1860-Coach Michael Köllner macht den Trap: Die wichtigsten Aussagen
München - Fast auf den Tag genau 23 Jahre ist es her, da legte Bayern-Trainer Giovanni "Trap" Trapattoni die Mutter aller Wutreden hin. "Flasche leer!". Sie erinnern sich? Am 10. März 1998, brach er aus, der Vulkan seines italienischen Temperaments. "Was erlaube Strunz?"
Vielleicht hat sich Michael Köllner ein Video der Eruption an der Säbener Straße ("Ein Trainer ist nicht ein Idiot!") angeschaut, denn: Am 11. März 2021 ließ der Sechzger-Trainer ein paar hundert Meter weiter seinem Ärger freien Lauf. Gut zwei Jahrzehnte später zeigen sich zwei Ligen tiefer beim TSV 1860 verblüffend ähnliche Phänomene wie damals beim großen Nachbarn.
Köllner: "Könnte noch mehr erbrechen"
Bitterer Ärger über eine 0:1-Pleite gegen ein Team aus dem Pott (damals Schalke, heute Duisburg), ein Rückschlag im Kampf um die Tabellenspitze, enormer Grant im eigenen Kosmos. Vorhang auf für Köllner, der eigentlich über das Auswärtsspiel beim Halleschen FC am Samstag (14 Uhr, BR/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) sprechen sollte.
"Ich könnte die gleiche Platte auflegen wie letzte Woche vor dem Duisburg-Spiel", sagte der Löwen-Dompteur, "aber da habe ich keine Lust drauf." Wenig später macht es Rumms! "Wenn ich in den Sozialen Medien unterwegs bin, könnte ich noch mehr erbrechen als über die Niederlage gegen Duisburg."
Doch damit noch lange nicht genug - die AZ zeigt, bei welchen Themen Köllner den Trap machte:
Köllner interessiert Hinspiel-Sieg nicht
Die Duisburg-Pleite: Für Köllner-Verhältnisse ungewohnt, blockte der Trainer Fragen zum 6:1-Hinspielsieg ("Mich interessiert nicht, was vor vier Monaten war") knorrig ab: "Mich juckt, dass wir gegen Duisburg verloren haben und gegen Halle anders auftreten müssen."
Halle sei nach dem 0:3 gegen das vormalige Schlusslicht SpVgg Unterhaching "genauso angepisst wie wir". Übrigens: Köllner habe seine Mannschaft nach dem 0:1 "angemessen" behandelt. Noch Fragen?
Köllner will von Ergebniskrise nichts wissen
Sechzigs Ergebniskrise: Nur ein Sieg in fünf Spielen, bei drei Pleiten. Eine Ergebniskrise? Davon will Köllner nichts wissen: "Ach, Negativ-Serie - von den letzten beiden Spielen haben wir eines gewonnen, eines verloren."
Hier schaltete sich auch Sport-Boss Günther Gorenzel ein und erklärte, dass 1860 in der Statistik der "expected goals" - also zu erwartender Tore - je nach Spielverlauf, bis auf zwei Mal immer überlegen gewesen sei: "Das ist ärgerlich - und muss jeden anfixen, der an der ganzen Geschichte beteiligt ist: Wir sind aus keinem einzigen Spiel herausgegangen und haben verdient verloren."
Köllner genervt über Aufstiegsfrage
Die hohe Erwartungshaltung: Gebetsmühlenartig wiederholte Köllner trotz aller Träume,1860 sei kein Aufstiegskandidat - erst recht nicht mit Blick auf die Finanzen: "Wenn man rein die Kohle sprechen lassen würde, kann man auch nicht sagen: Wir können mit einem normalen Auto wie meinem Nissan Formel-1-Rennen fahren und hoffen, der Nissan gewinnt."
1860 habe mit etwa vier Millionen Euro einen zwischen 40 und 80 Prozent geringeren Etat als die Spitzenteams der Liga. Längst nicht so laut wie der schreiende Trap, aber sichtlich entnervt meinte Köllner auf die A-Frage: "Wir wollen die bestmögliche Platzierung erreichen. Ende."
Köllner: "Müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen"
Spaltung, Hass und Hetze: Bleibt zu klären, worüber sich Köllner am meisten erbrechen könnte. "Da wird immer gleich mit dem Finger auf die Spieler gezeigt: Der ist schlecht! Der ist schlecht! Da frage ich mich: Ist das 1860?", meinte Köllner über Beschimpfungen im Internet: Zuletzt musste Rotsünder Dennis Erdmann herhalten.
Köllner dazu: "Klar hat er den Fehler gemacht. Aber die Woche davor war es ein anderer." Möglich, dass Köllner sich auch wegen des Rücktritt-Ärgers um ARGE-Boss Gerhard Schnell echauffierte und darin einen Beleg der zuvor kaum wahrnehmbaren Fan-Spaltung sieht. Wohl jeder Löwe darf sich von Köllners Schlusswort angesprochen fühlen: "Wenn wir als Verein weiterkommen wollen, müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen - und dürfen nicht ständig irgendwen diffamieren! Und sagen: Ihr da drüben seid Idioten!" Köllner habe fertig.