Die Löwen-Zukunft: Das sagt 1860-Präsident Peter Cassalette im AZ-Interview
Troia - Peter Cassalette ist Präsident des TSV 1860. Der heute 63-Jährige wurde im November 2015 von rund 66 Prozent der stimmberechtigten 462 Mitgliedern zum neuen Präsidenten des Klubs gewählt.
AZ: Herr Cassalette, die Löwen reisen am Freitag nach 16 Tagen Trainingslager zurück nach München, sechs davon haben Sie selbst mitbekommen. Ihr Fazit?
Durchweg positiv! Ich habe Möhlmann-Trainingslager, eins unter Runjaic und nun das hier mit Pereira erlebt. So fokussiert wie hier habe ich alle zusammen noch nie gesehen. Das sagen auch viele Spieler. Und in vier Spielen drei Siege und kein Gegentor - das spricht für sich. Auch, wenn wir nicht immer glänzen konnten: Die Portugiesen sind auch keine Blinden.
Ihr Eindruck von Trainer Vitor Pereira?
Er ist die richtige Mischung aus Vertrauens- und Autoritätsperson. Er ist sehr diszipliniert. Vor dem Essen hebt er den Daumen, vorher isst keiner. Man braucht sich nur ein paar Videos ansehen. Er überträgt seine Energie auf die Spieler. Nach dem Training ist er heiser. Ich finde solche Leute toll, denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn einer regungslos an der Seitenlinie verharrt. Deswegen muss man nicht so rumkasperln wie der Pep Guardiola - ich glaube, das hat kein Spieler mehr verstanden.
Sie hatten Ihre Reisepläne wegen Investor Hasan Ismaik umgeworfen, um ihn letzten Endes um wenige Minuten zu verpassen.
Dann haben wir uns eben verpasst. Heutzutage gibt’s glücklicherweise andere Wege der Kommunikation. Eins ist klar: Hasan ist ein vielbeschäftigter Mann. Man weiß nie so genau, wie sein Schedule, sein Zeitplan, aussieht - und natürlich gibt es da auch mal kurzfristige Änderungen!
Wie würden Sie aktuell das Verhältnis zwischen Ismaik und 1860 beurteilen?
Hasan hat extrem viel investiert, in die Infrastruktur, in neue Plätze - auch in Menschen. Besser geht es doch gar nicht für einen Zweitligisten. Die Zukunft ist rosiger als je zuvor. Wir stehen in jeder Hinsicht besser da - ausgenommen der Tabellenplatz.
Das sieht nicht jeder so: Viele Fans und Kritiker fürchten, dass sich Ismaik noch mehr Anteile einverleibt.
Nochmal: Ob ein solcher Wunsch besteht, müssen Sie Ismaik fragen. Er hat ihn jedenfalls noch nicht geäußert. Sollte das der Fall sein, verfahren wir so, wie bei allen anderen Entscheidungen auch: Wir werden in den Gremien darüber reden. Letztlich muss das eine Mitgliederversammlung entscheiden.
Auch der ehemalige Vizepräsident Peter Helfer hat jüngst davor gewarnt, Ismaik noch mehr Entscheidungsgewalt zu überlassen.
Was Helfer von sich gibt, lese ich nicht. Das interessiert mich nicht. Er scheint nicht damit klarzukommen, dass man ihn nicht mehr im Präsidium wollte. Er soll sich damit abfinden und nicht hintenrum schießen.
"Es geht doch in erster Linie um Sechzig"
Die Frage nach dem Verlust der Entscheidungshoheit und auch der Identität der Löwen bleibt aber.
Es geht doch in erster Linie um Sechzig, um Fußball. Wir haben alle die Hoffnung, endlich wieder ganz oben zu spielen. Und das geht eben nur mit einem Anteilseigner, alles andere funktioniert ja nicht! Der Rest ist bis jetzt nur Theorie. Es gibt Gremien in diesem Verein, deren Mitglieder sicher nicht nur alles machen, was Hasan will.
Die besten Bilder vom 1:0-Sieg gegen CD Cova da Piedade. ? Die Bildergalerie: t.co #m60cdp #tsv1860 #OláTróia pic.twitter.com/5kaWIg9rui
— TSV 1860 München (@TSV1860) 19. Januar 2017
Sie haben kürzlich mit Geschäftsführer Anthony Power gesprochen, mit dem Sie im Fall Vitus Eicher eine Auseinandersetzung hatten…
Das war ganz allgemein, über seinen Urlaub kürzlich, das Wetter in München. Nichts Spezifisches. Die Themen, die wir haben, besprechen wir im Büro. Er ist Geschäftsführer, ich bin Präsident und durch meine Ämter in Aufsichtsrat und Beirat habe ich eine gewisse Aufsichtspflichten. Unser Verhältnis ist rein professionell. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Und zu Vitus Eicher: Ich habe Power mehrfach meine Meinung mitgeteilt.
Schließlich durfte Eicher gehen - ablösefrei, wie man hört.
Ich war am Schluss nicht mehr in die Verhandlungen involviert, aber ich sehe mich bestätigt. Aber das ist Vergangenheit. Jetzt müssen wir nach vorne schauen.
Für Pereira heißt das, in Richtung Spitze: Er hat angekündigt, in besonderen Momenten tanzen zu wollen. Wann tanzt der Oberlöwe?
Wenn wir in die Bundesliga aufsteigen, tanze ich mit.
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