Fan vom TSV 1860 vor Gericht: Bewährungsstrafe für Randale beim Relegations-Chaos

Bei Teilen der Fans des TSV 1860 München brannten beim Relegations-Rückspiel gegen Jahn Regensburg im Mai vergangenen Jahres alle Sicherungen durch. Einer der Rädelsführer musste sich am Dienstag vor Gericht verantworten.
Bernhard Lackner |
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Der 25-jährige Löwen-Fan mit seiner Anwältin.
Daniel von Loeper Der 25-jährige Löwen-Fan mit seiner Anwältin.

München - Lukas B. gab sich überhaupt keine Mühe, irgendetwas zu beschönigen - es hätte ohnehin nichts gebracht. Knapp zehn Minuten standen Staatsanwältin, Richter und er selbst um einen Laptop versammelt und sahen sich die Szenen dieses denkwürdigen 30. Mai vergangenen Jahres an.

Darauf zu sehen: Löwen-Fans, deren über Monate angestauter Frust sich während der Schlussminuten des Relegations-Rückspiels gegen Jahn Regensburg, den bittersten Minuten der 157-jährigen Vereinsgeschichte, in einem Akt purer Aggression Bahn brach. Nachdem das Ballfangnetz vor dem Block zerrissen war, flogen diverse Gegenstände in Richtung der Ordner und Pressevertreter. Nur mit Mühe gelang es den Polizeikräften, einen Platzsturm zu verhindern. (Hier die damalige Polizei-Bilanz zum Nachlesen)

Fahnenstangen als Speere missbraucht

Am Dienstagmorgen stand Lukas B., einer der Rädelsführer jenes aufgebrachten Mobs, vor Gericht. Die Vorwürfe wogen schwer: vierfache gefährliche Körperverletzung, 18-fache versuchte Körperverletzung, Landfriedensbruch in besonders schwerem Falle und Verstoß gegen das bayerische Versammlungsgesetz. Hässliche Szenen: Löwen-Fans randalieren

Auf den Aufnahmen der Überwachungskameras ist zu sehen, wie Lukas B. Fahnenstangen, welche er teilweise so am Zaun abschlug, dass dort eine scharfe Bruchkante entstand, wie einen Speer auf die Polizisten warf. Wie im Wahn brach er außerdem zahlreiche Sitzschalen, immerhin knapp 4,5 Kilogramm schwer, aus der Verankerung, um sie anschließend wie ein Diskuswerfer in Richtung der Sicherheitskräfte zu schleudern.

"Ich kann mir selbst nicht erklären, was in mir vorgegangenen ist", so der Angeklagte. "Ich kann mich ehrlich gesagt an fast gar nichts mehr erinnern. Die Situation hat sich an dem Abend einfach so extrem hochgeschaukelt", führt er weiter aus. Alkohol sei allerdings nicht im Spiel gewesen.

Lukas B. kommt glimpflich davon

Vor allem die mediale Aufmerksamkeit habe ihn überrascht. Über Facebook erfuhr der gelernte Kaminkehrer von der Öffentlichkeitsfahndung, auch sein Arbeitgeber kam auf ihn zu. Sofort setzte er sich mit seiner Anwältin in Kontakt und stellte sich der Polizei, wo er ein umfassendes Geständnis ablegte.

Vor Gericht zeigt er sich geständig und entschuldigt sich bei den drei geschädigten Polizisten, die als Zeugen geladen sind. Bereits im Vorfeld der Verhandlung zeigte er sich zu einer Schmerzensgeldzahlung in Höhe von 800 Euro bereit.

Seine Reue nimmt Amtsrichter Sebastian Schmitt dem 25-Jährigen ab und verurteilt ihn unter anderem wegen schwerem Landfriedensbruch und zweifacher gefährlicher Körperverletzung mit gefährlichen Waffen zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung.

Zusätzlich muss er die Kosten für die Randale zahlen: 10 721 für zwei zerstörte Fangnetze Euro, 8000 für die Sitze. Dazu eine Geldstrafe von 1200 Euro. Strafmildernd wirkt sich die positive Sozialprognose aus. Der 25-Jährige hat ein Kind, für das er regelmäßig Unterhalt bezahlt, legte erst am Tag vor der Verhandlung seine Meisterprüfung ab und wurde zuvor noch nie straffällig. Wie geplant selbständig machen darf er sich wegen der Vorstrafe aber nicht.

Seine Löwen wird er aufgrund eines dreijährigen Stadionverbots aber vorerst nicht live sehen. Doch ins Stadion wolle er ohnehin nicht mehr gehen: „Man weiß ja nie, was wieder passieren könnte.“

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