Bierofka-Premiere mit Kampfgeist und Händchen
München - Endlich wieder ein Dreier für die Löwen! Erstmals seit fünf Spielen konnte der TSV 1860 wieder siegen und legte beim 1:0 gegen Eintracht Braunschweig eine leidenschaftliche Leistung hin. Damit ist der Zweitliga-Einstand von Interimstrainer Daniel Bierofka geglückt, die Sechzger stehen wieder auf dem Relegationsplatz - und auch der Anschluss an den direkten Nichtabstiegsplatz ist wieder hergestellt.
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Das Spiel: Die Löwen begannen mutig und erarbeiteten sich über den quriligen und spielfreudigen Valdet Rama schnell die ersten Chancen, der Ball wollte aber nicht über die Torlinie. Dennoch behielten die Löwen ihr Übergewicht dank großem Kampf und auch einigen gelungenen Spielzügen. Nach der Pause kam Braunschweig ein bisschen besser ins Spiel, hatte jedoch über 90 Minuten nur eine ernstzunehmende Torchance - und insgesamt zwar mehr Ballbesitz, doch nach dem Seitenwechsel kaum mehr eine gefährliche Szene. Die Löwen erhöhten zirka ab der 60. Minute die Schlagzahl - und holten sich am Ende den überlebenswichtigen Sieg.
Das Tor: Es war eine österreichische Co-Produktion - und das Werk zweier eingewechselter Spieler: Michael Liendl brachte einen Eckball in den Strafraum, Torjäger Rubin Okotie lief sich im Strafraum gekonnt frei und traf mit einem wuchtigen Kopfball-Aufsetzer ins Glück (87.). Es war Saisontreffer Nummer acht des Knipsers und Liendls elfte Torbeteiligung der letzten 13 Treffer.
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Das war gut: Hervorzuheben bei der kollektiv soliden Mannschaftsleistung ist vor allen Dingen die Zweikampfstärke der Löwen: 57 Prozent aller Duelle entschieden die Blauen für sich - das ist Saisonbestwert! (beim 3:2 gegen Sandhausen erreichten die Löwen ebenfalls 57 Prozent).
Das war schlecht: Einmal mehr müssen sich die Löwen ankreiden: Wir machen die Chancen nicht rein! Der spielerisch überzeugende Valdet Rama vollbrachte es gleich zweimal, aus bester Position zu vergeben (5., 19.), auch Stürmer Sascha Mölders vergeigte auf Zuspiel von Rama (56.) - und Kapitän Christopher Schindler jagte die Kugel nach einer weiteren vergebenen Mölders-Chance im Nachschuss nur an den Querbalken. Die Löwen hätten ihren Fans bei besserer Chancenverwertung einen geruhsameren Nachmittag verschaffen können. So war einmal mehr angesagt, was die 1860-Anhänger lieben und hassen zugleich: Zittern bis zum Schluss.
Die Szene des Spiels: Kurz vor der Pause hätte eine Aktion die Löwen womöglich um den verdienten Lohn aller Anstrengungen bringen können: Patrick Schönfeld kam nach einem Ballverlust von Maximilian Wittek und einer Grätsche von Schindler nochmal aus spitzem Winkel an den Ball, traf aber nur den Außenpfosten. Ob der TSV nach einem solchen Rückschlag zu einem denkbar unglücklichen Zeitpunkt nochmal zurückgekommen wäre?
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Das sagt Löwen-Trainer Daniel Bierofka: "Das Tor zum Schluss war hochemotionaler Moment. Als ich in die Allianz Arena reingefahren bin – ich war schon lange nicht mehr hier, zuletzt noch als Spieler – das war schon etwas Besonderes. Da ist die Anspannung schon etwas größer geworden. Beim Anpfiff und als ich gesehen habe, mit welchem Biss und Einsatzwillen wir gespielt haben, war die Nervosität schnell weg.
Von den Chancen her hätten wir das ein oder andere Tor machen können, nach der Pause mussten wir dem Aufwand, den wir betrieben haben, etwas Tribut zollen. Dann wollte ich mit Okotie und Liendl nochmal einen Impuls bringen. Das haben sie überragend umgesetzt, so habe ich mir das vorgestellt. Ich gebe überhaupt kein Ziel aus, sondern bin erstmal froh, dass wir dieses Spiel positiv gestaltet haben. Ich bin wahnsinnig erleichtert. Jetzt fahren wir mit einem anderen Selbstvertrauen nach St. Pauli. Am Millerntor wird wieder sehr schwer. Wenn wir wieder alles abrufen, haben wir eine gute Chance, da zu bestehen."
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Das sagt Braunschweigs Co-Trainer Darius Scholtysik (vertrat den erkrankten Cheftrainer Torsten Lieberknecht): Torsten geht es den Umständen entsprechend, er hat einen Schüttelfrost. Glückwunsch an die Sechziger. Wenn der Gegner der 87. Minute das Tor macht, hat man kaum Chancen, wiederzukommen. So, wie wir aufgetreten sind, hat es nicht gereicht, um hier zu gewinnen. Unser Umschaltspiel aus der Defensive in die Offensive haben wir vermissen lassen, die Unterstützung im Mittelfeld hat gefehlt. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht und ein Übergewicht bekommen, aber dennoch keine klaren Torchancen herausgespielt. Es hat letzte Woche gegen Freiburg (2:2, d. Red.) wehgetan, ein spätes Tor zu kassieren und es hat auch heute wehgetan."