Bayern-Fan attackiert: Gefängnis für zwei Löwen

Eine Richterin verurteilt zwei 1860-Fans zu Haftstrafen ohne Bewährung. Sie hatten im Hauptbahnhof einem Roten das Shirt zerfetzt.
von  John Schneider
Blick in den Hauptbahnhof.
Blick in den Hauptbahnhof. © Tobias Hase/dpa

München - Es waren Jagdszenen, die sich am Hauptbahnhof abspielten. Ein FC-Bayern-Fan wird von drei Löwenfans von der U-Bahn ins Zwischengeschoss verfolgt. Dort ist seine Flucht zu Ende. Zwei der Löwen-Ultras halten ihn an den Armen fest, der dritte zerfetzt ihm das T-Shirt.

Dass an diesem Augustabend gegen 22 Uhr noch jede Mange Leute im Bahnhof unterwegs sind, das kümmert die Ultras nicht.

Erst als das Opfer mit nacktem Oberkörper da steht, wird eine Streife der Bundespolizei auf die Szene aufmerksam und macht dem Spuk ein Ende.

Jetzt bekamen zwei der Ultras (23, 26) vom Amtsgericht die Quittung. Sie wandern für jeweils 15 Monate in den Knast. Wegen Raubes. Das Trio hatte seinem Opfer (20) einen Fan-Strohhut abgenommen. Die beiden Verurteilten sind der Polizei als gewaltbereite Ultras bekannt.

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Das Regionalliga-Derby an diesem 12. August 2014 (die Zweite der Bayern gewinnt 3:1) war nicht nur von diesem Vorfall überschattet. Auf dem Viktualienmarkt hatten FC-Bayern-Ultras Bengalos gezündet. Aber auch die Löwen-Fans zündeln. Es kommt zu Zusammenstößen mit der Polizei. Ein Beamter erleidet eine Rauchvergiftung. Vor diesem Hintergrund wird die Stadt die Stadionverordnung für das Grünwalder Stadion verschärfen. (AZ berichtete). Der geschilderte Fall ging für die Löwen-Fans bitter aus. Mit Haftstrafen. Kein Geständnis, keine Entschuldigung, kein Täter-Opfer-Ausgleich: Für Amtsrichterin Karin Jung bestand daher kein Grund, eine Bewährungsstrafe auszusprechen.

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Die beiden Angeklagten schwiegen beharrlich zu den Vorwürfen. Den Namen ihres entflohenen Komplizen behielten sie für sich. Wahrscheinlich aus falsch verstandener Ultra-Ehre. Für sie war die Jagd auf gegnerische Fans offenbar eher fußballtypisches Verhalten. Am Ostermontag findet übrigens das Rückspiel statt. Hoffentlich diesmal ohne Bengalos und Menschenjagd. Dafür mit ganz viel begeisterndem Fußball.

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