AZ-Analyse: Zu heiß für Powerplay

Der TSV 1860 musste sich beim Karlsruher SC trotz langer Überzahl in einer Hitzeschlacht mit einem torlosen Remis begnügen. Die tropischen Temperaturen waren ein Mitgrund dafür, dass die Sechzger in der Schlussphase die Durchschlagskraft vermissen ließen - die AZ-Analyse.
von  ME
TSV 1860 München gegen den Karlsruher SC - Stefan Aigner
TSV 1860 München gegen den Karlsruher SC - Stefan Aigner © dpa

München - Ein gewonnenen Punkt oder zwei verlorene Zähler? Nach dem 0:0 des TSV 1860 am Samstag bei Karlsruher SC wusste keiner so recht, ob er sich nun Freude sollte oder nicht. Unter dem Strich beendete die Blauen ihre Sieglos-Serie von sechs Pleiten in Folge gegen die Karlsruher.

Das Spiel: Die Löwen haben es lange geschafft, auf Revanche brennende Gastgeber vom eigenen Tor fernzuhalten. Das Spielniveau war ob über 37 Grad auf dem Rasen mäßig, beide Mannschaften rieben sich auf Kosten des Spielflusses in den Zweikämpfen auf. Als der KSC besser ins Spiel kam, spielte den Sechzgern die Gelb-Rote Karte von Manuel Torres in die Karten: Doch auch in Überzahl und trotz zwei dicker Chancen gelang den Sechzgern in der Schlussphase kein Déjà Vu vom 2:1-Pokalerfolg vergangene Woche, als Karim Matmour den Siegtreffer erst in der Nachspielzeit geschossen hatte.

Die Tore: Fehlanzeige

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Das war gut: Drei Spiele in Folge ungeschlagen. Die Löwen haben sich nach dem 0:1 in Fürth gesteigert, konnten in der Liga gegen Bielefeld und den KSC sowie zwischendurch auch gegen die Badener im Pokal ungeschlagen bleiben. Diesmal fällt es ob der Hitze und nur weniger zu Ende gespielter Szenen schwer, von einem weiteren Entwicklungsschritt zu sprechen. Positiv ist, dass die Löwen keinen Gegentreffer kassiert und ene Revanche des KSC für deren Pokalaus verhindert haben.

Das war schlecht: Erneut klafften große Lücken in den Defensiv-Reihe der Blauen. Kurz vor der Pause wäre der KSC fast in Fürhung gegangen, mit zunehmender Spieldauer blieben die Hausherren das gefährlichere Team, während bei Sechzig und dem an vorderster Front verloren wirkenden Ivica Olic nicht viel zusammenlief. Erst der Platzverweis von Torres ließ die Löwen etwas mehr aufkommen: spielerisches Übergewicht, viele Ecken angehäuft - dass die Überzahl nicht genutzt werden konnte, spricht allerdings nicht gerade für das durchdachte Offensivspiel der Sechzger. Aber, und das muss in der Analyse ebenso berücksichtigt werden: Es war schlicht zu heiß für ein blaues Powerplay.

Die Szene des Spiels: Es lief die 81. Minute, als die Löwen einen Eckball kurz ausführten: Aycicek flankte von der rechten Seite punktgenau ins Sturmzentrum, wo Joker Stefan Mugosa völlig frei an den Ball kam. Dessen technisch feiner Kopfball hätte auch in der langen Ecke eingeschlagen, hätte nicht KSC-Keeper Dirk Orlishausen mit einer starken Parade das Remis festgehalten. Es war die beste 1860-Chance und hätte erneut einen Lucky Punch bedeutet - diesmal sollte es allerdings nicht sein. Auf der gegenüberliegenden Seite hätte Barrys Chance in der 94. Minute die Geschichte genau andersherum schreiben können - Milos Degenek passte unmittelbar vor dem Abpfiff auf, blockte den Ball und verhinderte den KSC-Siegtreffer in Unterzahl.

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Das sagt 1860-Trainer Kosta Runjaic: "Wir alle haben das Spiel überlebt. Es war echt sehr heiß heute. Beide Teams sind an ihre Grenzen gegangen. Für diese Umstände war es ein ordentliches Spiel. Der KSC wollte unbedingt etwas reißen. Deshalb waren wir zu Beginn darauf bedacht, die Mitte kompakt zu halten, wenig zuzulassen. Das ist uns vor der Pause bis auf eine Situation auch sehr gut gelungen. Die Jungs waren danach alle müde, es war nicht einfach, die Konzentration hochzuhalten. Da muss man sicher die eine oder andere Situation besser ausspielen. Vor allen Dingen darf man nicht leichte Ballverluste in gewissen Situationen produzieren. Wir mussten uns anstrengen, damit wir nicht noch ein Gegentor kassieren. An solchen speziellen Sachen haben wir noch wenig gearbeitet. Das müssen wir in Zukunft besser ausspielen, geduldiger sein. Wir haben wieder zu Null gespielt und unser Minimalziel, einen Punkt zu holen, erreicht."

Das sagt KSC-Trainer Thomas Oral: "Nach der Pokal-Begenung der letzten Woche waren wir darauf eingestellt, dass Sechzig das Spiel macht. Wir hatten die Löwen sehr gut im Griff, haben ihnen wenig Raum gelassen. Bis auf eine Chance haben wir in der 1. Halbzeit nichts zugelassen. Oft haben wir nicht konsequent genug gegen den Ball gearbeitet, aber ich habe bei meiner Mannschaft einen unheimlichen Willen gesehen. Das war sehr gut. Wir hatten wieder mehr Torchancen als der Gegner. Wenn wir entsprechend Geduld zeigen, dann wird sich das auf Dauer auszahlen."

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