Bierofka: "Wir sind momentan nicht handlungsfähig!"

1860-Trainer Bierofka lässt im Trainingslager einen Hilfeschrei los. Neue Spieler kann er nicht holen, Präsident Reisinger spricht nicht mit ihm. Aber: "Die Mannschaft ist nicht schlechter als letzte Saison".
von  Matthias Eicher
Der Cheftrainer spricht Klartext.
Der Cheftrainer spricht Klartext. © sampics/Augenklick

Er ist eine lebende Vereinslegende. In Zeiten des sportlichen Absturzes aus dem Profifußball und einer völlig ungewissen Zukunft ist er der sportliche Hoffnungsträger. Und er ist einer, dessen Wort Gehör findet, weshalb ihn auch die Bosse hören dürften: Daniel Bierofka – und dessen (fast schon verzweifelten) Hilfeschrei.

"Ich schaue jeden Mittag und Abend aufs Handy, dass vielleicht etwas Positives drauf steht", erklärte der 38-jährige Cheftrainer des Viertligisten TSV 1860. Und er spricht Klartext. "Was soll ich denn noch machen?", so Biero auf die Frage, ob er im Machtkampf zwischen Vereinsseite und Investor Hasan Ismaik vermitteln könne, "ich mach’ momentan das Training, schau’, dass ich irgendwelche Spieler herkriege. Scouten tu’ ich auch noch nebenbei. Der Tag hat bloß 18 Stunden. Momentan hab ich mit keiner Seite Kontakt – außer mit Markus Fauser (Geschäftsführer, d. Red.), von dem her ist es relativ schwierig."

Bierofka hofft auf Antworten

Abwendung der Insolvenz, Stadionfrage, neue Investoren – wie die Lösungen auch aussehen mögen: Bierofka hofft inständig auf baldige Antworten und redet über…

Gespräche mit Interimspräsident Robert Reisinger: "Ich habe mit ihm zwei, drei Sätze gesprochen, an dem ,schwarzen Freitag’, wie immer so schön gesagt wird. Ich habe mehr oder weniger hintenrum erfahren, dass ich weitermachen soll. Einen richtigen Austausch gab es nicht. Ich stehe im Austausch mit Herrn Fauser. Schlecht wäre es nicht, wenn Reisinger mit mir reden würde, wie es weitergeht. Ich versuche hier, so gut es geht meinen Job zu machen. Für mich ist entscheidend, eine Mannschaft auf den Platz zu bringen. Alles andere, was außenherum passiert, kann man schwer beeinflussen."

mehr Unterstützung vom Verein: "Ich warte jeden Tag. Unterstützung heißt für mich nur: Ich brauche nicht jemanden, der jeden Tag herkommt und mir irgendwas erzählt. Unterstützen heißt, dass sie jetzt eine Lösung finden – dahingehend können sie mich unterstützen, dass ich hier einfach besser arbeiten kann. Ich brauche irgendwas, wo ich mich festhalten kann, an dem ich mich orientieren kann – wie alle anderen auch."

Nervosität bei Jan Mauersberger und Timo Gebhart (immer noch ohne Vertrag): "Nein, sonst wären sie nicht hier. Ich brauche auch nicht mit der Mannschaft sprechen. Herr Fauser hat das vor dem ersten Training getan und erklärt, wie die Situation ist. Klar würde ich mir wünschen, dass es anders wäre – und dass nächste Woche eine Entscheidung fällt, wie’s weitergeht. Das wäre für mich wichtig, für die Mannschaft, für den ganzen Verein, fürs Umfeld. Und ich hoffe auch, dass da mit Nachdruck und mit einer dementsprechenden Professionalität dran gearbeitet wird."

die Absagen von Karl-Heinz Lappe (FC Bayern II) und Bernd Rosinger (Sportfreunde Lotte): "Rosinger hat ja seinen Vertrag verlängert. Das hätten wir finanziell nicht stemmen können, was er bei Lotte verdient. Bei Lappe war der Vertrag eigentlich fertig. Wenn man nicht unterschreiben kann, kann es eben sein, dass der Spieler sagt: ‘Gut, dann gehe ich eben woandershin.’ Daran kann ich nichts ändern. Klar ärgert es mich brutal, aber das weiß Herr Fauser auch. Wir sind leider momentan nicht handlungsfähig. Ich weiß, dass er Tag und Nacht arbeitet. Er ist derjenige, der am wenigsten dafür kann. Jetzt müssen wir eben schauen, einen anderen Spieler zu finden. Jetzt ballern sie mich wieder mit allen möglichen Spielern voll und ich muss aussortieren, welche ich brauchen kann – und welche nicht."

Sascha Mölders als Alternative: "Mich hat auch gewundert, dass er am Samstag zugeschaut hat. Ich habe mit Sascha Kontakt gehabt, aber dass wir uns einig werden, wird sehr schwierig. Wir können nicht jeden Betrag zahlen."

einen neuen Scout ab 1. Juli: "Da hätte ich jemanden, dem ich zu 100 Prozent vertraue, der auch ein Gewinn wäre für den Verein."

seine aktuelle Mannschaft: "Ich glaube, dass sie auf keinen Fall schlechter ist als letzte Saison. Wenn man uns in der ersten Halbzeit gegen Stuttgart gesehen hat, mit welchem Tempo wir gespielt haben. Das ist eigentlich das, was ich mir vorstelle – und wo wir auch drauf hinarbeiten. Dass wir mit Tempo, Aggressivität, Intensität spielen, genauso wie in der U21."

die Tests gegen USK Anif und den FC Liefering: "Wir haben zwei gute Testspiele. Wir werden wieder schwere Beine haben, aber da müssen wir uns durchbeißen. Das Ergebnis ist zweitrangig."

Bilder: Coach Bierofka lässt das Team ordentlich schwitzen

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