Der TSV 1860 hat jetzt eine Torwart-Diskussion: "Dieses Fass wollen wir erst gar nicht aufmachen"
Aspach/München - Es lief die 57. Spielminute im Auswärts-Duell der Sechzger beim VfB Stuttgart II (1:3), da nahm das Unheil im Duell der VfB-Bubis mit den Umbruch-Löwen seinen dramatisch-kuriosen Lauf – und eröffnete eine Baustelle, über die wohl noch länger zu reden sein wird im Löwen-Kosmos: Stuttgart-Kapitän Dominik Nothnagel drosch den Ball aus der eigenen Hälfte vor dem heraneilenden Lukas Reich weg – und die Kugel senkte sich spektakulär zum 0:3 ins Tor der Giesinger. Wenig später hallte es aus der 1860-Kurve: "Hiller, Hiller!"
TSV 1860: Nach zwei Spielen fordern die Löwen-Fans Hiller zurück
Beim TSV 1860 ist nach dem zweiten Spieltag genau das eingetreten, was im Hinblick auf die knifflige Torhüterfrage nicht eintreten durfte: Der 34-jährige Routinier René Vollath, Neuzugang von Rivale SpVgg Unterhaching, hat sich durch eine schwache Leistung (AZ-Note 5) und dem geschilderten Gegentor angreifbar gemacht, da er zu weit vor seinem Kasten stand.
Eine Situation, die mehrere 1860-Fans deshalb mit ihren Sprechchören besangen, weil es Cheftrainer Argirios Giannikis zuvor gewagt hat, Urlöwe und Fankurven-Liebling Marco Hiller auf die Bank zu setzen. Aus sportlichen Gründen zweifellos eine vertretbare Entscheidung, schließlich gilt Vollath aufgrund seiner Qualitäten, seiner Routine und seiner Führungsrolle als gutes Gesamtpaket zwischen den Pfosten.
Torhüter-Frage bei den 1860-Fans: Leistungsprinzip oder Vetternwirtschaft?
Weil es bei einem Traditionsverein wie beim TSV mit einem turbulenten Umfeld niemals nur um Sport geht, fordern manche Anhänger schon jetzt, dass das nicht minder begabte 27-jährige Eigengewächs, vielleicht (noch) nicht ganz so komplett wie Vollath, wieder zum Stammtorhüter beordert werden soll. Ist das noch Leistungsprinzip oder schon Vetternwirtschaft?
"Dieses Fass wollen wir gar nicht erst aufmachen", versuchte der 44-Jährige bei MagentaSport die Frage nach einem frühen Torhüterwechsel abzuwehren. Ein Gefallen, den ihm Anhänger und Beobachter der Blauen angesichts der Folgen dieser frühen Torhüter-Causa nicht tun können: Je mehr es brodelt bei den Blauen, desto mehr treten solche Nebenkriegsschauplätze bekanntlich zutage – und nach dem historisch schlechten Saisonauftakt brodelt es bereits.
1860 ging mit Vollath-Verpflichtung emotionales Risiko ein
Bitter für Giannikis, aber auch bitter für Vollprofi Vollath: Mit der Entscheidung contra Hiller hat sich der Trainer eine Torwart-Diskussion mit Ansage geschaffen, die schon bei der Verpflichtung Vollaths begann: Hätte Sportboss Christian Werner nicht doch besser einen talentierten Keeper holen sollen, um Hiller als Herausforderer anzustacheln, mehr aber auch nicht?
Mit Hendrik Bonmann und David Richter können zwei beschlagene Ex-Löwen ein Lied davon singen, sich mit einem etwa gleich starken Keeper zu duellieren, der auf Giesings Höhen aber einen ganz anderen Stellenwert genießt. Die Tragik der Geschichte: Hätte 1860 mit Vollath anfangs performt, wäre die Kurve höchstwahrscheinlich stumm geblieben. Hätte Sechzig mit Hiller einen schwachen Start hingelegt, wäre früher oder später auch die Kritik am "Sechzger-Jungen" (Zitat Giannikis) laut geworden. Wie es auch weitergeht: Giannikis hat sich neben dem verpatzten Auftakt eine Baustelle geschaffen, auf die er gewiss gerne verzichtet hätte.
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