Alltagshelden gesucht! TSV 1860 nach Pokalrausch zurück in der Liga-Realität
München – Vom größten Highlight der jüngeren Vereinsgeschichte wollte Michael Köllner schon am Freitag nichts mehr wissen. Rein gar nichts.
"Fragen zum Pokal interessieren uns hier oben auf dem Podium nicht mehr sonderlich", meinte der Löwen-Coach gleich zu Beginn der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Freiburg II (Samstag, 14 Uhr, Magenta Sport und im AZ-Liveticker) über den magischen Abend von Giesings Höhen vier Tage zuvor, als die Sechzger den Zweitligisten Schalke 04 im Flutlicht des Grünwalder Stadions niederrangen. "Entscheidend ist, was wir am Samstag machen", stellte Köllner klar.
1860 möchte Freiburg II mit einem Sieg in der Tabelle überholen
Eigentlich banal, aber völlig richtig! Gegen Freiburg soll schließlich unbedingt wieder ein Sieg her, sonst weicht die Pokal-Euphorie schnell wieder dem Alltag - und der sieht in diesen Wochen einigermaßen trist aus.
Denn: Seit über zwei Monaten warten die Löwen mittlerweile schon auf einen Dreier in der Liga, aktuell steht der Zähler bei sieben sieglosen Spielen in Folge. Derzeit belegen die Münchner mit 14 Punkten den enttäuschenden 16. Platz, Freiburg ist mit nur zwei Zählern mehr in direkter Schlagdistanz.
"Sie stehen tabellarisch vor uns, morgen wollen wir an ihnen vorbeiziehen. Das ist das Einzige, was wir im Kopf haben", sagte Köllner unmissverständlich. Gegen die Breisgauer können die Löwen erneut auf die Unterstützung ihrer Fans hoffen, die gegen Schalke erstmals seit eineinhalb Jahren wieder vollzählig im Stadion waren und das Grünwalder mit ihrer Stimmgewalt schier zum Beben brachten.

Köllner mit Appell an die Löwen-Fans
An sie richtete Köllner den Appell, nach dem euphorisierenden Sieg gegen Schalke mit einer angemessenen Erwartungshaltung an die Partie gegen Freiburg heranzugehen. Sonst, so der Löwen-Coach, kann der Pokal-Triumph vom Dienstag ganz schnell zur Bürde werden.
"Was wird denn passieren, wenn wir nach 20 Minuten im Grünwalder Stadion noch kein Tor geschossen haben? Drehen die Fans dann durch und pfeifen uns aus?", formulierte der Sechzig-Coach bewusst überspitzt. Das Ziel muss sein, "die Mannschaft 90 Minuten zu unterstützen und nicht enttäuscht zu sein, wenn man nach 20 Minuten noch kein Tor geschossen hat", sagte Köllner weiter.
Nicht mit dabei sein wird am Samstag Phillipp Steinhart, der sich gegen Schalke eine Muskelverletzung zugezogen hat. Ein schmerzhafter Ausfall - schließlich zählt der Linksverteidiger seit Köllners Ankunft bei den Löwen zum absoluten Stammpersonal. "Phillipp ist für mich ein absoluter Basis-Spieler und eigentlich unverzichtbar", sagte der Löwen-Trainer. Für Steinhart könnten Fabian Greilinger und Maxim Gresler auf die Linksverteidigerposition rücken, auch sonst hat Köllner gleich "mehrere Varianten im Kopf". Welche das genau sind, behielt er aber für sich...

Freiburgs Reserve bei Standards sehr gefährlich
Doch was für ein Gegner kommt mit Aufsteiger Freiburg II, der als Zweitvertretung eines Bundesligisten unter die U23-Regelung fällt, auf die Löwen zu? "Im eigenen Ballbesitz sind sie relativ gut unterwegs", sagte Köllner und hob die "sehr, sehr gefährlichen Standards" der Breisgauer hervor. In manchen Situationen habe er beim jungen Team von Trainer Tobias Stamm (Altersschnitt: 21,5 Jahre) aber auch eine "gewisse Naivität", ausgemacht, die die Löwen ausnutzen wollen.
"Wir müssen in der Liga unbedingt ein anderes Gesicht zeigen als bislang fast die komplette Saison. Nicht was die Leistung angeht, sondern das Ergebnis. Das wird der klare Auftrag für morgen sein", forderte Köllner.
Nach dem Pokalcoup werden bei den Löwen nun eben Alltagshelden gesucht.