Ex-1860-Spieler Florian Neuhaus und Philipp Max: Mit Löwen-Blut zur EM?

München - Philipp Max rannte bei seinem lang ersehnten Debüt wie ein Irrwisch die linke Seite auf und ab, doch für einen kurzen Moment hielt er inne. "Nach zehn Minuten habe ich mal kurz auf die Uhr geguckt", sagte der Neu-Nationalspieler nach dem 1:0 (1:0)-Testspielsieg gegen Tschechien mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, "da hatte ich ihn überholt."
Ihn - damit ist Papa Martin Max gemeint. Der zweimalige Torschützenkönig der Bundesliga (2000 und 2002) brachte es aus fast unerklärlichen Gründen auf ganze acht Spielminuten im DFB-Trikot, als er am 17. April 2002 gegen Argentinien eingewechselt wurde.
Philipp Max mit Assist im ersten Länderspiel
18 Jahre später hat ihn sein Sohn nicht nur bei der Spieldauer überflügelt: Durch seine scharfe und präzise Hereingabe vor dem 1:0-Siegtreffer durch Luca Waldschmidt (13.) sammelte der "stramme Max" gleich bei seiner Premiere einen Scorerpunkt.

"Ich bin stolz und sehr glücklich", sagte der Profi der PSV Eindhoven hinterher. Dass das leere Leipziger Stadion und der sportlich unbedeutende Test gegen ebenfalls stark ersatzgeschwächte Tschechen keinen glamourösen Rahmen boten - geschenkt! "Das ist ein besonderer Tag, auch für meine Familie und Freunde", sagte der 27-Jährige: "Deswegen habe ich es trotz der Geisterspiel-Atmosphäre sehr genossen."
Lange hatte der dynamische Offensivverteidiger mit dem starken linken Fuß auf diesen Moment gewartet. Insgeheim rechnete er seit Jahren auf einen Anruf von Joachim Löw, doch der Bundestrainer zeigte ihm stets die kalte Schulter. Weder der Gewinn der Silbermedaille bei Olympia 2016 noch seine grandiose Saison 2017/18 für den FC Augsburg (zwei Treffer, 13 Vorlagen) reichten für eine Einladung. Erst mit dem Wechsel ins Ausland nach Eindhoven, wo er mit WM-Held Mario Götze zusammenspielt, und aufgrund zahlreicher Ausfälle bekam Max, der in der Jugend beim TSV 1860 spielte, eine Chance. Und die nutzte er.
Max kann sich Hoffnungen auf ein EM-Ticket machen
"Das freut mich auf jeden Fall", sagte Löw, sein Debütant Nummer 111 mit dem starken Offensivdrang habe "sehr, sehr gut" gespielt. Was den Bundestrainer nicht mehr sonderlich überraschte, denn: "Er hat schon im Training einen guten Eindruck gemacht." Das aktuelle Löw-System mit zwei Offensivverteidigern kommt Max sehr entgegen, die Chancen auf ein EM-Ticket stehen gut.
Vor dem Anpfiff bat Löw den Spätstarter im Hotel noch zu einem Vier-Augen-Gespräch. "Er hat gesagt, ich soll es genießen, Spaß haben und das machen, was ich im Verein auch mache", verriet Max: "Einfach vorne die Situationen gefährlich machen, Bälle vors Tor spielen. Das ist mir Gott sei dank auch gelungen."
Auch Ex-Löwe Florian Neuhaus überzeugt in der Nationalmannschaft
Auch der andere Ex-Löwe mit guten EM-Chancen zeigte eine überzeugende Leistung: Florian Neuhaus (23). "Flo besitzt eine hohe Spielintelligenz. Er ist ballsicher und findet gute Lösungen. Er spielt sehr abgeklärt. Ich war von seiner Leistung angetan", schwärmte Löw.

Im Mittelfeld war der Gladbacher Neuhaus Deutschlands auffälligster Spieler, er sammelte immer mehr Argumente für eine dauerhafte Karriere im DFB-Team. Auch Ex-Kapitän Michael Ballack war begeistert. "Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht", sagte der RTL-Experte über Neuhaus: "Der Junge brennt und will seine Chance nutzen. Das ist ihm auch gelungen."
Während zwei Profis mit Löwen-Blut also Kurs auf die EM nehmen, muss sich der dritte "Blaue" im Bunde noch gedulden. Felix Uduokhai (23/FC Augsburg), von 2008 bis 2017 bei den Löwen, saß 90 Minuten auf der Ersatzbank. Doch auch er dürfte bald eine Chance bei Löw erhalten.