"Riesenprobleme": Darum kam der TSV 1860 in Aachen nicht über ein Remis hinaus
Aachen - Baummarder kommen in zahlreichen Mythen, Legenden und Sagen aus aller Welt vor. In Nordamerika gibt es bei den "Ojibwe"-Indianern den Marder-Clan: Dessen Mitglieder beziehen spirituelle Kraft und Führung von wilden Mardern, wobei sie sich besonders auf deren Eigenschaften wie Beweglichkeit und Entschlossenheit konzentrieren.
TSV 1860 München findet in Aachen nur schwer in die Partie
In der Mythologie anderer Stämme werden Marder oft als Glücksgeister, mutige Helden und geschickte, zielstrebige Jäger dargestellt ‒ gewiss zielstrebiger als die (Münchner) Löwen es am Tivoli waren.
Am 15. Spieltag der Dritten Liga wollte der TSV 1860 am Samstag seine Beute namens Alemannia Aachen erlegen ‒ und hat dabei spät verhindert, selbst vor die Hunde zu gehen. Der echte Marder, der sich dabei vor der Rekordkulisse von 31.579 Zuschauern auf den Rasen verirrt hatte, kann dabei maximal als Glücksgeist gedient haben.
Lange schlichen die Giesinger Großkatzen ähnliche Irrwege entlang des Grüns wie ihr tierischer Kumpane. Flink waren sie zwar teils unterwegs, doch sie fanden höchst selten die richtige Richtung, sahen sich durch den starken Aufsteiger Aachen in die (eigene) Ecke gedrängt. So könnten ihre Laufwege ein ähnliches Knäuel ergeben haben wie die Fluchtroute des Marders aus dem Stadion.
Hobsch: "Es war der klare Auftrag des Trainers, Energie reinzubringen"
Vielmehr musste der Tor-Löwe Marco Hiller oftmals beherzt-marderartig zupacken mit seinen Pranken, damit die Blauen nach dem 0:1 durch Bentley Baxter Bahn in der elften Minute vom Elfmeterpunkt nicht noch weiter ins Hintertreffen geraten.
"Ich sage mal so: Wir haben in der ersten Halbzeit Riesenprobleme gehabt auch bisschen Glück, dass es nur 1:0 steht", sagte Neulöwe Patrick Hobsch. Ein passender Tier-Vergleich wäre zu diesem Zeitpunkt das berühmte Kaninchen vor der Schlange gewesen.
Erst, als der Tor-Jäger Hobsch als Joker auf den Platz rannte, wurde es mit Bissigkeit und Zielstrebigkeit der Löwen besser: In der 87. Minute schlug Hobsch ähnlich zu wie die kleinen, hundeartigen Raubtiere ihre Opfer erlegen und traf zum 1:1-Endstand. "Es war der klare Auftrag des Trainers, Energie reinzubringen, auch Körperlichkeit", erklärte Hobsch über die Maßnahme von Argirios Giannikis, ihn aufs Feld zu schicken.
TSV 1860 wurde in Aachen kein "Kanonenfutter"
Hobsch über wehrhaftere Löwen nach der Pause: "In der zweiten Halbzeit hat sich das Ganze ein bisschen verändert", es sei ein "offener Schlagabtausch" geworden.
Eine Hatz, bei der Hobsch sein fünftes Saisontor gelang. "Insofern sind wir glücklich, dass wir mit einem Punkt nach Hause fahren", so Hobsch, der hinterherschob, was des Guten zu viel gewesen wäre: "Nach dem Tor kann das Spiel sogar kippen." Löwen-Dompteur Giannikis erinnerte daran, dass Aachen "kein Kanonenfutter", aber dass 1860 "mit einer Energieleistung zurückgekommen" sei und "die Fans belohnt" habe.
Giannikis erinnerte aber daran, wer an diesem Tag bester Löwe war: "Wir haben mehr Mut gezeigt, aber wir haben dann Marco Hiller gebraucht, um im Spiel zu bleiben." Über die Jagdtaktiken der Löwen habe man zudem gewusst, "je länger es nur 0:1 steht, bekommen wir unsere Chancen ‒ und dann machen wir das 1:1 und sind zufrieden."

Löwen treffen am kommenden Samstag auf Absteiger Rostock
Weil die Dritte Liga einem Schneckenrennen gleicht und Dresden und Saarbrücken im direkten Duell ebenso 1:1 gespielt haben wie Sandhausen in Essen, liegt 1860 mit seiner Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Ausbeute von 21 Punkten weiter in Zupack-Distanz nach oben. Im kommenden Heimspiel gegen Zweitliga-Absteiger Rostock (Samstag, 14 Uhr) wäre daher gefragt, sich wieder von den gefräßigeren Königen des Tierreichs etwas abzuschauen.
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