AZ-Analyse: Der Löwe siegt mit Kampfgeist und Fortune

Der TSV 1860 hat am 23. Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf mit 3:2 gesiegt und seinen dritten Saisonsieg errungen. Wie die Löwen dabei agierten und was zum Bruch im Spiel führte, sehen Sie hier in der AZ-Spielanalyse.
von  ME
Bissiger Abräumer im Mittelfeld: Dominik Stahl siegte mit dem TSV 1860 gegen Ihlas Bebou und Fortuna Düsseldorf. In Kaiserslautern fällt Stahl aber aus.
Bissiger Abräumer im Mittelfeld: Dominik Stahl siegte mit dem TSV 1860 gegen Ihlas Bebou und Fortuna Düsseldorf. In Kaiserslautern fällt Stahl aber aus. © sampics/Augenklick

München - Mit dem 1:1 gegen den VfL Bochum war Benno Möhlmann nur teilweise zufrieden. Seine Mannschaft müsse ihn "veredeln", sagte der Trainer des TSV 1860 vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Gesagt, getan: Die Löwen kamen, sahen und siegten gegen die Fortunen und veredelten den vorherigen Punkt gegen den Ruhrpott-Klub. Durch vie Zähler aus den beiden Spielen schoben sich die Sechzger am SC Paderborn vorbei auf Relegationsrang 16.

Das Spiel: Die Löwen begannen furios und ließen von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, wer dieses Spiel mit aller Macht gewinnen will. Mit großem Kampfgeist, ebenso hoher Laufbereitschaft und auch einigen sehenswerten Spielzügen schnürten die Löwen die Gäste aus Düsseldorf in die eigene Hälfte. Die Führung war der verdiente Lohn für die Löwen. Im zweiten Durchgang folgte ein Bruch im Spiel der Blauen: Dachten sie zuviel nach? Düsseldorf kam fortan besser ins Spiel und verdiente sich den Ausgleich. Am Ende hatten die Löwen neben ihrem großen Willen hauptsächlich eines, dass es noch zum Sieg reichte: Fortune.

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Die Tore: Im vergangenen Sommer rettete Kai Bülow den Löwen in der Relegation gegen Holstein Kiel den Klassenerhalt. Jetzt war es der gelernte Innenverteidiger, der eine neue Hoffnung aufkeimen ließ: Nach einer Ecke von Michael Liendl traf der Abräumer mit einem wuchtigen Kopfball neben den Pfosten (29.) - der Ball landete genau dort, wo er hinmusste und die Löwen gingen in Führung. Neuzugang Sascha Mölders legte nach einem Traumpass von Linksverteidiger Maximilian Wittek, der mit einem langen Ball das gesamte Mittelfeld der Fortunen überbrückte, alleine vor dem ehemaligen Bayern-Torwart Michael Rensing nach: Mölders nahm den Ball gekonnt mit und schob eiskalt mit dem linken Fuß ein (47.).

Die Elf von Ex-Trainer Marco Kurz kam aber zurück - und wie: Erst traf Lukas Schmitz nach einem flach ausgeführten Eckball, den Karim Haggui absichtlich passieren und das Abwehrverhalten der Löwen ziemlich stümperhaft aussehen ließ. Schmitz stand hinter seinem Kollegen goldrichtig und traf mit einem satten Linksschuss zum Anschluss (66.). Zehn Minuten später tankte sich Sercan Sararer auf der linken Außenbahn durch und bediente nach einem Doppelpass mit Joel Pohjanpalo den freistehenden Joker Ihlas Bebou im Zentrum, der nur noch einschieben musste. Ex-Fortune Liendl war es schließlich, der per Elfmeter für die Entscheidung sorgte: Der Österreicher ließ Rensing mit seinem platzierten Strafstoß in die rechte untere Ecke keine Chance (80.).

