1860 gegen Freiburg: Das Krisen-Duell

MÜNCHEN - Keine Zeit nachzudenken. Das ist wohl das Beste, was dem TSV 1860 passieren konnte. Nur drei Tage nach der dritten Liga-Pleite in Folge wartet am Mittwochabend (19.00 Uhr/im AZ-Liveticker) der DFB-Pokal. Der Gegner: SC Freiburg. Das Ziel: für eine Überraschung sorgen. Aber wäre ein Sieg gegen die Breisgauer wirklich eine Überraschung?
Lesen Sie hier: Hat von Ahlen seine Stammelf gefunden?
Die AZ erklärt, warum die Löwen eine echte Chance aufs Weiterkommen haben. Und warum genau diese Chance zur Falle werden könnte.
Krisenklubs unter sich:
Letzter gegen Vorletzter, Chaos-TSV gegen Sieglos-SC. Nicht nur Sechzig ist sportlich völlig neben der Spur. Freiburg ließ sich am Wochenende vorführen. 0:2 in Augsburg – ein planloser Auftritt, der die Truppe von Christian Streich ins Jammertal schickte. „Für beide Teams ist das Spiel eine Gelegenheit, die eigene Situation in der Liga in ein besseres Licht zu rücken“, sagte Löwen-Coach Markus von Ahlen. Selbstbewusstsein fehlt auf beiden Seiten.
Beiden Teams gehen die Effektivität im Spiel nach vorne und die Stabilität in der Defensive ab.
Positive Erinnerungen:
Letzte Saison hätte der 1860-Heimvorteil beinahe den Ausschlag gegeben. Gegen Dortmund, vor 71 000 Zuschauern. Einzig, dass gegen Freiburg wohl nur 17 000 kommen werden. Dennoch: „Daran erinnern sich die Jungs gerne zurück“, sagt von Ahlen, der selbst 1993 mit Leverkusen den DFB-Pokal gewann. „Gegen den BVB haben wir gesehen, dass wir immer unsere Möglichkeiten bekommen. Das muss auch gegen Freiburg unser Ziel sein.“
Und selbst für den Fall, dass die Löwen einen Fehlstart hinlegen, hätten sie ein frisches Pokalerlebnis, das ihnen Mut machen könnte: Beim 2:1 in Kiel in Runde eins hatten sie einen Rückstand noch gedreht.
Gefährliche Erwartungshaltung:
Die Gefahr ist, dass sich die Löwen wieder einmal selbst schlagen. Unter den Trainingskiebitzen war schon zu hören, dass der TSV eigentlich ja die Klasse haben müsste, Freiburg zu besiegen. Es ist genau diese Selbstverständlichkeit, die den Klub in die Situation geführt hat, in der er jetzt steckt.
Das Verkennen der Realität, das Ignorieren des faktischen Klassenunterschieds zwischen Freiburg und Sechzig. Am Ende steht noch immer ein Erstligist auf dem Platz, der gegen den Tabellenletzten der Zweiten Liga der Favorit ist.
Jeder täte gut daran, Markus von Ahlens Worten Gehör zu schenken: „Wir treffen auf einen sehr starken Gegner, der in der Liga bislang unter Wert geschlagen wird.“
Verkennen der Situation:
Wäre da nicht das Problem, dass andere Aussagen des Trainers Fragen aufwerfen. „Wir wollen an die gute Leistung gegen Braunschweig anknüpfen“, gab von Ahlen zum Ziel aus.
Die Meinung, eine „gute Leistung“ gegen die Eintracht gesehen zu haben, teilen im Umfeld nur wenige. Zu enttäuschend die erste Halbzeit, zu wenig zwingend große Teile der zweiten.
Und auch, dass der „Bundesligist als Favorit mehr zu verlieren hat“, sieht längst nicht jeder so.
Denn für die Löwen würde eine Niederlage nicht nur das Aus im Pokal bedeuten und eine zusätzliche Einnahmequelle versiegen lassen. Es wäre auch die mittlerweile vierte Niederlage in Folge – und eine erneut vertane Chance, einen Befreiungsschlag zu landen.