Fröhling will "fünf, sechs Punkte" in drei Spielen

München - Der TSV 1860 ist nach der derben 0:3-Klatsche beim Tabellenschlusslicht Fortuna Düsseldorf auf dem so brutal harten Boden der Realität gelandet. Den kann man sich nicht mehr schön- oder weichreden. Nur zwei Punkte aus sechs Spielen, es ist der schlechteste Saisonstart der Löwen seit 41 Jahren. Und so stimmt auch Trainer Torsten Fröhling am Tag danach, am Tag nach dem Debakel, endlich harte Töne am. Direkt nach der Partie hatte er die Demontage noch schön geredet, gemeint, dass es ein „schlechter Tag“ war. Ein Satz, der die Untertreibung der Saison sein dürfte.
„Wir haben alle – dazu zähle ich auch das ganze Funktionsteam – komplett versagt“, sagte Fröhling am Montag, um dann doch wieder abwiegelnd hinterherzuschieben: „Nicht versagt, sondern verloren. Wir haben alle verloren.“ Der chancenlose Auftritt der Löwen-Versager bei der Fortuna manövriert diese weiter in jene Tabellenregionen, die sie nach dem Schrecken der grauenhaften Vor-Saison meiden wollten. Doch: Schon nach sechs Spieltagen muss 1860 schon wieder um den Klassenerhalt bangen.
Und Fröhling, vorige Saison noch Löwen-Retter, vielleicht schon bald um seinen Job. „Mit mir hat noch keiner gemeckert“, sagt der Trainer auf die Frage, ob er die Rückendeckung der 1860-Verantwortlichen spüre, gestand aber: „Klar ist da keiner zufrieden. Das bin ich auch nicht, das wär’ ja auch ein bisschen komisch.“
Seine bisherigen Ergebnisse lassen arg zu wünschen übrig. Sechs Spiele, zwei Punkte, macht indiskutable 0,33 Punkte im Durchschnitt. Zum Vergleich: Fröhlings Vorgänger Ricardo Moniz (sieben Spiele, sechs Punkte) und Markus von Ahlen (14 Spiele, 12 Punkte) mussten mit einem Schnitt von jeweils 0,86 Punkten gehen – ersterer übrigens am siebten Spieltag. Nimmt man Fröhlings Vorjahresbilanz hinzu, kommt er mit 1,1 Punkten pro Spiel (die beiden Relegationsspiele als normale Punktspiele gewertet, Anm. d. Red.) den Werten der Vorjahres-Trainer immer näher. Fröhling: „Soll ich den Buckel einziehen und sagen: Ich bin der, der diese Statistik hat? Ich muss vorangehen, ich mach’ die Brust raus. Dass es nicht einfach wird, wussten wir, aber die Mannschaft ist intakt und weiß selbst, dass sie Mist gebaut hat.“
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Die Voraussetzungen sind andere als vor Moniz’ Meisterplänen, die Erwartungen sind angesichts der Konsolidierungspläne gesunken. Dennoch: Wie lange darf Fröhling verlieren? „Wir wissen, dass wir an Ergebnissen gemessen werden. Wir sind jetzt in der Pflicht und der Verantwortung, es besser zu machen“, sagte der Coach und gab für die drei Spiele in acht Tagen (Kaiserslautern, Sandhausen, Leipzig) „fünf bis sechs“ Punkte als Ziel aus.
Wie das passieren soll? Mit einer knallharten Analyse. Statt eines freien Tages gibt’s für das Team heute einen Video-Marathon. „Eine Höllenarbeit, die Szenen zurechtzuschneiden“, sagt Fröhling, der den Spielern meist nur einzelne Ausschnitte präsentiert, diesmal aber nicht. „So, wie die Jungs gespielt haben, können sie ruhig dabei sein. Das kann drei Stunden dauern“, kündigte er die Video-Folter an: „Die letzten Spiele haben wir immer gesagt: Wir waren besser als die. Deswegen kannst du nicht so drauf hauen. Jetzt haben wir mal richtig einen drauf gekriegt und müssen sagen: So reicht es nicht. Jetzt schalten wir um.“
Er bewies, wie gut er umschalten konnte. Während einer Pressrunde mit Kindern, für die das neue Schuljahr beginnt, gab er sich trotz allem Löwen-Frust als freundlicher Ansprechpartner. Er witzelte dabei sogar, als er von einem Jungen danach gefragt wurde, wie er seine Mannschaft nach so einer Pleite motivieren könne: „Indem ich sie starkrede. Ist nicht einfach bei denen, aber ich versuche es.“