Bitte wenden! Der TSV 1860 und die Suche nach der Kurve
München - Fünf Spiele, fünf Siege. Oder sogar: Sechs Siege und ein Remis aus sieben Spielen. So lautete die überragende Auftakt-Bilanz der Löwen in der Saison 2022/23. Alles lief in die richtige Richtung – auch, wenn womöglich eine Prise Spielglück und die richtigen Gegner zur richtigen Zeit dazukamen. In den letzten Duellen zeigte die Sechzger-Kurve dagegen nach unten – langsam aber sicher Anlass zur Sorge.
Wo ist der TSV 1860 falsch abgebogen?
Seit der 1:4-Pleite gegen die SV Elversberg gelang dem TSV 1860 beim 3:1 über Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue noch ein einziger Sieg in fünf Pflichtspielen, das Totopokal-Viertelfinale beim FV Illertissen (0:1) inbegriffen. Wo sind die Giesinger nur falsch abgebogen?
Nun muss der TSV 1860 die schwere Auswärtsfahrt zum VfL Osnabrück antreten. Er trifft am Samstag um 14 Uhr im Stadion an der Bremer Brücke auf den Aufstiegsaspiranten. Vor dem Duell gilt also mit Blick auf die jüngste (Ergebnis-)Delle der Löwen: Bitte wenden!
Michael Köllner: "Wir brauchen Spieler, die dem Druck standhalten können"
Trainer Michael Köllner reagierte auf den stotternden Motor der Blauen wie folgt: Der 52-Jährige kritisierte seine Kicker nach dem 1:2 gegen den FC Ingolstadt 04 deutlich, er scheuchte sie im Training in bester Werner-Lorant-Manier über den Rasen und gab sich sichtlich erzürnt wie enttäuscht.
In der Pressekonferenz am Donnerstag stellte der sonst redefreudige Köllner in nur gut einer Viertelstunde einen neuen "Negativ-Rekord" auf. Umso klarer äußerte sich der Dompteur über seine Mannschaft. Aufgemerkt, Löwen: "Es wird in Osnabrück sicherlich kein einfaches Spiel. Da brauchen wir Spieler, die dem Druck standhalten können."
Oha, das war deutlich.

TSV 1860 geht angeknockt in die beiden nächsten Vergleiche
Dabei reagierte Köllner selbst dünnhäutig auf eine Nachfrage über eine Aussage von Präsident Robert Reisinger, man möge doch bitte bis zur Winterpause nur drei Mal verlieren und ob sich 1860 daher noch eine Pleite leisten könnte: "Ich weiß nicht, was man an einer Niederlage gut finden kann und wo Sie mit Ihrer Frage hin möchten", sagte Köllner.
Der Löwen-Coach, der wohl gleich auf ein Quintett verzichten muss , meinte weiter: "Erstens kann ich selbst mit einer Niederlage nicht leben. Zweitens: Ich stehe mit meiner Mannschaft gerade auf Rang zwei, mit 23 Punkten. Will man jetzt meine Arbeit schlecht bewerten? Wir stehen auf Platz zwei, Punkt!"
Da will sich ein Trainer seinen phänomenalen Auftakt nicht schlechtreden lassen. Köllner hat ja auch recht, wenn er sagt: "Wenn jetzt Schluss wäre, könnte keiner meckern." Das einzige Problem, wie auch seine eigene Laune durchblicken lässt: Es ist eben längst nicht Schluss und 1860 geht angeknockt in die beiden nächsten Vergleiche mit den Aufstiegsaspiranten Osnabrück und Wehen Wiesbaden am Samstag darauf.
"Wir wollen am Ende ganz vorne sein"
Damit zurück zur Frage aller Fragen: Wie will Köllner seine Kicker wieder in die Spur bringen? Im Gegensatz zur "schlechten Anfangsphase" gegen Ingolstadt müsse seine Elf von Beginn an hellwach sein: "Der Gegner hat zuletzt Mannheim mit 5:0 geschlagen und danach nach 2:0-Führung gegen Dynamo Dresden verloren. Die werden angefressen ins Spiel gehen, darauf müssen wir vorbereitet sein." Ob Köllner seine Elf im gewohnten 4-1-4-1-System auflaufen lässt oder umstellt, ließ er offen.
Wichtiger sei die Mentalität: "Wir müssen die Stärken des Gegners kennen und ihm nehmen, aber zuerst unsere Stärken auf den Rasen bringen." Wenn sich viele Sechzger in Sachen Mentalität ein Scheibchen von Abwehrboss Jesper Verlaat oder seinem wiedergenesenen Partner Leandro Morgalla abschneiden, könnt's was werden: "Es wird eine große Herausforderung, mit Punkten heimzukommen. Aber wir wollen am Ende ganz vorne sein, das treibt uns an!"