1860: Beifall für ein 0:1! Funkel: „Fantastisch!“

Der TSV 1860 München verliert gegen Lautern, trotzdem sind Fans und Trainer zufrieden. „Ich möchte meinem Team zu dieser Leistung gratulieren“, sagt der Coach. Doch was wird aus ihm?  
von  Filippo Cataldo, Max Wessing
Markus Steinhöfer spielt wieder auf seiner angestammten Position rechts in der Abwehrkette.
Markus Steinhöfer spielt wieder auf seiner angestammten Position rechts in der Abwehrkette. © sampics/AK

Der TSV 1860 München verliert gegen Lautern, trotzdem sind Fans und Trainer zufrieden. Funkel: „Ich möchte meinem Team zu dieser Leistung gratulieren.“ Doch was wird aus ihm?

München - Nein, nein, die Löwen haben am Sonntag nicht gewonnen. Gegen Kaiserslautern kassierten sie die neunte Niederlage, 0:1. Zum Pfeifen, zu Unmutsbekundungen war in der Arena dennoch niemandem zumute. Im Gegenteil: Als die Mannschaft nach dem Spiel in die Nordkurve ging, klatschten die Fans.

Weil sie soeben das mit Abstand beste Spiel mit Löwen-Beteiligung in der Allianz Arena in dieser Saison gesehen hatten. Ein mit höchster Leidenschaft geführtes Spiel, mit Chancen auf beiden Seiten, und, ja, das auch, haarsträubenden Fehlpässen im Mittelfeld und sogar in den Strafräumen.

Weil sie ein Spiel gesehen hatten, das 1860 hätte gewinnen müssen angesichts des Chancenplus und der teils hochklassig vorgetragenen Angriffe vor allem über Markus Steinhöfer, Daniel Adlung und Yuya Osako, der gleich vier Großchancen vergab. Weil die Löwen in Julian Weigl wieder einen Spieler haben, der zauberhafte Diagonalpässe über 40 Meter auf die Fußspitzen seiner Mitspieler schlagen kann; und weil die Löwen nach dem Gegentreffer nicht aufgaben und bis zum Schluss auf den Ausgleich drängten.

Sogar Keeper Gabor Kiraly griff mit an, köpfte kurz vor dem Schlusspfiff sogar an die Latte. „Wir hatten mehr Möglichkeiten als der Gegner, deshalb ist es sehr bitter, dass wir verloren haben. Aber das Spiel hat gezeigt, was wir vorhaben. Wir haben einen ordentlichen Weg eingeschlagen, das sieht man auch“, sagte Daniel Adlung, gestern der beste Löwe.

Auch wenn Trainer Friedhelm Funkel den Bossen nun wieder eine Niederlage erklären muss, wird keiner leugnen können, dass sich viel getan hat im Spiel der Löwen. Es macht Spaß, dieser Mannschaft zuzusehen, selbst wenn sie verliert. Weil sie sich dem Fußball nicht mehr verweigert. „Ich möchte meinem Team zu dieser Leistung gratulieren. Das Ergebnis ist ärgerlich, aber die Mannschaft hat bis zum Schluss alles versucht“, sagte Funkel, „die Leistung der Mannschaft war fantastisch.“

Zu den Löwen gehört aber auch diese Leichtsinnigkeit im Strafraum. Beim 0:1 schien Grzegorz Wojtkowiak so lange die Gedanken von Marcel Gaus erraten zu wollen, bis der Lauterer den Löwen-Verteidiger einfach stehen ließ und den Ball an Kiraly vorbei ins Tor zirkelte (55.).

Möglicherweise kommt das Ergebnis den Bossen um Präsident Gerhard Mayrhofer und Geschäftsführer Markus Rejek aber auch gar nicht mal so ungelegen. Sie wollen nicht, dass die Mannschaft verliert, natürlich nicht. Andererseits verdichten sich die Anzeichen, dass Funkel nach der Saison wieder heim in den Westen ziehen kann. Anfang der Woche hatten sich, wohl zur Verwunderung der Bosse, zahlreiche Spieler für einen Verbleib des Trainers ausgesprochen. Mittlerweile wurde den Spielern vom Klub geraten, solche öffentlichen Liebesbekundungen sein zu lassen. Am Ende könnte womöglich nur noch der neue Sportdirektor Funkel den Job retten. „Man muss im Leben nur eins, ich möchte gar nicht aussprechen, was. Alles andere ergibt sich aus Gesprächen, die werden wir in den nächsten Wochen führen“, sagte Funkel nach dem Spiel über seine Zukunft.
 

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