AZ-Analyse: Löwen-Bollwerk hält lange, aber nicht lange genug

Der TSV 1860 hat bei Spitzenreiter RB Leipzig nach 1:0-Führung mit 1:2 verloren. Lange lieferte die Elf von Trainer Benno Möhlmann in der Defensive eine solide Leistung ab - am Ende wurde der Druck des spielstarken Tabellenführers zu stark. Die AZ-Spielanalyse.
München - Am Ende war der Liga-Primus eine Nummer zu groß: Der TSV 1860 verlor bei RB Leipzig trotz Führung mit 1:2 und musste nach drei Siegen am Stück diesmal mit leeren Händen die Heimreise antreten. Damit bleibt die Elf von Trainer Benno Möhlmann Tabellen-15, während die Konkurrenz aus Paderborn und Duisburg auf die Pelle rückte.
Das Spiel: Leipzig versuchte von Beginn an, die Löwen unter Druck zu setzen. Dabei sprangen auch zwei Lattenknaller und einige weitere gefährliche Situationen heraus. Sechzig stand aber dennoch solide, konnte die Bullen weitgehend vom eigenen Strafraum fernhalten - und kam selbst zu Chancen. Im zweiten Durchgang ging die Möhlmann-Elf glücklich in Führung, danach war folgte eine Sturm-und Drang-Phase der Hausherren, der die Löwen am Ende nicht mehr Stand halten konnten.
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Die Tore: Das 1:0 erzielte Neulöwe Sascha Mölders: Eine Flanke von Levent Aycicek segelte aus dem linken Halbfeld ins Sturmzentrum, Mölders und Gegenspieler Marvin Compper liefen hinterher, der Bulle köpfte in Richtung eigenes Tor. Mölders war jedoch schneller, nahm den Ball auf und traf halbhoch eiskalt an Torwart Peter Gulacsi vorbei ins Tor (50.). In der 64. Minute gelang RB nach einem ruhenden Ball den Ausgleich: Bruno spielte einen Freistoß flach an die Strafraumgrenze zum völlig freistehenden Compper, der flankte auf den Kopf des eingewechselten Davie Selke und der ließ Stefan Ortega mit einem Kopfball in die lange Ecke keine Abwehrchance. Der Siegtreffer fiel schließlich in der 77. Minute: Demme lupfte den Ball mit viel Übersicht aus halbrechter Position in den Sechzehner, wo Jan Mauersberger Klostermann nicht am Abschluss hindern konnte - der Bulle traf Ortega am Arm und von dort zum 2:1 für Leipzig in die Maschen.
Das war gut: Sechzig lieferte über weite Strecken eine konzentrierte Vorstellung in der Defensive. Durch großen Willen, Laufstärke und Kampfgeist konnte der scheinbar übermächtige Tabellenführer lange vom eigenen Tor ferngehalten werden. Auch das junge Duo auf der Doppelsechs, Romuald Lacazette und Milos Degenek, funktionierte anfangs gut. Möhlmann hatte Recht bei seiner Analyse, dass er eine intakte Mannschaft gesehen habe, die lange mit dem Tabellenführer mithalten konnte.
Das war schlecht: Am Ende wurde der Druck allerdings zu groß. Fehlpässe und Stellungsfehler häuften sich, zudem wurde bei den Gegentoren anfängerhaft verteidigt: Beim 1:1 hatte niemand Flankengeber auf Compper geachtet, Mauersberger kam gegen Selke einen Schritt zu spät. Und beim 1:2 verpasste es der eingewechselte und zugeteilte Nico Karger, den Weg mit Klostermann mitzugehen. Wieder war es Mauersberger, nicht ganz auf der Höhe war - außerdem hätte Ortega womöglich klären können, wäre er aus sienem Tor gestürzt.
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Die Szene des Spiels: Nur 59 Sekunden vor dem 1:0 der Löwen spielte Gary Kagelmacher den Ball im eigenen Strafraum mit der Hand. Die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm, obwohl es hätte Elfmeter geben müssen. Im Gegenzug fiel auch noch die Führung für Sechzig. Anstelle sich dem Schicksal zu fügen, antworteten die Bullen mit wütenden Angriffen und schnürten die Löwen ein. Spiel zurecht gedreht - und auch eine Art und Weise, um auf die Fehlentscheidung des Elfmeters zu reagieren.
Das sagt 1860-Trainer Benno Möhlmann: "Der Sieg der Leipziger war absolut verdient. Es war ja eine Frage der Zeit, wann der Ausgleich und weitere Treffer fallen. Das hat Leipzig erzwungen. Wir haben zumindest gezeigt, dass die Mannschaft funktioniert."
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Das sagt Leipzig-Trainer Ralf Rangnick: "Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir hatten zuletzt täglich einen anderen Ausfall. Nach dem 0:1 war das keine leichte Aufgabe für uns. Die Mannschaft kann stolz sein, dass sie es noch geschafft hat. Die Jungs haben eine super Reaktion gezeigt. Der Sieg war verdient."