Erfolg im Bayern-Derby: Vitor, der Sieger

München - Sowas hat Sechzig lange nicht gesehen. Montagabend, Derby gegen Nürnberg – und die Löwen legten einen ersten Durchgang auf den Rasen, wie es schier ewige Zeiten nicht mehr glückte. "Oh, wie ist das schön", skandierten die Fans, als er sich abzeichnete: Der 2:0-Erfolg gegen den Club, der den TSV 1860 langsam aber sicher auf die Überholspur in der 2. Liga bringt – und seinen Trainer zum Sieger macht.
Lesen Sie hier: Cassalette nach 1860-Gala - "Das war Spitzenfußball"
Vitor Pereira verdient dem Vernehmen nach rund 2 Millionen Euro im Jahr. Er gilt ob seines Werdegangs als Coach des FC Porto, Olympiakos Piräus und Fenerbahce Istanbul ohne Zweifel als Startrainer im Deutschen Fußball-Unterhaus. Doch taugt der Zweitliga-Neuling auch zum Erfolgscoach bei den zuletzt chronisch abstiegsgefährdeten Sechzgern? Scheint so! Pereira hat, ganz wie es sein Name gebietet, schon jetzt einen Hauch Sieger-Mentalität verbreitet. Sein portugiesischer Vorname Vitor entstammt dem lateinischen Wort "Victor" – zu Deutsch: Sieger! Und Vitor, der Sieger, macht auch Sechzig zu Siegern. "Die Mannschaft wächst von Spiel zu Spiel besser zusammen. Wir haben eine bessere Balance, sind besser organisiert und lassen den Ball laufen. Wir sind auf einem guten Weg", urteilte Pereira zwar zurückhaltend. Die AZ zeigt aber, wo der Portugiese die Löwen schon jetzt besser macht.
Vitor gewinnt
Victory hoch drei! Ein Trainer kann so gut coachen, wie er will, eine alte Fußball-Weisheit wird immer gelten: "Die Wahrheit liegt auf dem Platz." Pereira hat ebendort just den dritten Heimsieg in Folge geholt, in der Liga nun drei Dreier aus vier Spielen – in der jüngeren Historie schaffte nur Retter Bierofka einen besseren Einstand. Sogar Investor Hasan Ismaik marschierte erstmals seit seinem Einstieg 2011 von der Tribüne in die Kabine, um Pereira und seinem Team zu gratulieren.
Lesen Sie auch: Stimmen - "Wir müssen nach vorne schauen, nicht mehr nach unten"
Während der Abstand auf die Abstiegsränge schon sieben Zähler beträgt, rechnen die gnadenlosen Optimisten unter den Sechzgern schon die Distanz zu Relegationsrang drei aus. 13 Punkte Rückstand sind es vor dem Duell am Freitag mit dem Dritten Union Berlin – bei 13 verbleibenden Spieltagen "nur" ein Pünktchen pro Runde aufzuholen. Präsident Peter Cassalette schätzt im Gespräch mit der AZ die Situation ungleich realistischer ein: "Wir müssen auf dem Boden bleiben." Im Falle eines Auswärtssiegs an der Alten Försterei könne man sich zwar "neue Ziele stecken", jedoch keinen verfrühten Aufstiegstraum träumen, sondern "Rang sieben oder acht."
Das neue System funktioniert
Die Umstellung auf das 3-4-3-System, vielen Experten zufolge spielstarken Teams vorbehalten, galt bei Sechzig mit seinem gelinde gesagt holprigem Spielstil bisher als Risiko. Und doch: Der Systemwechsel fruchtet. Die Dreierkette steht stabil, auch das Offensivspiel lief gegen den 1. FCN vor der Pause phasenweise wie am Schürchen: "Das war ein großer Schritt in die richtige Richtung, auch in spielerischer Hinsicht", sagte Cassalette begeistert: "Das war Spitzenfußball aus der Zweiten Liga!" Auch Sebastian Boenisch, trotz manchem Abspielfehler nicht mehr Sorgenkind, sondern Stabilisator, erkannte: "Man sieht, wie wir die ersten 15 Minuten losgelegt haben. Wir sind draufgegangen, das hat gut funktioniert." Vieles laufe schon gut, "Vieles geht aber auch noch besser."
Pereiras Neue schlagen ein
Die beiden Treffer erzielten in Abdoulaye Ba und Lumor zwei Neulöwen. "Wir haben sie nicht unbedingt dafür eingekauft. Aber wenn sie Tore schießen, ist es umso schöner", so Boenisch. Wie in den letzten Spielen standen alle vier bisher verfügbaren Neuzugänge auf dem Platz – und haben ihren Teil zu Vitors Erfolgsgeschichte beigetragen (siehe unten). Der Trainer baut auf seine Wintereinkäufe, die er größtenteils selbst auswählte, um ihm bei seinem Projekt "Giesing goes Bundesliga" zu unterstützen.
Lesen Sie hier: Neulöwe Boya - "Es wird eine aufregende Zeit"
Pereira lebt Fußball
Ob durch seine vielen Unterbrechungen auf dem Platz, den neuen Tagesablauf mit gemeinsamen Mahlzeiten oder der Tatsache, dass Pereira selbst keinerlei "Störfaktoren" in München hat: Der neue Trainer lebt 24 Stunden Fußball am Tag. Diese Leidenschaft lebt er seiner Elf vor. Und predigt unentwegt, dass Erfolg nur durch harte Arbeit möglich ist. Vitor, der Sieger muss es ja wissen.