"Das ist nicht Herrenfußball": Nach der Bielefeld-Klatsche brennt es beim TSV 1860 richtig
München - "München steht zusammen." Diese starke Botschaft stand in gelben Lettern auf einem Spruchband mit schwarzem Hintergrund im Wohnzimmer der Giesinger und verdeckte zumindest für einige Minuten das traditionelle Kleid "Westkurve 1860 München" im Grünwalder Stadion:
Die Fans zeigten ihre Solidarität mit allen Opfern des Anschlags vergangene Woche und gedachten mit einer Schweigeminute "in tiefer Trauer um Amel und Hafsa". Danach wurde Fußball gespielt – zumindest von den Gästen...
Maier poltert: "Du bist bei Sechzig München, da bist du nicht grundlos"
Sollten die Löwen im Traditionskracher am 25. Spieltag gegen Aufstiegsaspirant Arminia Bielefeld den nächsten Schritt einer bedrohlichen Abwärtsspirale selbst einläuten und den Vorsprung von drei Punkten weiter einbüßen? Sie sollten wohl: Torjäger Joel Grodowski, den 1860 im Winter nach AZ-Infos ebenfalls holen wollte, schoss die Arminen mit einem feinen Heber in Führung (35.). Roberts Uldrikis (83.) und Julian Kania (90.+3) sorgten dafür, dass es in Giesing jetzt lichterloh brennt.
Und Philipp Maier zu einem emotionalen Appell verleitete. "Du musst einfach mit mehr Mumm hier spielen", holte der Neuzugang aus Ulm gegenüber Magentasport aus: "Du bist bei Sechzig München, da bist du nicht grundlos. Es kommt nicht jeder Spieler einfach so zu Sechzig München." Rumps! Dabei blieb es aber nicht. Vor allem das 0:2 wurmte Maier, der seit Kindestagen Sechzig-Fan ist.
"Das ist einfach nicht Herrenfußball, das ist nicht Profifußball", watschte er seine Mannschaft ab: "Das ist dumm."
Vier Veränderungen in der 1860-Startelf
Sechzigs neuer Cheftrainer Patrick Glöckner hat nach seiner ersten Pleite, der 2:5-Klatsche bei Dynamo Dresden, vier Änderungen vorgenommen: Lukas Reich, Max Reinthaler, Anderson Lucoqui und Philipp Maier rein, Tim Danhof, Sean Dulic, Leroy Kwadwo und Tim Kloss raus. "Wir wollten heute die Mannschaft stellen, die am ehesten vom Start weg da ist", sagte Glöckner vor dem Duell. Wille und Kampfgeist konnte man seinen Startelf-Sechzgern wahrlich nicht absprechen, doch um Bielefeld zu beherrschen, fehlten die Mittel.
Nach kurzem Abtasten und etwas längerem Mittelfeld-Geplänkel gab es Chancen hüben wie drüben. Grodowski zog aus spitzen Winkel ab, traf aber nur das Außennetz (12). Dickson Abiama schoss aufs Tor, doch jubeln durfte auch 1860 nicht (26.). Die einzig dicke Chance gehörte den Gästen – und die nutzten sie eiskalt. Der verletzte Abwehrspieler Raphael Schifferl kritisierte bei Magentasport aus der Sicht eines Innenverteidigers: "Mir geht es nicht um den Laufweg von Grodowski. Mir geht es darum, was davor passiert. Dass wir da das Passspiel zulassen. Das ist das Problem."
Hobsch bleibt blass, Jacobsen angeschlagen raus
Geschäftsführer Christian Werner hatte sich vor Anpfiff noch zuversichtlich gezeigt. "Wenn du 2:5 in Dresden verlierst, ist die Mannschaft in der Schuld etwas zu liefern. "Ich erwarte mir heute einen beherzten Auftritt. Ich hoffe, dass wir gegen den Ball ein super Gesicht zeigen. Ich bin positiv, dass wir das hinbekommen." Zur Pause konnte Werner nicht zufrieden sein.
Glöckner reagierte mit einem (unfreiwilligen) Doppelwechsel: Er brachte Soichiro Kozuki für den blassen Patrick Hobsch und musste mit der Hereinnahme von Marlon Frey für den verletzten Thore Jacobsen reagieren. 1860 hatte wenig später die beste Chance: Julian Guttau war durch und zog ab, Keeper Jonas Kersken rettete mit beiden Fäusten (48.).

Doch es wollte einfach nicht folgen, was hätte folgen müssen: eine Sturm- und Drangphase der Löwen. Halbgares, Halbchancen, aber kein richtiges Aufbäumen, kein erzwungenes Glück, wie es so schön heißt. Stattdessen schlug Bielefeld eiskalt ein zweites Mal zu.
Sechzigs Konkurrenz hat nun die Lizenz zum Aufholen – und nur, weil der VfL Osnabrück den SV Waldhof Mannheim zum direkten Duell empfängt, kann 1860 noch nicht schon auf einen Abstiegsplatz abrutschen...