1860-Mittelfeldakteur Quirin Moll im AZ-Interview: "Ich würde gerne hier verlängern"
München - Für Quirin Moll ist die Saison beim TSV 1860 voll Höhen und vor allem aber auch Tiefen. Nachdem der 32-Jährige unter Ex-Löwendompteur Michael Köllner noch aussortiert worden war, durfte Moll zu Beginn der Amtszeit von Maurizio Jacobacci wieder über die vollen 90 Minuten ran. In den letzten Partien musste der Mittelfeldspieler, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, aber wieder auf der Bank Platz nehmen. Dennoch bleibt Moll zuversichtlich.
AZ: Herr Moll, trotz der Niederlage in Wiesbaden spielt der TSV 1860 wieder deutlich besser. Wie beurteilen Sie die bisherige Zeit von Ihrem Trainer Maurizio Jacobacci bei den Löwen?
MOLL: Ich denke wir hatten alle eine schwierige Phase und dann war es einfach wichtig, dass wir generell wieder Struktur ins Spiel reinbringen und an guten Inhalten arbeiten, damit es wieder bergauf geht. Das hat Jacobacci geschafft. Trotzdem sitzt die Enttäuschung noch tief, dass wir unser Saisonziel, bis zum Ende oben dabei zu sein, nicht erreicht haben.
TSV 1860: Quirin Moll will sich zurück in die Startelf kämpfen
Zu Beginn waren Sie unter Jacobacci noch in der Startelf. Zuletzt mussten Sie aber auf der Bank Platz nehmen. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Erstmal habe ich mich natürlich gefreut, dass ich wieder zeigen konnte, was ich kann und der Mannschaft damit helfen konnte. Und ich denke, dass ich es ganz gut gemacht habe ein bisschen Struktur und Ruhe reinzubringen. Jetzt im Moment bin ich enttäuscht darüber, dass mich der Trainer nicht mehr berücksichtigt. Trotz des Rückschlags bin ich ein Spieler, der nicht aufgibt und täglich an seine Leistungsgrenze geht, um sich zurück in die Startelf zu kämpfen.
Wie hat es Ihnen Jacobacci erklärt, dass Sie nicht mehr in der Startelf stehen?
Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Dieses Gespräch wird es aber sicherlich noch geben.
Können Sie es sich erklären, warum Sie nicht mehr in der Startelf stehen?
Ich persönlich fand die Leistung eigentlich ganz gut. Ich denke, dass der Trainer nach dem Spiel gegen Dortmund, als wir schnell deutlich zurücklagen, mit anderen Spielern einen Impuls setzen wollte.
Wie gehen Sie grundsätzlich mit der Situation um. Jacobacci hat mittlerweile eine Stammelf gefunden und es wirkt schwer dort reinzukommen.
Natürlich haben wir zuletzt mit der gleichen Startelf begonnen. Nach der Niederlage in Wiesbaden könnte es aber durchaus sein, dass es wieder Änderungen gibt. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich, sofern der Trainer nochmal rotiert, der Mannschaft enorm weiterhelfen könnte.
Gehen Sie also davon aus, dass Sie in dieser Saison nochmal eine Chance bekommen?
Ich persönlich kann nur weiterhin im Training alles geben. Letztlich entscheidet aber der Trainer, wer am Ende auf dem Platz steht.
"Die Saison verläuft für mich und den Verein sehr unbefriedigend"
Sie wirken sehr zuversichtlich, obwohl die Saison bisher nicht nach Ihren Wünschen verlief. Sie waren zwischenzeitlich nicht einmal mehr im Kader. Würden Sie sagen, dass es die schwierigste Spielzeit Ihrer Karriere ist?
Die Saison verläuft für mich und den Verein sehr unbefriedigend. Wir alle haben uns für diese Spielzeit mehr vorgenommen. Aber ich nehme solche Situationen an, weil aus solchen Situationen kann man ja eigentlich nur wachsen. Von dem her war für mich klar, dass der Weg egal wo weitergehen wird. Jetzt gilt es noch die verbleibenden Spiele möglichst positiv zu gestalten.
Gab es in dieser schweren Zeit irgendetwas für Sie, dass Ihnen Hoffnung gemacht hat, dass es wieder besser wird?
Die größte Hoffnung hat mir gemacht, dass ich selbst weiß was ich kann. Ich gebe im Training und im Spiel immer 100% und zeige meine Leistung und deswegen war ich sehr zuversichtlich.
Die Saison ist nicht vorbei und es kann noch viel passieren. Rechnerisch ist auch die Qualifikation für den DFB-Pokal noch möglich. Denken Sie, dass der TSV 1860 dieses Ziel erreicht?
Der Rückstand auf Platz fünf, der ja voraussichtlich reichen wird, weil Freiburg II oben mit drin steht, ist natürlich schon groß.
Aber ist der Glauben in der Mannschaft noch da?
Wir haben 10 Punkte Rückstand auf Dynamo Dresden, die aktuell auf Platz fünf stehen, bei noch 18 zu vergebenden Punkten. Wir schauen von Spiel zu Spiel und sehen dann am Saisonende, welcher Platz noch möglich ist.
Jetzt steht das Spiel gegen Bayreuth an. Die Partie gegen das damalige Tabellenschlusslicht war in der Hinrunde der Beginn für den Negativtrend. Ist das ein Grund Revanche zu nehmen und zu sagen jetzt gewinnen wir erst recht?
