1860-Kapitän Felix Weber zurück: Die Zeit war nicht leicht

Trainer Daniel Bierofka vom TSV 1860 steht voll zu seinem Kapitän Felix Weber, der zuletzt öfter auf der Bank saß. "Die Binde hat er, weil er diesen Klub auszeichnet", erklärt Biero.
München - Wenn Daniel Bierofka über seinen Kapitän spricht, spürt man regelrecht seine Zuneigung für den Innenverteidiger. Es ist eine Mischung aus kurzen Sequenzen väterlichen Lächelns und – mit ernster Miene – respektvoller Huldigung.
Weber überzeugt, Grimaldi "noch etwas gewöhnungsbedürftig"

"Bei Felix sieht es aus, wie wenn er nie was anderes getragen hätte. Bei Adriano Grimaldi ist es noch etwas gewöhnungsbedürftig", meinte der Löwen-Trainer bei "telekomsport" kürzlich zum neuen Look seines Anführers: Wie viele andere Fußballprofis – und eben auch Sturm-Ochse Grimaldi – trägt auch Weber seit Anfang November einen Schnurrbart, um die Bewegung "Movember" (das Wort setzt sich aus November und Moustache, dem englischen Begriff für Schnauzer, zusammen) zu unterstützen. Es ist eine Aktion, die Männer auf die Gefahr von Hoden- und Prostatakrebs hinweisen soll. Weber geht auch hier voran, scheut die Verantwortung nicht.
Deshalb trägt Weber die Kapitänsbinde
Ferner gilt er als Inbegriff der wiederbelebten Sechzig-Identität, ist er schließlich in Ohlstadt nahe dem Kochel- und Walchensee aufgewachsen – und damit im tiefsten Oberbayern. Es sind Eigenschaften, die ihn in den Worten seines Trainers zu dessen "rechter Hand" machen. "Wir sprechen immer, immer", erklärte der Sechzig-Coach jüngst energisch zu seinem Verhältnis zum 23-jährigen Innenverteidiger: "Die Kapitänsbinde hat er nicht, weil er immer auf dem Spielfeld ist, sondern, weil er diesen Klub auszeichnet. Weil ich weiß, wie er als Typ ist. Weil ich mit ihm sehr gut kann. Weil er meine rechte Hand ist."
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Die Vertrauensbasis wurde zuletzt jedoch auf die Probe gestellt, als Bierofka Weber in den Heimspielen gegen Eintracht Braunschweig (2:0) und Sonnenhof Großaspach (2:2) nur auf die Bank setzte. Ein ungewohnter Umstand für den Stammspieler, der eigentlich immer spielt. In Münster (0:0) war der langjährige Löwe wieder der Stabilisator in der Abwehrmitte.
Weber: "Die Zeit war nicht leicht"
"Die Zeit war für mich nicht leicht. Seit drei Jahren war es das erste Mal, dass ich auf der Bank saß", meinte er dazu, dass ihn sein Trainer davor nicht berücksichtigte: "Aber ich habe trotzdem Gas gegeben, nicht rumgejammert. Ich glaube, dass ich es mir verdient hatte, wieder zu spielen."
Weber zieht seine Stärke auch aus der Selbstkritik. So monierte er wiederholt, dass er früher auf dem Platz zu ruhig gewesen sei. "Das ist – vor allem als Innenverteidiger – eher suboptimal. Mittlerweile kommuniziere ich viel mehr mit meinen Mitspielern", sagte er unlängst im Interview mit dem Fußball-Portal "liga3-online.de".
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Für Bierofka sind solche Entwicklungsprozesse ganz entscheidend, das bekräftigt der Löwen-Trainer stets. Webers Präsenz auf dem Platz spricht für sich – aus dem einst zurückhaltenden jungen Mann ist ein meinungs- und lautstarker Anführer geworden. Ob er nun das Gespräch mit dem Schiedsrichter sucht, eigene Spieler vor wütenden Gegnern rechtfertigt – oder die Kollegen durch klare Ansagen motiviert.
"Nochmal: Der Junge ist 23 Jahre alt. Für mich ist nicht nur entscheidend, wie er als Kapitän auf dem Platz, sondern auch, wie er außerhalb ist. Wie er in der Kabine als Kapitän ist. Wie er den Verein nach außen hin vertritt", sagt Bierofka zu Weber – seinem ersten Bindeglied zur Mannschaft: "Und das macht Felix super." In Münster stand mit ihm als Abwehrchef die Null – erst das dritte Mal in dieser Saison.
Auch das ist ein wesentlicher Verdienst Webers. Bieros rechter Hand.