1860-Matchwinner Dennis Dressel: Solche Auftritte wecken Begehrlichkeiten

München - Ein Mann, ein Ball, vier Buden: Es war das Bild des Spieltags, als Junglöwe Dennis Dressel nach getaner Arbeit mit dem Spielball unter dem Arm und einem breiten Grinsen im Gesicht vom Rasen den Grünwalder Stadions schritt. Dort hatte er sich zuvor in die Giesinger Geschichtsbücher geschossen.
Der sensationelle 6:1-Kantersieg des TSV 1860 am Samstag gegen den Halleschen FC war nicht nur für Cheftrainer Michael Köllner die "richtige Antwort auf die beiden letzten Heimniederlagen", um die Diskussionen über einen Giesinger Heim-Komplex im Keim zu ersticken.
Es war die Show des Dennis Dressel, der die Weichen im Alleingang auf Sieg stellte, Vergleiche mit einem ruhmreichen Sechzger nahelegte - und seinen eigenen Traum von einer höherklassigen Liga nährte.
Dennis Dressels One-Man-Show
Der Viererpack des erst 22-jährigen Dressel (41., 45.+2, 56., 71.) sowie die Treffer von Sascha Mölders (58.) und Erik Tallig (79.) katapultierten Sechzig mit Macht und nun 17 Punkten zurück in die Spitzengruppe der Dritten Liga.

Der Wortwitz des Spieltags: "Die Löwen sind völlig entdresselt", sagte BR-Kommentator Florian Eckl. Ähnlich wie bei Bayerns Kult-Kicker Thomas Müller, dessen Verwertung der ganz krummen Dinger längst den Begriff "müllern" trägt, muss sich der TSV für die Dressel-Dinger wohl auch bald etwas einfallen lassen. Denn die wuchtigen Abschlüsse des schussgewaltigen Offensivspielers scheinen mehr und mehr zur Spezialität zu werden. Gegen Halle gab's gleich den vierfachen Beweis.
Dressels One-Man-Show brachte Lob von allen Seiten. "Was für eine Teamleistung. Oder reicht Dressel alleine?", fragte sich Mittelfeld-Kollege Richard Neudecker in den Sozialen Medien. Coach Köllner scherzte: "Dennis hat ein Schuss wie ein Gaul. Da müssen viele in Deckung gehen."
Dressel kann bis 2022 gehalten werden
Wie einst bei Weltmeister Rudi Völler, der 1982 im 1860-Trikot beim 7:0 gegen Wormatia Worms auch vier Mal traf: "Es ist etwas Besonderes, mit solchen Spielern in einem Atemzug genannt zu werden." Was den 50-Jährigen aber "besonders freut", ist die Vielseitigkeit der Tore: "Es hat mir sehr gut gefallen, dass er mit beiden Füßen das Tor trifft."
Torhüter Marco Hiller schloss sich an: "Wahnsinn - das habe ich selten gesehen. Vier Tore, vor allem auch gute Tore. Hut ab!" Erst der Volley mit links ins Kreuzeck, dann das Déjà-vu flach mit rechts ins Tor, gefolgt von einem Abstaubertreffer und einer tollen Einzelaktion inklusive Schlenzer neben den Pfosten - so wurde der HCF vierfach gedresselt.

Schon letzte Saison gegen Haching avancierte Dressel beim 3:0 zum Derby-Dreierpacker. Müsse man ihn nun festketten, wenn bald der große Nachbar FC Bayern anklopft? "Da muss sich keiner Sorgen machen", meinte Köllner dazu beruhigend. Der Hintergrund: Dressel (Vertrag bis Juni 2021) kann per Option für ein weiteres Jahr bis 2022 gehalten werden. Ein Jahr Gnadenfrist für 1860 also für eine Vertragsverlängerung.
Köllner hofft auf die "Vorbildfunktion" Dressels
Das Problem ist nur: Nach AZ-Informationen will der ambitionierte Youngster höherklassig kicken. Klappt das nicht mit Sechzig, dürfte es genügend Interessenten geben. Auch hier ist also Druck auf'm Dressel: Sportchef Günther Gorenzel muss aufpassen, damit das derzeit wertvollste Talent nicht ablösefrei von dannen zieht.
Köllner hofft jedenfalls weiter auf die "Vorbildfunktion" Dressels, denn: "Dennis ist seit 2007 im Verein, laut einer Statistik der Spieler mit der elf-längsten Vereinstreue in den oberen Ligen. Daran sieht man, wie gut man seine Karriere bei 1860 voranbringen kann." Muss er seine Sechzger im Optimalfall eben selbst hoch schießen.