Das Leonardo-Aus: Abschied von 1860

Der Klub und der Brasilianer lösen im Einvernehmen den Vertrag auf. Poschner: „Wir haben seinem Wunsch entsprochen“.
München - Es weihnachtet schwer am Trainingsgelände vom TSV 1860. Im Löwenstüberl wird Glühwein ausgeschenkt und am Eingangstor wurde sogar ein Christbaum aufgebaut und mit weißen und blauen Kugeln reichlich geschmückt. Nur beim Brasilianer Leonardo wollte der weihnachtliche Funke noch nicht so ganz überspringen.
Noch ehe der Christbaum fertig dekoriert war, hatte der extravagante Spielgestalter seinen Vertrag beim TSV 1860 aufgelöst. „Leonardo kam mit dem Wunsch auf uns zu und wir haben ihm entsprochen“, erklärte Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner kurz und bündig. „Der beste Fußballer der Mannschaft“, befand Lorant erst kürzlich Leonardo ist ein Relikt aus der Ära von Ex-Trainer Ricardo Moniz, der ihn verpflichtet hatte.
Ein brillanter Spielmacher, der Fans und Experten gleichermaßen verzücken konnte. „Der beste Fußballer der Mannschaft“, adelte ihn Löwen-Legende Werner Lorant jüngst, doch bei allem Können ist Leonardo auch eines: ein schwieriger Fußballer, der sich in seiner Karriere mit vielen Trainern überworfen hatte und schon öfters seine Arbeitspapiere vorzeitig aufgelöst hatte.
Der Uefa-Cup-Sieger von 2002 mit Feyenoord Rotterdam glänzte mit Dribblings und Ballkontrolle, doch taktisch passte er einfach nicht in das 4-3-3 System der Löwen.
Leonardo war ein Experiment. Doch weil Moniz schon zuvor zwei Mal mit ihm zusammengearbeitet hatte und ihn unbedingt wieder haben wollte, wechselte er in der Saisonvorbereitung ablösefrei zu den Löwen. Er erhielt einen Vertrag, der nur ein Jahr lang gültig war.
Bei Moniz war er zunächst gesetzt, doch ließ er sein Können nur selten aufblitzen und konnte das in ihn gesetzte Vertrauen nur selten rechtfertigen. Nach der Entlassung des Niederländers spielte er so gut wie keine Rolle mehr beim TSV 1860.
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Ohne das volle Vertrauen des Trainers konnte Leonardo sein Leistungspotenzial nicht abrufen. Von Ahlen setzte lieber auf die jungen Spieler aus der U 21 wie Marius Wolf, Korbinian Vollmann und Fejsal Mulic. Für Leonardo blieb kein Platz mehr im Kader, wie zuletzt beim 4:1-Sieg gegen Union Berlin. Eine Situation, mit der Leonardo nicht zurechtkam.
Seinen Abschied hatte er zuletzt bereits öffentlich angekündigt. Mit viel Pathos erklärte er in den sozialen Netzwerken, dass er der ganzen Kritik überdrüssig sei und eine „endgültige Entscheidung“ getroffen habe, zusammen mit seiner Familie. „Ich denke, das ist für beide Seiten die richtige Entscheidung“, sagte der Offensivspieler am Dienstag:
„Meinen Teamkollegen und den Löwen wünsche ich natürlich weiterhin viel Erfolg.“
Zwar ging er an diesem Tag noch einmal mit der Mannschaft an die Isar zum Laufen, doch am Mittag verabschiedete sich Leonardo endgültig von der Grünwalder Straße.
Der 31-Jährige verließ still und leise in der Mittagspause den TSV 1860. Auf Facebook teilte er mit: „Für mich war die Entscheidung richtig, den Vertrag zu beenden. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht mehr aufs Spielfeld zurückkehre. Denn das werde ich!“
Doch zumindest bei den Löwen ist das Experiment Leonardo jetzt Geschichte.