Bierofka muss aufhören - TSV-Flirt mit Foda
München - "Klar haben wir einen Grund zum Feiern. Vielleicht nicht, wenn man vom Saisonbeginn ausgeht, aber so, wie die Saison gelaufen ist, wie wir trotz aller Widrigkeiten dem Abstieg von der Schippe gesprungen sind und den Klassenerhalt geschafft haben – darüber dürfen wir uns freuen. Und dann geht’s weiter", sagte Oliver Kreuzer am Montag. Während Mannschaft wie Mitarbeiter nach dem 1:0-Sieg gegen den SC Paderborn Sonntagnacht in der Burgerbar M.C. Mueller im Glockenbachviertel den Löwen rausließen, hatte der Sportchef des TSV 1860 schon die neue Saison im Kopf.
Kreuzer: Endlich eine "sorgenfreie Saison"
"Ich bin brav um kurz nach 1 Uhr nach Hause", erklärte Kreuzer, der zwar mit den beiden Geschäftsführern Markus Rejek und Noor Basha kurz mitgefeierte, aber schon zuvor mit den Bossen getagt hatte. Stichwort: Weichenstellung. In einer Harlachinger Pizzeria hatte er sich mit Rejek und Basha, dem Präsidium um Peter Cassalette und Vertretern von Investor Ismaik (darunter Bruder Abdelrahman) getroffen, um die Löwen-Pläne zu besprechen.
Gestern ging’s für Cassalette und die Delegation des Jordaniers in einer Gesellschafter-Sitzung weiter. Cassalette hatte kurz nach dem dramatischen Dreier "die Vergangenheit abgehakt", wie er im Hacker-Pschorr-Fantalk sagte: "Ab Montag 10 Uhr geht es um die Zukunft. Ich kann nicht den Aufstieg versprechen, aber wir wollen einen gesicherten Mittelfeldplatz und nicht mehr zittern müssen."
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Auch Kreuzer wolle eine "sorgenfreie Saiso", und dafür müsse schnellstmöglich das "Hauptthema" angegangen werden: die Trainerfrage. Fakt ist: Retter Daniel Bierofka darf nicht weitermachen. Weil den Löwen gestern ein Fax der DFL ins Haus flatterte, steht sogar fest: Der Rekord-Retter (drei Zu-Null-Siege in drei Spielen), der nicht die nötige Trainerlizent besitzt und dessen Ausnahmeregelung am Montag ablief, darf nicht einmal mehr beim FSV Frankfurt auf der Bank sitzen. "Bieros Co-Trainer Denis Bushuev hat die Fußball-Lehrer-Lizenz, er wird übernehmen", erklärte Kreuzer.
Franco Foda heißer Kandidat
Und danach? Kreuzer soll Franco Foda, aktuell Trainer von Sturm Graz, als neuen Löwen-Dompteur favorisieren. "Ein interessanter Name. Ich kenne ihn sehr gut, wir sind zusammen österreichischer Meister geworden (2011, d. Red.)", sagt Kreuzer. Er sagt aber auch: "Markus Kauczinski war auch ein interessanter Name. Es gibt viele interessante Kandidaten, nicht nur die beiden. Die Liste ist lang. Auch Lothar Matthäus steht drauf", so Kreuzer, fügte aber hinzu: "Das war ein Scherz."
Während Kauczinski bereits beim FC Ingolstadt unterschrieben hat, wäre Foda eine naheliegende Lösung. Gemeinsame Erfolge feierte er mit Kreuzer in Graz, zudem hat der 50-Jährige beim 1. FC Kaiserslautern auch schon Zweitliga-Luft geschnappt: Von 2012 bis 2013 coachte der gebürtige Mainzer die Roten Teufel und war damals als Tabellen-Vierter eher überraschend denn wegen Erfolglosigkeit gefeuert worden.
Fan-Drohung: "Raus aus der Arena - oder die Nordkurve bleibt still!"
Die AZ fragte nach. "Es gibt keinen Kontakt zu 1860 München, keine konkrete Anfrage. Außerdem ist die Meisterschaft noch nicht zu Ende, Foda hat mit Graz noch wichtige Spiele, um internationale Geschäft erreichen. Mehr ist momentan nicht zu sagen", sagte Foda-Berater Max Hagmayr, bestätigte aber eine Ausstiegsklausel. Klingt mehr nach Abwarten als nach einem Dementi.
Und auch Kreuzer, der bis Ende der kommenden Woche einen Coach präsentieren will, wies darauf hin, dass man Foda aus dem Vertrag herauskaufen könne. Das wiederum würde das Budget für Neuzugänge schmälern. Dieses, so Kreuzer, sei in den Lizenzunterlagen angegeben und von Ismaik abgenickt worden: "Es gibt sicher sechs, sieben Klubs, die weniger haben."