AZ-Analyse: Eine Löwen-Hoffnung namens Wolf

München - Endlich ist der da, der erste Dreier der Saison! Der TSV 1860 holte durch den 1:0-Sieg im Keller-Krimi gegen Duisburg zum ersten Mal drei Punkte auf einmal. Marius Wolf erlöste die Löwen erst in der Nachspielzeit, als so mancher Fan wie Verantwortlicher nicht mehr daran geglaubt hatte.
Das Spiel: Die Löwen begannen nervös. Den großen, auf den Spielern lastenden Druck merkte man ihnen an. Im Laufe des ersten Durchgangs erspielten sich die Blauen zumindest ein Übergewicht, das allerdings auch darin begründet lag, dass sich der Gegner aus Duisburg erschreckend schwach präsentierte. Durch die beiden frühen Wechsel litt der Spielfluss etwas vor der Pause, erst danach konnten die Löwen zulegen und erspielten sich gleich eine Reihe von Chancen. Als auf der Anzeigetafel in den letzten Minuten immer noch 0:0 zu lesen war und plötzlich die Zebras erwachten, wankten die Löwen. Aber sie fielen nicht. Mit dem Mute der Verzweiflung und dem letzten Angriff sollte es doch noch das happy end geben - jetzt müssen mehrere Fortsetzungen folgen, um bei immer noch sieben Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Platz aus dem Tabellenkeller zu gelangen.
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Das Tor: Der vierte Offizielle zeigte an: Zwei Minuten Nachspielzeit. Kaum war davon eine halbe Minute abgelaufen, tankte sich der eingewechselte Korbinian Vollmann auf der rechten Seite bis fast an die Grundlinie, seine Hereingabe landete in den Füßen von Marius Wolf, der die Kugel aus kurzer Distanz in die Maschen drückte. Nach der erlösenden Führung setzte Wolf lauthals schreiend zum Jubelsprint an und riss Vorbereiter Vollmann dabei um - egal, die Emotionen mussten raus. Und Wolf wurde zum Matchwinner.
Die Szene des Spiels: Cheftrainer Benno Möhlmann ist der Rekordtrainer der Zweiten Liga. Einer, der sich auch mal etwas traut und vor keinem frühen Wechsel zurückschreckt. Und so kam es, dass Möhlmann Rechtsaußen Daylon Claasen schon in der 32. Minute auswechselte, weil er ihm laut eigener Aussage zu weit hinten agiert und einige Bälle verloren habe. Sei's drum, für den Südafrikaner kam Marius Wolf, der spätere Torschütze. Die Aktion hätte nach dem Verletzungsschock von Krisztian Simon und der zweiten, diesmal zwangsläufigen Auswechslung auch ein schlechtes Ende nehmen können. Nicht ungefährlich auch, dass die Löwen mit Rubin Okotie schon nach 70 Minuten alle Wechsel-Optionen ausgeschöpft hatten. Aber: Am Ende behielt Möhlmann Recht und wechselte sowohl den Vorbereiter, als auch den Siegtorschützen ein - und bewies damit das vielzitierte goldene Händchen. Alles richtig gemacht.
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Das war gut: Die Löwen rissen sich nach dem doppelten nervösen Auftakt (in beiden Durchgängen) zusammen, kämpften und liefen, erspielten sich Torchancen für zwei Spiele. Mit 21 Torschüssen verbuchten sie die zweithäufigsten Abschlüsse der Saison (nur in Nürnberg gab's zwei mehr). Und auch in der Defensive stand die Möhlmann-Elf bis auf wenige Unachtsamkeiten ordentlich - allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass von den Gästen nur wenige Angriffen auf das Löwen-Tor zurollten.
Das war schlecht: Letzten Endes hatte Sechzig gleich viermal eine Eins-gegen-Eins-Situation erzwungen: Zweimal Wolf und einmal Vollmann scheiterten noch an MSV-Keeper Ratajczak, bevor Wolf doch noch traf. Und auch sonst agierte die Mannschaft zwar stets bemüht, aber oft zu ziellos und zu überhastet. In den kommenden Spielen werden die SPieler zusehen müssen, mehr Klarheit in ihre Aktionen zu bringen.
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Das sagt Löwen-Trainer Benno Möhlmann: "Das war wieder gut für die Gesundheit. Es war nicht ganz unverdient, drei, vier Mal konnten wir Situationen vor dem Tor nicht nutzen. In der Endphase habe ich ehrlich gesagt auch nicht mehr damit gerechnet. Dass es dann in der 90. Minute noch klappt, umso schöner. Wir machen grundsätzlich Dinge nicht richtig, sind in Überzahl zu überhastet, zu ungenau. Wir müssen a) unser Spiel verbessern, und b) weitere Punkte dazu holen, um den Anschluss ans untere Mittelfeld zu halten. Unsere Zielsetzung muss sich auf Klassenerhalt beschränken."
Das sagt Duisburg-Trainer Gino Lettieri (den die 0:1-Pleite bei den Löwen am Ende seinen Job kostete): "Es gibt nicht viel zu sagen: In der ersten Halbzeit war auf beiden Seiten nicht viel zu sehen. In der zweite Halbzeit ist Sechzig durch die Einwechslungen von Benno in der Offensive stärker gewesen, hat sich einige Chancen herausgearbeitet, aber meistens aufgrund unserer Ballverluste. Wir haben uns auch am Ende noch einige Chancen erarbeitet, aber das ist einfach unser Manko: die fehlende Durchschlagskraft. Wenn man solche Fehler macht wie wir heute, dann verliert man auch."