AZ-Check: Ist der TSV 1860 wirklich (aufstiegs)reif?
München - Das dritte Mal ist Michael Köllner mit seinen Löwen auf die Zielgerade der Dritten Liga eingebogen. Und das dritte Mal können die Sechzger noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden. Zum dritten Mal schon scheint es am Ende womöglich nicht ganz zu reichen – oder schaut's diesmal (doch noch) anders aus?
Nach dem 1:1 des TSV 1860 am Samstag gegen Aufstiegs-Konkurrent 1. FC Saarbrücken macht sich Enttäuschung breit auf Giesings Höhen. Trotz bärenstarker Leistung also wieder kein Heimsieg, denn bekanntlich haben die Saarländer den Sechzgern dreisterweise in der Nachspielzeit noch die Butter vom (Sieges-)Brot genommen.
Greilinger und Morgalla überragen gegen Saarbrücken
Erstaunlicherweise waren die besten Löwen diesmal nicht etwa Kapitän Stefan Lex oder Top-Torjäger Marcel Bär. Nein, sie hießen Fabian Greilinger und Leandro Morgalla und holten sich nicht nur die AZ-Note zwei, sie standen auch erstmals in der Kicker-Elf des 31. Spieltages.
Das blutjunge Duo ist zusammen kaum älter als der ausrangierte Ex-Torjäger Sascha Mölders (37): Der 21-jährige Greilinger wirbelte auf der linken Seite und lieferte eines seiner besten Spiele überhaupt im Sechzger-Trikot ab. Morgalla ist noch zarte 17 Jahre jung, der hochveranlagte Innenverteidiger legt aber schon mehr Abgebrühtheit und Souveränität an den Tag als so manch routinierter Löwe. Fragt sich: Ist 1860 denn überhaupt (aufstiegs-)reif genug?
Köllners Löwen fehlt es an Konstanz
An der grundsätzlichen Aufstiegskampf-Erfahrung kann es jedenfalls kaum liegen, schließlich gingen nicht wenige 1860-Profis gemeinsam mit Köllner den Weg der vergangenen drei Spielzeiten. Mittelfeldmann Erik Tallig, der den zwischenzeitlichen Führungstreffer erzielte, nannte zwei entscheidende Faktoren in einem Satz. "Jeder von uns hat gefightet. Ich hoffe, dass wir diese Leistung die nächsten Wochen auch auf den Platz bringen", meinte Tallig. Ein Spieler, der nach Leistungstief im zweiten 1860-Jahr zuletzt lieferte.
Während Teamgeist und Kampfkraft unter Köllner so gut wie immer zu den Stärken zählen, gilt es an der Konstanz zu feilen – erst recht im Endspurt. Der 1. FC Kaiserslautern zeigt derzeit, wie's geht: Die Roten Teufel (57 Punkte, Tabellen-Zweiter) setzten sich zuletzt mit 5:1 gegen den MSV Duisburg durch. Damit liegt der FCK nur noch sechs Zähler hinter Spitzenreiter 1. FC Magdeburg, dem Musterbeispiel an Reife und Souveränität in dieser Spielzeit.
Eintracht Braunschweig (55, Dritter) dagegen gewann zuletzt nur mit viel Glück in letzter Minute gegen Abstiegskandidat TSV Havelse (3:2). Nervenflattern?
1860-Trainer Köllner mit Aufstiegs-Ansage
Doch wie steht es um die eigene Reife der Sechzger? Während man manchem Jungprofi wie den diesmal überragenden Greilinger und Morgalla auch mal Leistungsschwankungen zugestehen muss, hat die fehlende Kaltschnäuzigkeit die Giesinger im Kollektiv schon viele Punkte gekostet. Zu viele?
"Wir waren sehr klar in unserem Spiel, haben uns viele Möglichkeiten schon in Halbzeit eins herausgespielt, haben es leider verpasst, schon vor der Pause den einen oder anderen Treffer zu erzielen", kritisierte Köllner nach dem Spiel. Eine Analyse, wie er sie schon oft treffen musste. Greilinger ergänzte, was ein abgebrühtes Team ebenfalls auszeichnen sollte: "Wir müssen auch mal ein 1:0 nach Hause bringen."
Wenigstens für eines scheint die Zeit gekommen zu sein: für eine Aufstiegs-Ansage von Köllner. Sowohl vor, als auch nach dem Spiel formulierte er seinen Glauben an Sechzigs Chance. Auch Greilinger will die Hoffnung nicht aufgeben: "Wir schauen von Woche zu Woche. Es sind noch 18 Punkte zu vergeben." Mit möglichst vielen reifen Leistungen und Punkten könnte es im dritten Anlauf noch klappen – aber auch nur dann...