord-Saisonstart hingelegt hatten. Von derlei Hochgefühlen "sind wir ganz weit weg", sagte Lex.

Ganz nah ist das Auswärtsspiel beim MSV Duisburg am kommenden Samstag. Eine weitere Niederlage dort brächte womöglich den Absturz in die untere Tabellenhälfte. Danach folgen Spiele gegen Elversberg und Aue. "Im Fußball", verdeutlichte Lex, "steht und fällt alles mit den Erfolgserlebnissen." Die sind bei Sechzig überfällig.

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Es war irgendwie auch passend, dass eine simple Kölner Aktion zur Entscheidung genügte. Langer Pass, eine Kopfballverlängerung, die Jesper Verlaat durch schlechtes Timing ermöglichte, keine Absicherung und David Philipp (41.) war auf und davon.

"Das darf nicht passieren", sagte Jacobacci, der den Spieltag doch eigentlich zum "Festtag" erhoben hatte.

Wenn schon das Resultat sprichwörtlich in die elegante Hose ging, kann sich der Coach vielleicht damit trösten, dass seine Art offenkundig bei den Spielern ankommt. "Wir haben schon seine Handschrift gesehen", lobte Marcel Bär den "akribischen Arbeiter, der weiß, was er will." Lex stimmte zu: "Ich finde, er macht es gut, er versucht, einen neuen Spirit reinzubringen. Ich habe absolute positives Feedback aus der Woche. Mit einem Sieg wäre das, was ich sage, glaubhafter." Wohl wahr...

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32 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • loewenhund am 06.03.2023 16:53 Uhr / Bewertung:

    zwischen abwehr und angriff ist ein luftlehrer raum - da werden alle bälle verschenkt und der angriff findet gar nicht statt

  • Neutral am 06.03.2023 18:33 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von loewenhund

    Das war sehr auffällig. Keiner bietet sich an, so dass die Abwehrspieler gezwungen werden quer zu spielen, oder den Ball nach vorne zu schlagen. Erst als Boyamba und Kobylanski kamen, wurde es besser.

  • Wolfi Oberlöwe am 06.03.2023 16:48 Uhr / Bewertung:

    In den letzten 12 Spielen nur ein Sieg und trotzdem spielen nahezu immer dieselben Spieler.
    Wieviel Chancen will man einem Bär, einem Lex, einem Steinhart oder einem Verlaat noch geben?.
    Warum bekommen Spieler wie Lang, Skenderovic, Greilinger, Boyambo, Kobylanski, Wöhrl oder Lackenmacher kaum Einsatzzeiten und wenn sie dann mal schwächeln, spielen sie wochenlang gar nicht mehr.
    Jacobacci kennt die 3. Liga nicht und soll es jetzt richten. Ich habe große Zweifel ob ihm das gelingt.
    Am Samstag jedenfalls ging es wie die letzten 11 Spiele grad so weiter ,mit demselben Personal das wie oben beschrieben schon seit einer Ewigkeit seiner Form hinterher läuft.
    Warum müssen es bei uns immer ausländische Trainer sein, die die Liga nicht kennen?.
    Mir kommen immer mehr Erinnerungen an 2017 mit Pereira, der kam mit dem Spruch " We go to the Top" und ging mit der Realität " We go to the Flop " in Richtung RL.

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