Der Abstieg von Sascha Mölders beim TSV 1860: Vom Fußballgott zur Persona non grata
München - "Sascha Mölders, Fußballgott!" Wie oft hallte dieser Schlachtruf der Fans des TSV 1860 aus der Westkurve durchs Grünwalder Stadion. Ein Schlachtruf voller Ehrerbietung für ihn, den Alpha-Löwen. Er wird wohl nie wieder zu hören sein auf Giesings Höhen.
Sascha Mölders, 36-jähriger Noch-Kapitän des TSV 1860, steht bei seinen so liebgewonnenen Sechzgern vor dem Aus. Nach AZ-Informationen trafen sich Sport-Boss Günther Gorenzel und Mölders-Berater Serafino Luzzi am Mittwoch, um über eine Vertragsauflösung zu verhandeln. Die Fronten sind so verhärtet wie die Bauchmuskeln der "Wampe von Giesing" vielleicht zu seinen besten Zeiten vor 15 Jahren mal waren: Mölders, der sich "schockiert" über die (vorübergehende) Beurlaubung zeigt, würde wohl nur mit einer satten Abfindung zustimmen - oder andernfalls seinen Vertrag bis Sommer 2022 aussitzen.
Kein Statement von Familie Mölders
Die AZ fragte nach im Hause Mölders. "Leider dürfen wir nichts sagen", antwortete Ivonne Mölders, nachdem Ehemann Sascha und dessen Berater nicht auf unsere Anfragen reagiert hatten. Klingt eher danach, als würde man sich für eine gerichtliche Auseinandersetzung wappnen - und den Sechzgern dabei keine (weitere) Angriffsfläche bieten wollen. Fragt sich nur, ob Mölders nicht schon genug Verfehlungen für mehrere Abmahnungen angehäuft hat. Was sich die 1860-Bosse vorwerfen lassen müssen: Sie haben den Kapitän viel zu lange durchkommen lassen mit seinen fragwürdigen und laut der Aussagen mehrerer Beteiligter sogar strafbaren Aktionen.
Bei vielen Fans hat Mölders seinen Stellenwert inzwischen - wie in der Mannschaft - verloren. "In der Runde der Allesfahrer sehen wir Mölders schon länger kritisch. Ich war noch einer seiner letzten Befürworter, doch nach dem, was man jetzt so hört, ist das auch vorbei", meinte Roman Wöll, der am Dienstag mit anderen auserwählten Fans zu einem Aufklärungsgespräch an der Grünwalder Straße weilte, auf Nachfrage: "Ich bin jetzt keiner, der über jemanden herfällt, aber ich wüsste nicht, wie man jetzt noch mit Mölders weitermachen könnte."
1860-Ultras: Mölders soll keinen Fuß mehr ins Grünwalder Stadion setzen
Und dann wären da noch die Ultras. Vertreter der "Münchner Löwen" wären zu besagtem Treffen auch geladen gewesen, doch sie sollen abgesagt haben - nicht ohne ausrichten zu lassen, dass Mölders keinen Fuß mehr ins Sechzgerstadion setzen soll.
Mölders, vom Fußballgott zur persona non grata.
Während sich der Unmut der Sportlichen Leitung um Cheftrainer Michael Köllner und Gorenzel durch Mölders' Entgleisungen und Nicht-Einhaltung des sorgsam mit der Mannschaft erarbeiteten Verhaltenskatalogs erklären lässt, sind den Ultras neben manchen sportlichen wie zwischenmenschlichen Gründen die Nachrichten des Ex-Bundesligaspielers in den Sozialen Medien sauer aufgestoßen: Diese legen nahe, dass sich Mölders über den Verein stellt - für die treuen Vollblutfans ein Unding.
Mölders mit lautem Schrei am Montag
Man darf nun gespannt sein, wie schnell oder eher zäh sich die Verhandlungen gestalten: Nach AZ-Informationen soll Mölders im Rahmen des Gesprächs am Montag so laut geschrien haben, dass es die gesamte Geschäftsstelle des TSV im dritten Stock mitbekommen hat. "Emotionen sind subjektiv. Ich kann nicht in Sascha hineinschauen, sondern nur sagen, was sich in diesem Gespräch zugetragen hat", hatte Gorenzel darüber erklärt und Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer "als weitere objektive Person" hinzugezogen.
Bleibt zu hoffen, dass der Poker zwischen Gorenzel und Luzzi auf sachliche Art und Weise stattfindet und im Sinne aller Beteiligten eine Lösung gefunden werden kann, die nicht noch mehr zur Schlammschlacht wird. Trotz aller Verfehlungen hat Mölders dem TSV schließlich auch nach dem Absturz in die Regionalliga die Treue gehalten und in die Dritte Liga geschossen.
Kehrt Mölders nach Duisburg oder Essen zurück?
Apropos: Es gibt mehr oder weniger realistische Szenarien, von denen manche Fans je nach Vereinszugehörigkeit träumen: Eine Rückkehr zum MSV Duisburg oder Rot-Weiß Essen, wie manche Anhänger von Mölders' Ex-Klubs fordern. Ob Türkgücüs Geldgeber Hasan Kivran, der Mölders schon mal verpflichten wollte, mit Geldscheinen wedelt?
Mancher Mölders-Befürworter schielt sogar auf zwei Pleiten gegen den BVB II und Würzburg, die Köllner und Gorenzel den Kopf kosten sollen. Steile These. Aber selbst das würde das nach Giesing zurückgekehrte Chaos nur noch vergrößern, anstatt das Aus des Fußballgottes zu verhindern.