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Das war gut: Der TSV 1860 lieferte über weite Strecken einen überzeugenden Auftritt ab. Es stand definitiv ein Team auf dem Platz, das sich gegen den drohenden Abstieg wehrte und auch mental dem großen Druck in diesem richtungsweisenden Spiel gerecht wurde. Kapitän Christopher Schindler und Neuzugang Jan Mauersberger hielten die Abwehr bis auf wenige Aussetzer gut zusammen, die Zentrale um die beiden Abräumer Bülow und Dominik Stahl war sehr präsent und erstickte viele Angriffe schon im Keim. Und auch in der Offensive wussten die Löwen zu überzeugen: Neuzugang Levent Aycicek ließ sein Können ab und an aufblitzen, Liendl ging weite Wege und hätte das Spiel schon früher entscheiden können, als er an die Latte köpfte. Auch die beiden Stürmer hatten ihre Szenen - sie harmonierten zwar nicht optimal, aber ließen in Ansätzen erkennen, dass sie auch als Doppelspitze funktionieren. Mölders durfte zudem seine Tor-Premiere feiern. Und im Ernst: Wenn die Löwen mal drei Tore schießen, dann muss einiges gut gelaufen sein. Zum ersten Mal waren es exakt drei Löwen-Treffer in einem Spiel - nur beim 4:4 gegen Paderborn waren es in der laufenden Saison mehr.

Das war schlecht: Nach der Pause legten die Löwen mit dem 2:0 einen blitzsauberen Start hin. Spiel entschieden, mochten manche denken. Weit gefehlt! Kurz brachte mit Pohjanpalo einen zusätzlichen Stürmer, der die Offensive beleben sollte. Nach zehn Minuten Mittelfeld-Geplänkel fanden die Fortunen tatsächlich besser ins Spiel: Ebenjener Pohjanpalo hätte fast getroffen, doch Gary Kagelmacher konnte auf der Linie klären. Fortan rannten die Gäste aber an und die Löwen gerieten zunehmend unter Druck. Abwehrfehler schlichen sich ein, zudem sorgte die Offensive kaum mehr für Entlastung. Ein Rätsel, warum Möhlmann in dieser Phase keinen schnellen Außenbahnspieler brachte.

Die Szene des Spiels: Düsseldorfs Pohjanpalo war es schließlich, der (unfreiwillig) den Weg für das blaue Happy End bereitete: Als der Ball schon weg war, grätschte der Angreifer Mölders im eigenen Strafraum um - ohne diese Szenen wären die wankenden Löwen vermutlich nicht mehr zurückgekommen. So aber avancierte Elfmeterschütze Liendl zum Matchwinner - und Pohjanpalo zur tragischen Figur.

Das sagt Löwen-Trainer Benno Möhlmann: "Wir waren sehr gut im Spiel und hatten es in der ersten Halbzeit im Griff. Wir haben gewusst, dass es in der zweiten Halbzeit schwieriger wird. Ich bin überrascht worden, dass wir mit dem 2:0 in Führung gehen konnten. Wir haben uns dann zu passiv verhalten. Wir waren in der Gesamtheit zu passiv, haben die Zweikämpfe nicht mehr so gesucht. Es war eine Frage der Zeit, ehe ein oder zwei Gegentore fallen. Wir haben den berechtigten Elfmeter gut gebrauchen können. Ich glaube, dass wir das Spiel unter dem Strich verdient gewonnen haben."

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Das sagt Düsseldorf-Trainer Marco Kurz: Glückwunsch an die Löwen zum verdienten Sieg. Wir sind nicht in die Partie gekommen. Sechzig hat schnell aufgezeigt, wie man so eine Partie von Beginn angehen muss. In den ersten vier, fünf, sechs Minuten hat es lichterloh gebrannt. Es war keinerlei Kompaktheit da. Da hättest du auch einen Omnibus durchschicken können, durch die Lücken. Korrekturen in der Halbzeit wurden durch das 2:0 über den Haufen geworfen. Danach haben wir so gespielt, wie wir können. Wir sind mit viel Moral zurückgekehrt. Wir haben uns beim Elfmeter nicht klug verhalten. Wir werden den Blick nach oben richten."

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