Das Leonardo-Aus: Wer jetzt profitiert
München - Nach nur 131 Tagen war das Kapitel Leonardo beim TSV 1860 wieder beendet. Ein letztes Lauftraining, ein letztes Gespräch mit Trainer Markus von Ahlen, ein letzter Handshake mit Gerhard Poschner: Dann düste der Brasilianer von dannen. Zum Teamabend am Dienstag beim Edel-Griechen „Barka“ wollte er schon nicht mehr erscheinen.
Das Ende nach nicht einmal fünf Monaten – für Spieler wie Verein die beste Lösung. Schon im September, als Ex-Coach Ricardo Moniz beurlaubt worden war, hatte Leo beim Verein wegen einer Vertragsauflösung vorgefühlt. Zwei Monate später bekam er seinen Willen. Ohne Widerstand des Vereins.
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„Die Perspektive hat ihm kurzfristig offenbar nicht gereicht“ Von Ahlen stellte an Tag eins nach Leonardo klar: Der Verein hätte ihm weiter die Chance gegeben. Aber wer nicht will... „Leo ist ein guter Spieler, der seine Qualitäten hat“, sagte der Löwen-Coach. „Ich habe ihm hier eine Perspektive gegeben. Aber diese Perspektive hat ihm kurzfristig offenbar nicht gereicht.“ Wie diese Perspektive ausgesehen haben könnte, wollte sich von Ahlen nicht entlocken lassen. Doch sie lässt sich einfach skizzieren: als Joker für besondere Spielsituationen – mehr nicht. Dem stolzen Brasilianer war das zu wenig.
Von Ahlen sprach von einer „respektvollen Trennung“ und lobte, dass der Spieler „offen und ehrlich auf uns zugekommen“ sei. „Es war klar, dass Leo nicht zufrieden war. Vom Zeitpunkt war ich dann aber schon überrascht“, sagte der 43-Jährige. Unerwartet kam der Schritt des Brasilianers aber nicht. Und so ist sich der Trainer wohl bewusst, dass Sechzig zwar einen Spieler mit Erfahrung und außergewöhnlichen Fähigkeiten hat gehen lassen. „Aber die anderen Spieler, gerade die jungen, haben auch ihre Qualitäten.“
Leonardos Abgang – er ist auch eine Chance für andere Spieler. Vorigen Samstag bei Union Berlin standen am Ende der 90 Minuten sechs Eigengewächse der Löwen auf dem Platz. Schindler, Weigl, Wittek, Wolf, Vollmann und Mulic. Sportchef Poschner hatte den personellen Umbruch im Sommer auch mit der Hoffnung verbunden, gerade diesen jungen Spielern mehr Einsatzzeit zu ermöglichen. Dieser Weg scheint nun erste Früchte zu tragen. Da stört der Abgang eines 31-Jährigen, dessen Perspektive die Ersatzbank der Löwen gewesen wäre, nicht. Im Gegenteil. Erste Profiteure waren schon vor Leonardos Abgang Marius Wolf und Daniel Adlung. Weil Leonardo aussortiert und Edu Bedia verletzt waren, rutschten sie in die Startelf. Mittlerweile gelten sie mit Rubin Okotie und Valdet Rama als feste Größen in der Löwen-Offensive. Auch Korbinian Vollmann und Fejsal Mulic, zwei weitere Offensiv-Talente aus dem eigenen Nachwuchs, haben bereits profitiert. Gegen Berlin waren Leonardo und Marin Tomasov zugunsten der beiden U21-Spieler aus dem Kader geflogen. Nun, da Leonardo nicht mehr da ist, sind ihre Chancen auf weitere Einsätze zusätzlich gestiegen.
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Zu guter letzt ist da noch Richard Neudecker. Der U19-Nationalspieler wird intern als größtes Talent bei den Löwen in seiner Altersklasse gesehen. Der 18-Jährige durfte bereits einige Male Profiluft schnuppern und mittrainieren. In Kadernähe kam er bislang aber noch nicht. Sollte sich der Kader im Winter weiter verkleinern, dürfte sich das aber ändern. Möglicherweise ist Neudecker schon zur Rückrunde eine ernsthafte Option. Und dann vielleicht sogar die bessere als Leonardo.
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