Dorfen-Kapitän Timo Lorant: "Sechzig darf kommen"

München/Dorfen - Der 25-jährige Sohn von 1860-Kulttrainer Werner Lorant ist Kapitän und Abwehrchef beim Bezirksligisten TSV Dorfen, wo Lorant jahrelang wohnte. Im Hauptberuf ist er Ingenieur.
AZ: Herr Lorant, heute trifft Ihr TSV Dorfen im Toto-Pokal auf den großen TSV 1860. Bock auf die Löwen?
Timo Lorant: Na klar! Bei uns war gerade Volksfest, das Löwen-Spiel war das Gesprächsthema Nummer eins. Die Eintrittskarten waren in nur 40 Minuten weg. Absoluter Ausnahmezustand. Jeder ist heiß - das wird das größte Spiel unserer Vereinsgeschichte.
Auch beim TSV Dorfen dürfte es ein paar eingefleischte Löwenfans geben.
Unser Torjäger Gerhard Thalmeier zum Beispiel. Der hatte früher eine Dauerkarte und hat sich jedes Spiel angeschaut - hoffentlich haut er ihnen jetzt einen rein (lacht). Unser Torwart Alex Wolf hat bis zur U15 bei den Löwen gespielt. Auch ich selbst als halber Löwe - Dorfen ist blau!
Sie sind Kapitän des Bezirksligisten, Ihr Name ist aber auch untrennbar mit den Löwen verbunden: Vater Werner Lorant steht für die Erfolge der 90er Jahre.
Mein Pa war mit Karl-Heinz Wildmoser (damaliger Präsident, d. Red.) ein Erfolgsduo, sie haben die Löwen 1994 in die Bundesliga geführt. Er war durch seine knallharte, manchmal angsteinflößende Art ja eher ein Typ Felix Magath. Hat er verloren, mussten seine Spieler am nächsten Tag laufen, bis der erste gekotzt hat. Mit meinem Dad als Trainer würd' ich sofort aufhören - zum Glück war er daheim anders (lacht).
1860-Trainer Daniel Bierofka erzählte kürzlich, Sie öfter als kleinen Buben gesehen zu haben. Wie erinnern Sie sich an diese Zeit?
Ich war als Kind oft bei den Spielen und am Trainingsgelände. Bernhard Winkler war damals nicht nur Stürmer, sondern auch ein guter Spezl meines Vaters. Auch "Icke" Häßler, Martin Max, Harald Cerny - das sind für mich die echten Löwen von damals. Mein Highlight: die beiden Derbysiege gegen die Bayern in einer Saison (1999/2000, d. Red.).
Und die echten Löwen von heute?
Bierofka ist einer. Von den Spielern kenne ich nicht mehr viele. Jan Mauersberger finde ich gut, der spielt meine Position. Beim Relegationsrückspiel gegen Regensburg war ich live im Stadion und bin traurig über den Abstieg, aber seit mein Dad nicht mehr dort ist, war ich auch immer seltener bei den Spielen. Vielleicht hat 1860 jetzt die Chance auf einen Neuanfang.
Umso größer war die Freude auf das direkte Duell. Wie war's bei der Auslosung?
Wir hätten uns die Löwen schon in der ersten Runde gewünscht, haben dann zum Glück die Sensation gegen Wacker Burghausen geschafft. Die haben uns ordentlich unterschätzt. Danach war schnell klar, dass es Sechzig wird. Ich war happy, wusste aber, was auf mich zukommt…
Womit wir wieder bei Ihrem Vater angelangt wären.
Ja. "Sohn der Trainerlegende", nennen mich meine Mannschaftskollegen ständig. Das nervt! Kräht doch kein Hahn mehr danach, was früher war. Und mein Dad arbeitet nur noch als Feuerwehrmann bei Waging oder Hallein. Er hat ja schon ein gewisses Alter. Wahrscheinlich auch besser so: Er muss sich immer noch sehr aufregen, wenn's um Fußball geht (lacht).
Zurück zum Spiel: Was muss passieren, damit der TSV Dorfen eine Chance hat?
Eigentlich haben wir null Chance. Wir trainieren dreimal die Woche, bei uns verdient keiner die Welt. Aber Dorfen ist ein geiler Verein, bei uns sind 90 Prozent der Spieler aus der Gegend. Einen blöden Fehler von Sechzig, dann stellen wir uns hinten rein und können mit drei, vier schnellen Spielern kontern. Wir wollen Dorfen und den Fans einfach ein Spiel bescheren, an das sich alle in zehn Jahren noch erinnern. Ein Sascha Mölders darf da schon kommen im Sturm, mir sind große Gegenspieler eh' lieber. Sechzig darf kommen!
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