Bierofka feiert Premiere - des Löwen letzter Trumpf

München - „Ich will keine One-Man-Show, sondern die Spieler mit ins Boot nehmen. Sie müssen überzeugt sein von dem, was wir machen. Wir werden einen klaren Plan haben.“ Daniel Bierofka, lebende Löwen-Legende, hat eine Mission, die ihn unsterblich machen kann – oder die Existenz seines Herzensvereins gefährdet.
Ich will hier keine One-Man-Show haben - Bierofka-PK vor dem Spiel gegen Braunschweig zum Nachlesen
Vom U21-Trainer zum Chef erhoben, feiert der Ex-Spieler seine Profitrainer-Premiere. Mitten im Saisonfinale. „Ich hab‘ ganz gut geschlafen“, sagt Bierofka lässig. Wenige Tage hat die Löwen-Ikone Zeit, dem Vorletzten die lähmende Abstiegsangst auszutreiben. „Wer Angst hat, macht Fehler. Trotz aller Anspannung brauchen wir Lockerheit“, sagt Bierofka vor dem Heimspiel des TSV 1860 am Sonntag in der Allianz Arena gegen Eintracht Braunschweig (13.30 Uhr). Es ist das erste von vier Endspielen um den Klassenerhalt (oder zumindest die Relegation). Die AZ zeigt, worauf es für „Biero“ im Duell der Münchner mit den Braunschweiger Löwen auf der Suche nach dem schlagkräftigeren Rudel ankommt.
Bierofka: "Ich bin hier nicht der Pausenclown"
Neuen Löwen-Mut entfachen: „Als Profi muss man mit dem Druck umgehen können. Wenn ich verkrampft bin, spiele ich nicht gut Fußball“, sagt Bierofka. Er weiß aber auch: Nach dem bitteren 1:2 in Duisburg überwogen hängende Köpfe, „jetzt bin ich dran, die Birne freizukriegen.“ Sein Rezept für neuen Löwen-Mut? „Wer mich kennt, der weiß: Ich bin hier nicht der Pausenclown, werde nicht blöd daherreden.“
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Vielmehr appelliert der 37-Jährige an seine Profi-Fußballer: „Jeder Spieler hat das Glück, auf dem Platz stehen zu können. Keiner wird gezwungen, Fußball zu spielen.“ Der Interims-Coach wisse, wie seine Ex-Kollegen ticken, er wolle über „kleine Erfolge im Training und viele Gespräche“ dafür sorgen, dass „die Brust wieder breiter wird.“
Wohl nur ein Stoßstürmer in Bierofkas 4-3-3-System
Systemfrage klären und Formation finden: Ex-Trainer Ricardo Moniz wollte mit einem 4-3-3-System Meister werden – 1860 stürzte fast in die Dritte Liga ab. Bierofka wird sein in der U21 favorisiertes System dennoch bei den Profis reaktivieren: „Man kann auch im Abstiegskampf 4-3-3 spielen. Dass es bei Moniz nicht funktionierte, interessiert mich nicht. Es kommt darauf an, wie man es interpretiert. Man kann sich ja auch weiter fallen lassen.“ Heißt: Defensiveres 4-3-3-System „einer guten Mischung an Aggressivität und Kreativspielern.“ Dafür habe Bierofka mittlerweile „ein Grundgerüst“ gefunden – wohl mit unveränderter Viererkette, den beiden schnellen Flügelspielern Daylon Claasen und Valdet Rama und wohl nur einem Stoßstürmer im Zentrum – Tendenz Sascha Mölders.
Ismaiks Wunsch: Spieler sollen ihr letztes Hemd für 1860 geben
Arena zum Tollhaus machen: Bierofka dankte den Meisterlöwen für ihren Fan-Appell, die Löwen in der Arena zu unterstützen. Er sei gerne mit der U21 die Dorfplätze abgefahren, in Buchbach etwa „war die Stimmung immer gut und Spanferkel gab es auch“. Bei seiner Arena-Premiere wolle er ausblenden, „was außenrum passiert“.
Wichtig sei, „gut aufzutreten“, um die Fans mitzunehmen. Bierofka dürfte auch den Wunsch von Investor Hasan Ismaik unterschreiben, dass die Spieler „ihr letztes Hemd für 1860“ geben. Am Sonntag werden sie das Meistertrikot von 1966 tragen. Bierofka, Meister-Trikot – das ist Identifikation pur. Und wohl auch des Löwen letzter Trumpf.