Kommentar

Aus beim TSV 1860 – weil Maurizio Jacobacci den Löwen-Kosmos nicht verstanden hatte

Dass Maurizio Jacobacci den TSV 1860 verlassen muss, hat zwar auch sportliche Gründe, doch die gewichtigeren lagen abseits des Platzes. Ein Kommentar von Florian Weiß, stellvertretender Sportchef der AZ.
von  Florian Weiß
Maurizio Jacobacci und der TSV 1860 gehen getrennte Wege – die Gründe sind nicht nur sportlicher Natur.
Maurizio Jacobacci und der TSV 1860 gehen getrennte Wege – die Gründe sind nicht nur sportlicher Natur. © IMAGO/Ulrich Wagner

München - Dass Maurizio Jacobacci und der TSV 1860 nach neun Monaten und neun Tagen getrennte Wege gehen, hat sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet und war schlichtweg unausweichlich. Die Gründe liegen jedoch nicht nur auf dem Rasen, sondern vor allem abseits. Jacobacci erläuterte seine Gedankengänge ausführlich in der Öffentlichkeit – manchmal vielleicht zu offen.

Als im Sommer Abschiebe-Gerüchte um Fynn Lakenmacher laut wurden, berief Jacobacci eine Pressekonferenz ein. Er erklärte seinen Plan für den jungen Stürmer mit Vertragsverlängerung und Leihe, "weil Lakenmacher wird irgendwann einmal seine Qualitäten auf den Platz bringen. Aber nicht heute."

Kritik an Fans und Spielern: Maurizio Jacobacci ließ beim TSV 1860 kein Fettnäpfchen aus

Lob und gleichzeitige Rasur – ungeschickt.

Beim 0:1 in Ulm nannte er nicht nur den starken Wind und die Pyrotechnik der Löwen-Anhänger als Faktoren für die Pleite, sondern monierte auch fehlende Qualität von der Bank. Er hätte früher gewechselt, "wenn ich Spieler gehabt hätte, die über die Seiten das besser machen können."

Öffentliche Team- und Fan-Schelte – ungünstig.

Der Sargnagel neben der 0:3-Pleite in Dortmund war aber die Degradierung von Torwart Marco Hiller. Nach überstandener Verletzung hatte Jacobacci ihm nachdrücklich den Rücken gestärkt, von Vertrauen und Werten gesprochen, die "über das Leistungsprinzip hinausgehen", um nach nur einem Spiel wieder auf David Richter zu setzen.

Den Fan-Liebling so auflaufen zu lassen – unverzeihlich.

Fairerweise ist festzuhalten, dass der Schweizer von Anfang kritisch beäugt worden war. Eine Vita voller Vereinswechsel und der Stempel des Investorenkandidaten hafteten hartnäckig an ihm. Dennoch hätte er den Löwen-Kosmos auf seine Seite ziehen können – mit sportlichen Erfolgen und Fingerspitzengefühl. Beides blieb aus.

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