1860-Trainingsauftakt: Die Pereira-Show

München - Mal mit Armen und Beinen durch die Luft fuchtelnd, mal mit zwei Fingern an den Schläfen, um zu signalisieren: Ihr müsst mitdenken! Der Mann mit den Lettern "VP" auf seinem neuen Trainingsanzug bewies am Dienstag an seinem ersten Arbeitstag an der Grünwalder Straße sein Temperament.
Vitor Pereira, 48-jähriger Portugiese und neuer Chefcoach des TSV 1860, bat gestern trotz des Wintereinbruchs zum Trainingsauftakt auf Giesings Höhen. Mit 15-minütiger Verspätung kamen die Sechzger um Kapitän Stefan Aigner und ihr neuer Dompteur gegen 10.45 Uhr unter "Vitor, Vitor"-Rufen aus den Kabinen auf den Rasen.
Der war über Nacht geräumt worden und ließ dank neuer Rasenheizung tatsächlich im Gegensatz zu manch vergangenem Jahr einen gelungenen Aufgalopp zu. "Wenn ich mir die Bilder von seiner Premiere ansehe, stelle ich fest, dass Pereira von euch Fans mit offenen Armen empfangen worden ist", erklärte Investor Hasan Ismaik per Facebook, "wir alle sind sehr optimistisch, dass er derjenige Trainer ist, der die Löwen wieder weckt".
Für den gestenreichen Löwen-Wecker, der seine Spieler nach mieser Hinrunde (Platz 14) aus dem Winterschlaf holen soll, war’s wohl genauso anstrengend wie für seine Kicker. "Man kann natürlich noch wenig beurteilen, aber man sieht schon, dass er eine gewisse Erfahrung mitbringt. Ich glaube, jeder Spieler kann lernen", sagte Aigner hinterher und hatte schon eine Ahnung, was auf 1860 zukommt. "Man merkt: Aggressivität ist das oberste Ziel."
Auch Jan Mauersberger konnte einen "sehr guten Eindruck" vom neuen Coach und dessen Taktik gewinnen: "Wir haben gesehen, dass wir kompakt bleiben, die Abstände klein halten und schnell nach vorne spielen wollen."
Schindler über England: "Es ist erbarmungslos"
Die neue Amtssprache zwischen Pereira, seinen portugiesischen Assistenten Luis Miguel und Filipe Almeida, dem verbleibenden Trainerstab um Torwarttrainer Andreas Menger, Fitnesscoach Michael Sulzmann und Physio Nick Wurian sowie der Mannschaft ist Englisch. Aigner: "Ich habe lange kein Englisch mehr gehabt im Unterricht, deswegen kann ich das jetzt auffrischen."
Ständchen für Lacazette
Während Pereiras zweite Präsentation - die praktische auf dem Platz - zu einem großen Fan-Ansturm von gut 400 Fans führte, ließen die Stürmer in den Reihen der Akteure auf sich warten: Ivica Olic fehlte mit einer Magen-Darm-Grippe, Kollege Sascha Mölders wegen eines Arztbesuchs und Juwel Ribamar wegen verlängerten Heimaturlaubs.
Das Fazit lieferte Peter Grosser, Kapitän der Meistermannschaft 1966. "Es waren ja sehr optimistische Aussagen, an denen wird er sicherlich gemessen werden", sagte der 78-Jährige und gab sich hoffnungsfroh. "Wir werden doch eine bessere Rückrunde spielen können. Ich erwarte mir schon einen einstelligen Tabellenplatz."
Die erste und letzte Einheit, bevor die Blauen am heutigen Mittwoch gegen Mittag ins Trainingslager nach Troia/Portugal aufbrechen, endete ohne eine Stellungnahme Pereiras, dafür mit einem Ständchen - für Romuald Lacazette. Der wurde 23 Jahre alt.