Wir haben in dieser Saison zweimal gegen die SpVgg Bayreuth gespielt, 0:1 in der Liga und 2:4 in einem Testspiel, das über 120 Minuten ging. Damit dürfte klar sein, was im dritten Spiel des Jahres passieren muss.
Was muss passieren?
Es muss auf jeden Fall ein Sieg her.
Woran denken Sie hat es im Nachhinein gelegen, dass der TSV 1860 nach der Niederlage in Bayreuth in so ein Loch gefallen ist?
Es ist schwer zu sagen. Es waren echt viele kleine Dinge, die zu diesem Zeitpunkt oder auch in der Anfangsphase der Saison durch den Erfolg glaube ich übersehen wurden. Aktuell bringt es aber nichts, den Blick nochmal in die Vergangenheit zu richten. Wir müssen jetzt nach vorne schauen und jedes Spiel möglichst erfolgreich gestalten.
Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?
Weil ich persönlich zu diesem Zeitpunkt nicht im Kader stand, fiel es mir schwer, der Mannschaft auf dem Platz nicht weiterhelfen zu können.
War diese lange Durststrecke zwischen November und März auch eine Kopfsache?
Mitunter. In so einer Situation kann niemand den Kopf komplett ausschalten. Wie sich das aber auf den einzelnen Spieler ausgewirkt hat, kann nur jeder für sich selbst beantworten.
"Meine Familie spielt bei jeder meiner Entscheidung eine große Rolle"
Schauen wir auf Ihre persönliche Situation: Im Sommer läuft Ihr Vertrag aus. Wie geht es mit Ihnen weiter?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich das gerade total auf mich zukommen lasse. Ich will auf jeden Fall in dieser Saison noch ein paar Spiele machen. Das wäre schön. Danach sehen wir, wie es weitergeht. Ich meine ich habe immer gesagt, dass Sechzig hier mein erster Ansprechpartner ist, aber im Fußball kann alles schnell passieren und ich will auf jeden Fall noch ein paar Jahre spielen. Ich hab auf jeden Fall noch einiges im Tank.
Aber gibt es schon eine Tendenz. Also würden Sie gerne beim TSV 1860 bleiben?
Bei mir liegt der Fokus, momentan komplett auf dem Training und den Spielen. Ich habe immer betont, dass ich gerne hier verlängern wollen würde. Am Ende muss es dann aber für beide Seiten passen.
Gab es schon Gespräche mit dem TSV 1860?
Mein Berater ist im Austausch mit unserem sportlichen Leiter, Günther Gorenzel.
Könnten Sie sich – falls eine Verlängerung bei den Löwen nichts wird – auch vorstellen ins Ausland zu wechseln?
Ich kann mir vieles vorstellen. Aber wie schon erwähnt, habe ich mich mit dem Thema noch nicht umfangreich beschäftigt.
Sie haben zwei Kinder. Spielt bei Ihnen die Familie eine große Rolle bei der Entscheidung, wo Ihr Weg am Ende der Saison hinführt?
Meine Familie spielt bei jeder meiner Entscheidung eine große Rolle. Alle Entscheidungen werden ausnahmslos gemeinsam getroffen.
Sie sind jetzt Ihr fünftes Jahr beim TSV 1860. So lange waren Sie noch nie bei einem Verein. Könnten Sie sich auch vorstellen Ihre Karriere bei den Löwen zu beenden?
Das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen. Aber ich denke im Moment noch nicht an das Karriereende. Aber für einen Verbleib wäre meine sportliche Perspektive ausschlaggebend.
"Ich sage niemals nie"
Sie haben in Ihrer Jugend beim TSV 1865 Dachau gekickt. Spielt man da nicht auch mal mit dem Gedanken, die Karriere beim alten Jugendverein ausklingen zu lassen, wenn es mit dem Karriereende bei den Löwen nichts wird?
Das habe ich im Moment gar nicht im Kopf, weil mein Karriereende noch lange nicht in Sicht ist. Aber warum nicht?
Was macht ein Moll, wenn irgendwann der Tank, den Sie vorhin angesprochen haben doch irgendwann leer ist und Sie die Fußballschuhe an den Nagel hängen. Also haben Sie schon einen Plan nach der Karriere?
Da sind viele Dinge im Kopf, aber noch nichts Spezielles, wo ich sagen kann, ich mache auf jeden Fall das. Ich bin abseits des Fußballs immer offen für Neues und lasse all das, was noch auf mich wartet, entspannt auf mich zukommen.
Wenn Sie dem Fußball erhalten bleiben. Welche Position könnten Sie sich denn vorstellen. Also eher in Richtung Trainer oder Verantwortlicher?
Das weiß ich noch nicht. Ich wurde schon oft angesprochen, ob ich mir nicht mal überlegen möchte, dass ich nach meiner Karriere meinen Trainerschein mache. Aber ich weiß es noch nicht.
Könnten Sie sich vorstellen irgendwann auch in die Fußstapfen von Ihrem Vater zu treten. Er ist ja Vorstand beim TSV 1865 Dachau?
Da muss ich mich mal mit ihm genauer darüber unterhalten, was er davon hält. Also ich sage niemals nie, aber momentan ist der Fokus ein ganz anderer. Aber ich denke schon, dass ich in Dachau und im ganzen Landkreis viel tun könnte. Da ist einfach so viel Entwicklungspotenzial von der Größe und ich glaube, dass ich da mithelfen könnte, etwas zu entwickeln.