Friedhelm Funkel: Entlassung am Telefon
München – An ihrem Geburtstag werden noch nicht allzu viele Präsidenten ihre Trainer geschasst haben. Doch Gerhard Mayrhofer hat mittlerweile Erfahrung mit ungewöhnlichen Trainer-Freistellungen. Als die Löwen im September Alexander Schmidt beurlaubten, war Mayrhofer im Familien-Urlaub in Dänemark.
Gestern wurde Mayrhofer 52 Jahre, zur Feier des Tages war er mit der Familie im Stadion – und beurlaubte nach dem desolaten 0:3 gegen den KSC Schmidts Nachfolger Friedhelm Funkel.
Nach rund sieben Monaten ist Funkels Zeit beim TSV 1860 vorbei. Die für sechs Partien geplante Abschiedstournee endet schon nach Spiel eins. Erst am Mittwoch hatten die Parteien ja bekannt gegeben, den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, weil man sich nicht über das sportliche Konzept für die neue Saison habe einigen können.
Nach dem 0:3 gestern, der dritten Heimniederlage hintereinander und dem Abrutschen der Mannschaft auf Rang 15 der Rückrundentabelle, wollte man sich aber wohl auch nicht mehr länger als unbedingt nötig über dem Weg laufen. Und so dauerte es nur vier Tage, bis aus der lahmen Ente ein Übungsleiter außer Dienst wurde. Bis zum Saisonende übernimmt nun Funkels bisheriger Assistent Markus von Ahlen die Mannschaft.
Funkel erfuhr von seiner Beurlaubung am Telefon. „Markus Rejek (Geschäftsführer, die Red.) hat mich vor einer Stunde angerufen und es mir mitgeteilt. Ich habe das registriert und akzeptiere die Entscheidung des Vereins natürlich“, sagte Funkel, als die AZ ihn gegen 19 Uhr erreichte. „Es ist schade, dass es so zu Ende geht. Mit ein wenig Abstand zum Spiel hat mich das nicht mehr überrascht. Die Mannschaft ist in einem sehr guten Zustand“, ergänzte er.
Eben solche als Eigenlob zu verstehenden Äußerungen hatten Mayrhofer zuletzt immer wieder irritiert. Noch im Winter hatte Mayrhofer Funkel als „Geschenk für 1860“ bezeichnet, ihm eine sofortige Vertrags-Verlängerung angeboten. Doch Funkel lehnte ab, auch mit Verweis auf die ungewisse Zukunft des Klubs, der weiter am Tropf von Investor Hasan Ismaik hängt. Noch größer wurden Mayrhofers Irritationen, als Funkel am Donnerstag feststellte, dass er nie Eigenlob für sich betrieben und selbst entschieden hätte, zum Saisonende aufzuhören.
Mayrhofer verstand sein Geschenk, den professionellsten und gelassensten 1860-Coach seit Jahren, nicht mehr. Spätestens da schien klar: Nur noch eine Siegesserie würde Funkel (28 Punkte in 23 Spielen) retten können vor einer sofortigen Beurlaubung.
Doch das Spiel gegen Karlsruhe muss Mayrhofer dann wie ein blauer Offenbarungseid vorgekommen sein. Vom zumindest zeitweisen spielerischen Aufschwung der letzten Partien war nichts mehr zu sehen, die Mannschaft fiel nach dem – diskussionwürdigen – Elfmeter, der in der 19. Minute zum 0:1 führte, auseinander, agierte „viel zu hektisch, viel zu nervös“, wie Funkel direkt nach dem Spiel anmerkte.
„Das war unser schlechtestes Spiel in dieser Saison“, erkannte Kapitän Guillermo Vallori. Die Schuld für die schlechte Leistung nahmen die Spieler auf sich. „Das war heute scheiße von uns“, sagte etwa Markus Schwabl, der vor den ersten beiden der drei Tore Rouwen Hennings’ eine ziemlich unglückliche Figur gemacht hatte.
Die Verantwortung übernehmen musste aber Funkel. Mayrhofer setzte sich nach dem Spiel mit seinen Präsidiumskollegen, Rejek, Noor Basha und dem aus Abu Dhabi eingeflogenen Investoren-Bruder und -Assistenten Abdelrahman Ismaik zusammen, gemeinsam beschloss man die sofortige Trennung. Und Funkel? „Ich werde morgen nochmal bei der Mannschaft sein, um mich zu verabschieden“, sagte er.