Ex-Löwe Michael Hofmann: „Fröhlings Ansatz passt“
AZ: Herr Hofmann, 2013 beendeten Sie Ihre Karriere bei Jahn Regensburg, wurden Trainer in Kirchheim. Und jetzt heuern Sie mit 42 Jahren wieder als Torwart beim Bayernligisten SV Pullach an.
MICHAEL HOFMANN: Nach meinem Rückzug in Kirchheim habe ich gemerkt: Es fehlt einfach was am Abend. Ich hatte mich ja zuletzt schon bei meinem Heimatverein Bayreuth als Ersatztorwart angeboten. Die waren begeistert. Und jetzt ist es fast vor der Haustür.
Wieso tun Sie das ihrem Körper noch einmal an?
Nicht nur einmal. Jacke wie Hose, wenn sich andere Leute fragen, wieso der Fußballverrückte das noch macht. Klar könnte ich mich abends in den Sessel setzen oder die Zeit mit meiner Frau genießen – aber ich muss einfach raus. Es geht mir auch nicht um einen Rekord, ich werde nicht mehr spielen, bis ich 45 bin.
Pullachs Trainer Frank Schmöller scherzte, Sie wären nicht mehr der jüngste Tiger im Strafraum.
Ich habe zu den Verantwortlichen gesagt: Leute, ich bin kein Jesus, der jeden Ball halten kann und keine zwanzig mehr. Schmöller sagte: Kein Problem. Er wollte jemanden mit Ehrgeiz und einer gewissen Aura. Wenn ich mir ab und zu einen Ball reinschmeiße, aber die Mannschaft nicht drunter leidet, bin ich alt genug, um nicht eine Woche lang mit schlechter Laune durch den Ort zu laufen. Und wenn ich doch der Torwart-Opa sein sollte, werden eben die Youngster spielen.
Wie sind Sie früher als Profi mit Kritik umgegangen?
Als Spieler konnte ich nicht immer drüber stehen. Ich war immer einer, der einen Fehler schnell zugegeben hat. Man kann die Woche einmal oder zehnmal trainieren, Fehler passieren einfach. Das muss man akzeptieren. Wenn ich zehn Spiele verliere und jeder sagt: Es ist gut, habe ich das anders gesehen. Man muss auch mal kritisch sein.
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Und wie sehen Sie es aktuell bei den Löwen? Gut spielen sie ja, sind aber noch sieglos.
Jeder weiß doch: Bei Sechzig ist nicht alles Gold, aber man kann nicht alles verteufeln. Die Chemie stimmt, der Ansatz von Trainer Torsten Fröhling passt. Die Störenfriede des letzten Jahres wurden entfernt. Es ist etwas zusammengewachsen. Sie machen jetzt gute Arbeit, haben ordentlich gespielt. Klar haben sie es nach fünf Spielen schon wieder schwer, das Quäntchen Glück fehlt. Und es gibt noch einiges zu klären.
Das da wäre?
Darf Necat (Sportchef Aygün, Anm. d. Red.) länger am Hebel bleiben? Ich hatte vor zwei Wochen ein loses Gespräch mit ihm, er ist sehr engagiert. Außerdem stehen die Präsidenten-Wahlen an. Es ist nicht schön, wenn man sich immer auf neue Leute einstellen muss. Aber dazu muss ich nicht den Schlaumeier geben, ich bin ja nicht im Tagesgeschäft. Man muss einfach schauen, dass der Verein in ruhige Fahrwasser kommt.
Bei ausbleibenden Erfolgen wird’s damit aber schwer.
Jeder, der Ahnung hat, weiß: Es läuft jetzt ein Jahr der Konsolidierung. Wenn ich mich über den Relegationsplatz gerade so rette, kann ich jetzt nicht um die Meisterschaft spielen. Sondern muss froh über einen einstelligen Tabellenplatz sein. Klar braucht man kurzfristig Erfolgserlebnisse, sonst steht man nach zehn Spieltagen hinten drin, dann ist der Druck gleich wieder da.
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Was denken Sie: Wird’s am Ende wieder eng?
Sechzig muss aufpassen: Es sind schon vier Punkte auf die Plätze elf und zwölf. Wie es der Chris Schindler kürzlich sagte: Man muss von den letzten drei Plätzen schnell wegkommen. Da wünschen wir uns alle im nächsten Spiel einfach einen Sieg – und dann klappt das auch.