Ein Comedian über die Löwen: „Wie im Komödienstadl“

München - Der 34-Jährige stammt aus Puchheim in der Nähe von München. Simon Pearce arbeitet als Schauspieler, Synchronsprecher und Comedian und ist Fan des TSV 1860. Die AZ hat ihn vor dem Spiel gegen den FSV Frankfurt zum Interview gebeten.
AZ: Herr Pearce, Sie treten am Freitag beim Heimspiel des TSV 1860 gegen Frankfurt im Sechzger-Club auf. Wozu braucht’s einen Comedian – haben die Löwen nicht schon genug Komödienstadl?
SIMON PEARCE: Die Löwen sind Füchse, haben sich gedacht: Da muss jemand bündeln, was alles passiert. Ist doch schön, wenn man über sich lachen kann. Und ein bisschen Galgenhumor ist bei den Sechzgern schon manchmal nötig.
Werden sie das bei ihrem Auftritt auch zu spüren kriegen?
Klar, ich werde ein paar Minuten auf das Frankfurt-Spiel eingehen. Dazu spiele ich einen Auszug aus meinem Programm.
„Allein unter Schwarzen“ heißt das, Sie erzählen darin aus ihrem Leben. Worum geht’s?
Das sind Anekdoten, die wirklich passiert sind, aber etwas aufgehübscht. Es geht um Rassismus und Intoleranz, Schwarze gegen Schwule, Türken gegen Deutsche. Darüber muss man einfach lachen. Manchmal bleibt’s einem im Halse stecken, aber das muss man einfach weglachen: Für mich der beste Weg, damit umzugehen.
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Sie sind in Puchheim groß geworden, später nach München gezogen. Wenn man Fußball-Fan ist, gibt’s dort eigentlich nur die Roten oder die Blauen. Warum sind Sie ein Sechzger-Fan geworden?
Daran war mein Papa schuld. 1986 hat er mich zum ersten Mal ins Grünwalder mitgeschleppt. Das war zu Bayernliga-Zeiten, als Roland Kneissl und Armin Störzenhofecker gespielt haben. 1990 in der 2. Liga Süd habe ich selbst in der Jugend bei Sechzig gespielt. Seitdem bin ich ein Löwe, ein leidensfähiger noch dazu. In den ersten fünf Jahren der Arena hatte ich noch eine Dauerkarte, jetzt bin ich zu viel unterwegs.
Und Bayern? Zu großkopfert?
Früher war ich ein Bayern-Hasser. Mittlerweile sind sie mir wurscht. Und mein Papa hat sie erst gehasst: Als sie 1999 das Champions-League-Finale gegen Manchester United verloren haben, hat er eine Flasche Schampus geköpft, die eigentlich für den Hochzeitstag meiner Eltern bestimmt war und immer wieder gerufen: „Diese „Sch…-Bayern“. Wenn man selber nix zu feiern hat, muss man eben feiern, wenn Bayern auf den Sack kriegen.
Als 1860-Fan kann man eine große Portion Humor vertragen.
Du wirst als Löwen-Fan immer verschmäht. Alle Menschen lachen dich aus, sagen: „Du Armer.“ Ich denke mir dann immer: „Ihr habt ja keine Ahnung.“
Wie intensiv verfolgen Sie die Löwen-Spiele jetzt noch?
Voll. Ich habe einen Sky-Go-Account, schaue auch mal im Zug oder im Hotel. Nur wenn ich auf der Bühne stehe, geht’s natürlich nicht.
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Was sagen Sie denn zum Spiel in Paderborn?
4:4 – das sind die Löwen! Wenn du zu zehnt 3:1 hinten liegst, bist du eigentlich weg. Wäre geil gewesen, wenn sie noch gewonnen hätten. Aber so war’s auch der Wahnsinn.
Ihre Lieblingsspieler?
Daniel Adlung, der ist einfach ein Leader-Typ. Den haben wir im letzten Jahr dringend gebraucht. Und den Korbi Vollmann finde ich super, den habe ich mal kennengelernt: ein Ur-Löwe. Auch die beiden Ösis finde ich gut, Rubin Okotie und Michael Liendl.
Die Blauen geben ja seit Jahren Steilvorlagen für Ihren Job. Inwieweit verwandeln Sie die – oder haben es mal vor?
Ich habe das ein bisschen im Programm und erzähle: Ich bin aus Nigeria, und damit schon unter Afrikanern verschmäht, als Deutscher in Europa auch, wenn man einen Griechen fragt. Genauso wie als Bayer in Deutschland und als Münchner in Bayern. Und in München bin ich dann auch noch Löwe. Gegen mein Leben ist die Passion Jesus Christus ein Osterspaziergang. Es wird demnächst aber auch Löwen-Sketche geben.
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In welcher Form?
Als eine Art Löwen-Botschafter. Ich mache das mit meinem Kollegen Moses Wolff. Wir machen lustige Videos, werden als verschiedene Figuren auftreten: Beispielsweise als Trainer, wenn er mit dem Spieler spricht. Jetzt im Dezember geht’s los. Das Futter wird nicht ausgehen. (lacht)
Der TSV 1860 veranstaltet am Donnerstag im Löwen-Stüberl einen Grantlerabend. Worüber würden Sie granteln?
Da würde ich bei der Außendarstellung ansetzen. Es gibt bei Sechzig nie Ruhe, wirklich nie. Unter Wildmoser und Lorant hatte man mal eine Vereinsführung. Seitdem ist es wirklich wie im Komödienstadl: immer was los. Momentan hat das Chaos mal ein bisschen Pause, aber ich traue dem Braten nicht.
Und wie sieht’s sportlich aus?
Aktuell spielen sie gut, es kommt mit Möhlmann und Oliver Kreuzer sogar ein bisschen Struktur rein. Es gibt sogar einen gewählten Präsidenten! Tatsächlich mal Potenzial, sich mit Fußball zu befassen. Ich habe keinen Schiss, dass wir dieses Jahr absteigen.