Fast-Oberlöwe Cassalette: "Der große Einblick fehlt noch"

München - "Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt", sagte Peter Cassalette. Ein erstes Kennenlernen an der Fan-Basis hat der 62-Jährige am Mittwoch in der Stadionwirtschaft des Grünwalders überstanden. Und ein positives Fazit gezogen.
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„Abgesehen davon, dass Hans Sitzberger angegriffen wurde, war es relativ harmonisch“, sagte Cassalette am Donnerstag zur AZ. Besagten verbalen Angriff auf Sitzberger beging Cosa-Nostra-Mitglied Marco Mandica, der ihm fehlenden Respekt vorwarf – weil er bei einer Frage die Augen verdreht habe. Als ob die Löwen keine größeren Probleme hätten. Insgesamt blieb von einem Infoabend ohne große Erkenntnisse, dass Cassalette vor der anstehenden Mitgliederversammlung am Sonntag, wenn er zum Oberlöwen gekürt werden soll, zwar Herzblut mitbringt, aber (noch) kein Konzept. Denn „es liegt ja in der Natur der Sache, dass mir der großen Einblick noch fehlt.
Die AZ zeigt, welche Themen zur Sprache kamen:
Die Stadionfrage
Gleich die erste Nachfrage drehte sich um die Löwen-Heimat. Cassalette dazu: „Meine Meinung ist zwar, dass ich überall dahingehe, wo mein Verein spielt, aber es ist jetzt nicht mehr unsere Heimat“, sagt er über die Allianz Arena. Und fragt: „Können wir in Riem ein eigenes Stadion bauen? Können wir im Grünwalder Stadion spielen? Ich bitte hier um Geduld, um mich dezidiert in diese Thematik einzuarbeiten.“ Verwaltungsrat Christian Waggershauser von der Stadionkommission springt ein: „Wir prüfen alles. Es gibt die klare Aussage seitens der Stadt, dass ein Umbau des Grünwalders als Dauerlösung nicht möglich ist.“ Fazit: Jeder weiß, dass die Arena unrentabel ist, eine realistische Alternative fehlt nach wie vor.
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Verhältnis zu Investor Hasan Ismaik
„Soll das mit dem Investor so weitergehen?“, wird Cassalette gefragt. Und antwortet: „Wir brauchen einen zuverlässigen Partner. Die Allianz Arena kostet uns mehr, als wir durch Zuschauereinnahmen, Sponsoring und Fernseheinnahmen stemmen können. Wenn Hasan Ismaik die Darlehen nicht abgelöst hätte, wären wir tot gewesen. Wir wollen doch alle den sportlichen Erfolg. Derzeit habe ich viel von einer Seite gehört. Jetzt muss ich mir die andere anhören.“ Seine erste Amtshandlung sei es, zu Ismaik zu fliegen – danach sei zwischen Annäherung und Trennung alles denkbar.
Sportliche Krise
„Wir werden sehen, wie sich die Situation bis zur Winterpause entwickelt. Und wir werden sehen, ob Geld da ist, damit wir uns im Winter verstärken können, oder ob es nötig sein wird“, sagt Cassalette. Und wirkt damit angesichts der beängstigenden Situation des Tabellen-Vorletzten wohl etwas zu optimistisch.
Talente und Ikonen binden
Kult-Trainer Karsten Wettberg fordert per hochemotionaler Brandrede: „Was mit einem Benny Lauth passiert ist, kann nicht Sechzig sein“, und „wir müssen die Jugend wieder binden.“ Heißt: Kult-Löwen wie Talente müssen bei 60 bleiben, um die Identifikation zu stärken. Cassalette stimmt zu – ein dankbarer Applaus.